Vorwort
Auch, wenn es auf dem ersten Blick aktuell (noch) nicht direkt erkennbar ist: dieser Beitrag wurde nicht von SaniOnTheRoad selbst geschrieben sondern von demjenigen, der im Impressum als Webmaster hinterlegt ist und bisher nur technisch beim Betrieb dieses Blogs unterstützt hat. Anders gesagt: Mein Name ist David, ich lebe in NRW und stecke im Moment mitten in den Abiturprüfungen. In meiner Freizeit engagiere ich mich seit zwei Jahren ehrenamtlich beim Deutschen Roten Kreuz. Der Fokus dieses Blogs liegt durchaus auf dem Hauptamt – an dieser Stelle möchte ich allerdings mal einen Blick aufs Ehrenamt, genauer gesagt den Lehrgang zum Sanitätshelfer werfen.
Allgemeines zum Lehrgang
Die Ausbildung zum Sanitäter (auch Sanitätshelfer genannt) ist eine von vier möglichen Fachdienstausbildungen, welche im Ehrenamt absolviert werden können. Grundlegendes zum Thema Fachdienstausbildung hatte SaniOnTheRoad hier bereits angesprochen:
Die Fachdienstausbildung ist die erste spezifische Ausbildungsstufe – der Helfer erwirbt hier tiefergehende Kenntnisse auf einem Fachgebiet – zum Beispiel im Sanitätsdienst oder im Betreuungsdienst. Die Fachdienstausbildung setzt in der Regel eine abgeschlossene Helfergrundausbildung voraus – und wie dort auch das vollendete 16. Lebensjahr.
– „Kleines 1×1 des Rettungsdienstes“ – Teil 20: Ein Blick auf das Ehrenamt
Vorgaben für die jeweiligen Ausbildungen können je nach Bundesland variieren – in diesem Beitrag beziehe ich mich deshalb ausschließlich auf die geltende Ausbildungs- und Prüfungsverordnung des Landesverbandes Westfalen-Lippe e. V..
Demnach ist der Sanitäter primär für die Erstversorgung und Betreuung von Verletzten und Kranken bei Veranstaltungen und Großschadenslagen ausgelegt. Die Ausbildung beträgt 60 Stunden und findet in der Regel an mehreren Wochenenden statt, am Ende erfolgt eine Prüfung.
Lehrgangsinhalte
Der Fokus beim Sanitäter liegt grundsätzlich darin, Notfallpatienten frühzeitig zu erkennen, lebensrettende Sofortmaßnahmen durchzuführen und den Rettungsdienst oder den Notarzt bei einer weiterführenden Behandlung zu unterstützen.
Maßnahmen, die bereits aus dem Erste-Hilfe-Kurs bekannt sein sollten, wurden wiederholt und thematisch weiter vertieft; das theoretische Wissen über Anatomie und Physiologie des Menschen wurde ausgebaut und einige neue Themengebiete kamen ebenfalls dazu. Am interessantesten dürfte hierbei die Gabe von Sauerstoff sein – hierbei handelt es sich um das einzige Medikament, welches auch von Sanitätern bereits in gewissen Rahmen verabreicht werden darf. Einmal theoretisch besprochen, war die O₂-Gabe von nun an praktisch in so gut wie jedem Fallbeispiel gefordert. Ebenfalls behandelt und während der Prüfung abgefragt wurde das Vorbereiten und Anreichen von Intubation, Injektion und Infusion, um den Notarzt bei invasiven Maßnahmen unterstützen zu können.
Eigene Erfahrungen während des Lehrgangs
Neben zwei Ausbildern (beide Rettungssanitäter und seit vielen Jahren im Ehrenamt tätig) war es auch ein Notarzt, welcher ab und zu nach seinem Schichtende noch Zeit für uns gefunden und die Ausbildung ergänzt hat. Meiner Meinung nach eine durchaus interessante Erweiterung des Lehrgangs, denn insbesondere er konnte zu fast sämtlichen Unterrichtsthemen etwas aus seiner bisherigen Tätigkeit im Rettungsdienst erzählen und damit vereinzelte Theorieblöcke wesentlich greifbarer darstellen.
Die Lehrgangsteilnehmer selbst – zu Beginn insgesamt 22 in ihrer Zahl – waren in ihren Vorerfahrungen jeweils sehr unterschiedlich: Von Ersthelfern ohne bisherigen Patientenkontakt über Gesundheits- und Krankenpfleger sowie eine angehende Assistenzärtzin war wirklich alles dabei. So kam es auch, dass einige Teilnehmer die Theorie eher gelassen absaßen und andere die Unterrichtspausen nutzten um Ausbilder und Notarzt mit Fragen zu durchlöchern.
Der Lehrgang selbst bestand aus insgesamt vier Wochenenden, beginnend um jeweils 9 Uhr morgens in der Geschäftsstelle des örtlichen Kreisverbandes. Für unseren Lehrgang gab es dabei eine Neuheit: Normalerweise plante man für die Sanitätsfachdienstausbildung mindestens sechs Wochenenden ein, an uns wurde dementsprechend eine zeitlich komprimierte Version ausprobiert. Gegen Ende des Lehrgangs waren sich sowohl einige Rotkreuzleiter sowie Teilnehmer selbst einig, dass sechs Wochenenden vermutlich sinnvoller gewesen wären.
Hauptsächlich dafür verantwortlich waren im Prinzip zwei Punkte: Einerseits wurde durch die verkürzte Wochenendsanzahl der Inhalt, welcher pro Tag vermittelt wurde, um einiges größer – insbesondere für die Teilnehmer ohne großartige Vorerfahrungen sicherlich an der ein oder anderen Stelle überwältigend. Andererseits blieb aufgrund der überdurchschnittlich großen Teilnehmeranzahl auch teilweise schlichtweg die Zeit weg, um jedem Teilnehmer ein adäquates, praktisches Üben (sei es die Reanimation oder verschiedene Fallbeispiele) zu ermöglichen.
Die Prüfung
Laut der geltenden San-APO (Sanitäter Ausbildungs- und Prüfungsverordnung) gliedert sich die Prüfung in zwei Prüfungsteile:
- Eine Reanimation im Zweihelfer-Verfahren, wobei die Helferposition einmal gewechselt wird, sodass jeder die Kompression und die Beatmung durchführen muss
- Die Durchführung von zwei Fallbeispielen in Teamarbeit, ausgewählt aus einem Fallbeispielkatalog des Curriculums Sanitätsdienstausbildung. Dabei gibt es ein Fallbeispiel mit nicht notfallmedizinischem sowie eins mit notfallmedizinischem Inhalt.
Zusätzlich gab es bei uns noch eine schriftliche Prüfung, welche allerdings keinen direkten Einfluss auf das Bestehen (oder Durchfallen) hatte. Sie diente ausschließlich als Lernerfolgskontrolle und als Orientierung für Teilnehmer, welche nach der Ausbildung zum Sanitäter noch an einer Fortbildung zum Rettungshelfer NRW teilnehmen wollten – denn spätestens bei dieser Qualifikation gehört eine schriftliche Prüfung standardmäßig dazu.
Der Prüfungsausschuss setzte sich aus den beiden Ausbildern (wobei einer nach San-APO Fachberater für Ausbildungen sein muss) sowie der Kreisrotkreuzleitung zusammen. Die San-APO sieht zusätzlich noch einen Kreisverbandsarzt als Vorsitzenden während der Prüfung vor, welcher bei uns aufgrund kurzfristig aufgetretener Komplikationen allerdings nicht mit anwesend war.
Die erwähnten Prüfungsteile werden in Zweierteams absolviert; die Teams wurden zu Beginn des Lehrgangs ganz unkompliziert über gezogene Nummern ausgelost.
Erfahrungen aus meiner Prüfung
Die Prüfung selbst teilte sich auf ein Wochenende auf – Samstag ging es mit der schriftlichen Erfolgskontrolle sowie der Reanimationsprüfung los, Sonntag standen die Fallbeispiele an.
Ich persönlich empfand das Prüfungswochenende entspannt: Wir wurden großzügig über den Prüfungsablauf aufgeklärt, sogar der Katalog an Fallbeispielen samt Bewertungshorizont war uns bekannt. Zusätzlich hatte ich vorher ausgiebig mit meiner Teampartnerin geübt und wir waren beide zuversichtlich, dass das Wochenende relativ überschaubar werden sollte.
Schriftliche Erfolgskontrolle nach knapp 15 Minuten abgegeben – zur Verfügung stand eine komplette Stunde -, Reanimationsprüfung verlief nach unserer Einschätzung sehr gut nach Plan.
Die Fallbeispiele am nächsten Tag waren ebenfalls recht zügig abgearbeitet: Als nicht-notfallmedizinisches Fallbeispiel erwartete uns ein Patient, welcher bei 35°C Außentemperatur über Schwindel und Übelkeit klagte. In den Schatten verlagert, Kleidung geöffnet, ein kühles Getränk angeboten und die üblichen Vitalparameter erhoben, dann war das Fallbeispiel auch schon beendet.
Im notfallmedizinischen Fallbeispiel hingegen war es dann ein Patient, welcher nach einem Sturz mit der Brust auf einen Barren im Sportunterricht über akute Atemnot klagte. Grob gesagt: Anamnese und Standarddiagnostik, Sauerstoffgabe sowie Wärmeerhalt, Nachforderung von RTW & NEF, anschließend Vorbereitung einer Infusion und Injektion und auch dieses Fallbeispiel war erledigt.
Nach der Prüfung
Am Ende des Prüfungstages konnte sich unser Kreisverband über 17 neue Sanitäter freuen – die anderen fünf Teilnehmer, welche ursprünglich dabei waren, konnten ihre Prüfung aus diversen Gründen nicht antreten.
Einige Teilnehmer nehmen nun noch an einem Aufbaulehrgang zum Rettungshelfer NRW teil. Der Rettungshelfer wird vorrangig im qualifizierten Krankentransport eingesetzt und unterteilt sich in 80 Stunden theoretische Ausbildung und 80 Stunden Praktikum auf einer Lehrrettungswache. Der Vorteil: die 60 Stunden vom Sanitäter lassen sich problemlos anrechnen, weshalb sich der Aufbaulehrgang – sofern die Zeit dafür besteht – auf jeden Fall anbietet.
Fazit
Was fand ich gut an der Ausbildung, was nicht?
Positiv:
- Der Lehrgang zum Sanitäter bietet die grundlegende Ausbildung, um ehrenamtlich im Katastrophenschutz oder auf Sanitätswachdiensten eingesetzt werden zu können
- Insbesondere nach zwei Jahren coronabedingter Pause war die Freude umso größer, nun endlich mit einer medizinischen Ausbildung zu starten
- Die direkte Möglichkeit, an einem Aufbaulehrgang zum Rettungshelfer teilzunehmen. Insbesondere, da der Standort des Kreisverbandes selbst eine Lehrrettungswache beinhaltet, ist ein dortiges Praktikum ohne großartigen Aufwand möglich.
Negativ:
- Die verkürzte Anzahl an Ausbildungstagen (trotz gleichbleibender Inhaltsmenge) hat leider doch dafür gesorgt, dass das ein oder andere Thema nicht wirklich zufriedenstellend behandelt wurde. Für die Helfer bedeutet das, in ihren eigenen Ortsvereinen diese Themen – bestenfalls – aufzuarbeiten.
- Mit einer Teilnehmerzahl von anfangs 22 Helfern war der Kurs verhältnismäßig groß, was dementsprechend auch Auswirkung auf die Lernumgebung hatte. Es wäre aus meiner Sicht vermutlich sinnvoller gewesen, den Lehrgang in zwei kleinere aufzuteilen.
- Organisation: dieser Punkt betrifft zwar nicht den Inhalt, hat aber teilweise doch an der ein oder anderen Stelle für Frust gesorgt. Lehrgangsmaterialien kamen teils verspätet und auch über erforderliche Dokumente (welche z.B. für die Anmeldung zum Rettungshelfer erforderlich waren) wurden wir erst spät informiert.
Abschließend ist der Lehrgang definitiv für alle empfehlenswert, welche ehrenamtlich in den medizinischen Bereich (beispielsweise in Form von Sanitätsdiensten) einsteigen möchten. Der Erfolg der Teilnehmer ist dabei verständlicherweise auch von der Umsetzung der jeweiligen Ausbilder abhängig. Für absolute Laien kann der theoretische Inhalt auf den ersten Blick ein bisschen erschlagend wirken – grundsätzlich ist es aber definitiv machbar und im Hinblick auf höhere Qualifikationen durchaus notwendig.
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