„Kleines 1×1 des Rettungsdienstes“ – Teil 19: Die Rettungswache

„Kleines 1×1 des Rettungsdienstes“ bietet eine Übersicht über Aufbau, Struktur und Gepflogenheiten des Rettungsdienstes in Deutschland. Hier geht es um das, was Interessenten und Neueinsteiger wissen sollten.

Zu „Teil 18 – First Responder“ geht es hier.

Teil 19 – Die Rettungswache

Auf Wunsch von AprilRain möchte ich heute den Aufbau einer Rettungswache – sprich: was findet man dort und was gehört dazu – etwas näher bringen.

„Die Wache“ wurde in meinen Beiträgen bisher schon ziemlich oft erwähnt, ohne näher darauf einzugehen.

Vorneweg möchte ich die nachfolgenden zwei „Sichtweisen“ auf die Rettungswache hinweisen – zum einen mal als Gebäude mit einem bestimmten Aufbau, zum anderen als organisatorische Einheit. Die Rettungswache ist nämlich meist beides.

Das Gebäude „Rettungswache“

Die Rettungswache ist praktisch der Mittelpunkt des rettungsdienstlichen Lebens außerhalb der Einsätze – folglich muss sie für die Erhaltung und Wiederherstellung der Einsatzbereitschaft, sowohl für die Fahrzeuge als auch das Personal, ausgelegt sein.

Je nach der örtlichen Organisation, den vorhandenen Fuhrpark, der Personalstärke und anderen Besonderheiten – z.B. kombinierten Feuer- und Rettungswachen oder Beherbergung von Katastrophenschutzeinheiten – kann der Aufbau sehr unterschiedlich ausfallen.

Die Fahrzeughalle

„Herzstück“ einer Rettungswache ist die Fahrzeughalle – hier werden die Fahrzeuge in der einsatzfreien Zeit abgestellt, gewartet, gepflegt, gecheckt und aufgefüllt. Dementsprechend ist die Fahrzeughalle schon recht großzügig dimensioniert und muss zumindest allen regulären Einsatzfahrzeugen Platz bieten, oft sind auch Stellplätze für Ersatzfahrzeuge vorgesehen.

Gerade auf Lehrrettungswachen – sprich: wo die praktische Ausbildung von Rettungs- und Notfallsanitätern stattfindet – muss zudem genügend Platz für praktische Übungen in der Halle bestehen.

Im Regelfall findet sich hier neben dem Fuhrpark selbst auch etwas „Werkstatt-Equipment“, kleinere Ersatzteile, Staubsauger und Putzmaterial.

Die Desinfektionshalle

Zumindest auf größeren Rettungswachen wird eine Desinfektionshalle zur Außenreinigung der Fahrzeuge bzw. zur Desinfektion nach Infektionsfahrten vorgehalten. Dazu gibt es ergänzend eine Desinfektionsschleuse, bei der man die Möglichkeit hat, die Kleidung zu wechseln und zu duschen.

Neben Reinigungsmitteln für die Außenreinigung werden hier die lokal verwendeten Desinfektionsmittel entsprechend des Hygieneplans vorgehalten.

In aller Regel gibt es auch einen zusätzlichen Desinfektionsraum mit Rein-Unrein-Trennung, wo das Desinfketionsmaterial gelagert und ggf. Mehrwegmaterial wiederaufbereitet wird.

Büros

Das umfasst zum einen natürlich das Mitarbeiterbüro, in dem die Einsatzerfassung für die Abrechnung, die Dokumentation sowie weitere im Dienst anfallende organisatorische Tätigkeiten (z.B. das Einbuchen zum Dienst) stattfinden. Hierfür sind – je nach Größe der Wache – mehrere Computer vorhanden sowie entsprechend Platz zum Schreiben und meist auch für entsprechende Ordner.

Gelegentlich wird das Mitarbeiterbüro auch mit dem Aufenthaltsraum kombiniert, gerade auf älteren Rettungswachen.

Der Wachenleiter hat i.d.R. ein eigenes Büro, um seinen Tätigkeiten (dazu später mehr) nachkommen zu können.

Auf manchen Rettungswachen haben Funktionsträger (z.B. Praxisanleiter, MPG-Beauftragter) zudem ein zusätzliches Büro.

Der Aufenthaltsraum

Im Prinzip ist dieser sehr variabel gestaltet und lässt sich am ehesten als „Wohnzimmer der Wache“ bezeichnen. Couch, Fernseher, Esstisch – gehört alles üblicherweise dazu. Bisweilen finden sich auch Billardtische oder Spielkonsolen – oft durch Trinkgelder oder die „Wachenkasse“ finanziert.

Ruheräume

Die Ruheräume sind meist weniger groß gestaltet und haben zumindest ein Bett mit Nachttisch als Mindestausstattung. Weitere Tische, Sitzgelegenheiten, evtl. auch eigene Fernseher oder Spinde können hier ebenfalls zu finden sein.

Das Lager

Alles, was üblicherweise an Verbrauchsmaterial anfällt, ist im Lager zu finden – von Verbandmaterial über Endotrachealtuben und EKG-Klebeelektroden bis zu den Medikamenten gibt es alles. Betäubungsmittel werden, sofern sie auf der Wache vorgehalten werden, in einem Tresor gelagert. Lediglich die Sauerstoffflaschen werden – aus Brandschutzgründen – meist außerhalb des Gebäudes gelagert.

Auf „moderneren“ Rettungswachen gibt es hier sogar elektronische Inventursysteme – das Verbrauchsmaterial wird einzeln erfasst und bei zu geringen Beständen erfolgt an den „Lagerbeauftragten“ eine Meldung zur Nachbestellung.

Der Lehrsaal

Für Lehrrettungswachen ist er vorgeschrieben – bei anderen ist er optional: ein ausreichend dimensionierter Lehrsaal.

Wird er nicht intern für die Aus- und Fortbildung genutzt, finden hier gelegentlich auch Erste-Hilfe-Kurse oder Schulungen aus dem Ehrenamt statt. Für Wachensitzungen wird er zudem meist genutzt.

Die Rettungswache als organisatorische Einheit

Die Rettungswache ist praktisch eine Zweigstelle der rettungsdienstbetreibenden Organisation und der „Stützpunkt“ des Rettungsdienstes vor Ort.

Rettungsdienstpersonal ist meist einer bestimmten Rettungswache zugeordnet – der Stammwache – wo es regelmäßig eingesetzt wird. Die Stammwache ist also die reguläre Arbeitsstätte.

Dienstpläne, insbesondere Jahresdienstpläne, beziehen sich fast immer auf eine bestimmte Rettungswache. Die Dienstplangestaltung erfolgt also „pro Wache“.

Die Wache zeichnet sich zudem dadurch aus, dass verschiedene Funktionsträger im Bereich der Rettungswache für einen speziellen Bereich zuständig sind. Einige Beispiele dafür wären…

Der Wachenleiter

Der Wachenleiter ist der „Chef des Ganzen“, er leitet die Rettungswache und trägt die Verantwortung für sie – er ist für alle Mitarbeiter der erste Disziplinarvorgesetze und der Ansprechpartner bei Problemen.

Meist ist er zudem für die Erstellung der Dienstpläne verantwortlich, was oft einen Großteil der Arbeit ausmacht.

Bei Fahrzeugdefekten, Mitarbeiterausfällen oder sonstigen Problemen in und um den Dienst ist meist er derjenige, der für die Lösung verantwortlich ist.

Praxisanleiter

Praxisanleiter haben eine zusätzliche Ausbildung genossen und sind für die fachpraktische Ausbildung von Rettungssanitätern und Notfallsanitätern auf der Rettungswache zuständig. Das umfasst sowohl Theorieteile als auch praktische Übungen und die Ausbildung im Realeinsatz.

Die Planung von Aus- und Fortbildungen fällt ebenfalls in den Tätigkeitsbereich der Praxisanleiter.

MPG-Beauftragter

Der Medizinprodukte-Sicherheitsbeauftragte ist für die Einsatzfähigkeit der Medizinprodukte, insbesondere der aktiven MP, zuständig. Bei Defekten kümmert er sich um deren Behebung und ggf. um Ersatzgeräte; bei Neuanschaffungen wird er zu Rate gezogen.

In der Regel hat er für die verschiedenen Medizinprodukte Herstellereinweisungen erhalten und führt die Anwendereinweisungen auf der Rettungswache durch.

Desinfektor

Ansprechpartner für alle Fragen zur Hygiene – der Desinfektor. Haupttätigkeit ist neben den Führen des Desinfektionsnachweises und Beratung bei bestimmten infektiösen Erkrankungen auch die Hygieneeinweisung aller Mitarbeiter.

Zudem gehört auch die Überwachung der Desinfektion und Einhaltung des Hygieneplans zu seinen Aufgaben.

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Über SaniOnTheRoad

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SaniOnTheRoad

Notfallsanitäter, Teamleiter und Administrator des Blogs. Vom FSJler über Ausbildung bis zum Haupt- und Ehrenamt im Regelrettungsdienst und Katastrophenschutz so ziemlich den klassischen Werdegang durchlaufen. Mittlerweile beruflich qualifizierter Medizinstudent im vorklinischen Abschnitt. Meine Schwerpunkte liegen auf Ausbildungs- und Karrierethemen, der Unterstützung von Neueinsteigern, leitliniengerechten Arbeiten sowie Physiologie, Pathophysiologie, Pharmakologie und EKG für den Rettungsdienst. Mehr über mich hier.


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