„Kleines 1×1 des Rettungsdienstes“ – Teil 25: Praktikum im Rettungsdienst

„Kleines 1×1 des Rettungsdienstes“ bietet eine Übersicht über Aufbau, Struktur und Gepflogenheiten des Rettungsdienstes in Deutschland. Hier geht es um das, was Interessenten und Neueinsteiger wissen sollten.

Zu „Teil 24 – Die Luftrettung“ geht es hier.

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Teil 25 – Praktikum im Rettungsdienst

Für viele Interessenten, die „einfach mal reinschnuppern“ wollen, ist es die Gelegenheit schlechthin: ein Praktikum im Rettungsdienst.

Schon im fünften Teil aus „Kleines 1×1 des Rettungsdienstes“ habe ich das Thema angeschnitten – nachdem es allerdings sehr viele Fragen zum Thema „Praktikum im Rettungsdienst“ gibt, halte ich es für sinnvoll, es nochmal fokussierter zu beschreiben.

Gerade die Frage, ob und unter welchen Umständen ein Praktikum im Rettungsdienst möglich ist, scheint geradezu quälend zu sein 🙂 – dem wollen wir hiermit etwas Abhilfe schaffen!

Ist ein (Schüler-)Praktikum im Rettungsdienst möglich?

Die Antwort ist ein klares „Jein“ oder ein eindeutiges „Es kommt drauf an“.

Einheitliche Regelungen zum Umgang mit Praktikanten gibt es im Rettungsdienst nicht – dementsprechend unterscheiden sich die Vorgehensweisen regional, von Organisation und zum Teil sogar von Wache zu Wache.

Es ist allerdings auch nicht allgemein verboten, ein Praktikum im Rettungsdienst zu absolvieren.

Wirkliche Abhilfe schafft hier meist nur die direkte Nachfrage auf der Wache, auf der man das Praktikum absolvieren möchte.

Unter welchen Bedingungen sind Schülerpraktika im Rettungsdienst möglich?

Die „Kriterien“ variieren ebenfalls erheblich.

Gängige Varianten sind bspw.

  • nur volljährige Praktikanten oder
  • nur Praktikanten mit einem bestimmten Mindestalter (z.B. 16 Jahre), oder
  • nur Praktikanten mit gewissen Vorkenntnissen (das kann ein aktueller EH-Kurs sein, oder ein SAN-Kurs aus dem Ehrenamt) oder
  • keine Einschränkungen (bis auf die des Jugendarbeitsschutzgesetzes)

Gerade das Jugendarbeitsschutzgesetz macht vielen das Leben schwer – denn: das Arbeitsumfeld des Rettungsdienstes lässt sich einfach nur schlecht damit in Einklang bringen. Allein die Schichtlänge von üblicherweise 12 Stunden in der Notfallrettung und die „Nichteinhaltbarkeit“ fester Pausenzeiten stellen ein erhebliches Problem dar.

Daher hat man als volljähriger Praktikant grundsätzlich die besten Chancen, ein Praktikum im Rettungsdienst zu absolvieren. Allerdings werden auch durchaus minderjährige Schülerpraktikanten durchaus angenommen – dann allerdings oftmals unter Auflagen.

Wie sieht der Einsatz als Praktikant aus? Worauf sollte man sich einstellen?

Die Planung des Einsatzes obliegt in der Regel der Wachenleitung bzw. der Praxisanleiter.

Es kann gut möglich sein, dass man „nur“ im Rahmen der Notfallrettung eingesetzt wird – aber auch der Einsatz im Rahmen des qualifizierten Krankentransports und der Notfallrettung ist möglich.

Gerade bei minderjährigen Praktikanten ist oftmals nur ein Einsatz im qualifizierten Krankentransport durchaus üblich, keine Notfallrettung. Hier sind die Schichtzeiten oftmals kürzer (oft 8 Stunden), der Feierabend ist planbarer und die Wahrscheinlichkeit, mit belastenden Notfällen konfrontiert zu werden, deutlich geringer.

Man sollte sich auf jeden Fall darauf einstellen, genügend „Input“ zu bekommen und „mit Anpacken“ zu müssen – mit den Händen im Hosensack und auf der Couch schlafend wird man als Praktikant keine Freude haben können.

Ansonsten hängt viel davon ab, was abgesprochen wird, was zeitlich realisierbar ist und wie sich der Praktikant selbst gibt – wer sich reinhängt, bekommt das in der Regel auch honoriert.

Wie sollte man sich als Praktikant verhalten?

Da verweise ich einfach mal auf die Grundlagen, die in Teil 5 beschrieben wurden (zum Beitrag).

FAQs zum Thema „Praktikum im Rettungsdienst“

Muss ich mich schriftlich bewerben?

Das wird unterschiedlich gehandhabt – eine schriftliche Bewerbung, die zumindest mal ein Anschreiben und einen Lebenslauf umfasst, kommt allerdings immer gut an.

Wer sind die zuständigen Ansprechpartner?

In aller Regel ist die Wachenleitung, auf der das Praktikum absolviert wird/werden soll, der Ansprechpartner für alle organisatorischen Fragen und Probleme – sonst natürlich auch jeder Kollege, mit dem man den Dienst versieht.

Wie viele Stunden dürfen minderjährige Praktikanten in der Woche auf der Wache sein?

Die wöchentliche Höchstarbeitszeit beträgt gemäß Jugendarbeitsschutzgesetz 40 Stunden.

Gibt es festgeschriebene Lernziele?

Nein – Lernziele können und sollten allerdings vor bzw. zu Beginn des Praktikums in Absprache mit der Wachenleitung und ggf. betreuender Lehrkräfte festgelegt werden.

Sind medizinische Vorkenntnisse erforderlich?

De jure: nein.

De facto: man wird sich sehr schwer tun, Dinge zu verstehen, die um einen herum ablaufen, wenn man so gar keine Vorkenntnisse hat – das mindert natürlich den Praktikumserfolg. Zumindest sollte man sich mit dem Thema „Rettungsdienst“ gezielt auseinandersetzen und eine „Auffrischung“ der Erste-Hilfe-Kenntnisse schadet auch nicht.

Habe ich als Praktikant bestimmte Aufgaben?

Nein – üblicherweise heißt es „mitmachen, was anfällt“. Das gilt sowohl im Einsatz als auch in der einsatzfreien Zeit auf der Wache. Wenn es Dinge zu erledigen gibt, sollte man als Praktikant ohne große Aufforderung mithelfen.

Wird passende Arbeitskleidung gestellt?

Dienstkleidung wird vom Arbeitgeber gestellt – lediglich Sicherheitsschuhe (S3) müssen in der Regel selbst organisiert werden.

Quellen

Bundesamt für Justiz (2021): Jugendarbeitsschutzgesetz vom 12. April 1976 (BGBl. I S. 965), das zuletzt durch Artikel 2 des Gesetzes vom 16. Juli 2021 (BGBl. I S. 2970) geändert worden ist, abgerufen unter https://www.gesetze-im-internet.de/jarbschg/BJNR009650976.html am 03.02.2022.

SaniOnTheRoad (2019): „Kleines 1×1 des Rettungsdienstes“ – Teil 5: Willkommen auf der Rettungswache, abgerufen unter https://saniontheroad.com/kleines-1×1-des-rettungsdienstes-teil-5/ am 03.02.2022.

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Über SaniOnTheRoad

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SaniOnTheRoad

Notfallsanitäter, Teamleiter und Administrator des Blogs. Vom FSJler über Ausbildung bis zum Haupt- und Ehrenamt im Regelrettungsdienst und Katastrophenschutz so ziemlich den klassischen Werdegang durchlaufen. Mittlerweile beruflich qualifizierter Medizinstudent im klinischen Abschnitt des Studiums. Meine Schwerpunkte liegen auf Ausbildungs- und Karrierethemen, der Unterstützung von Neueinsteigern, leitliniengerechten Arbeiten sowie Physiologie, Pathophysiologie, Pharmakologie und EKG für den Rettungsdienst. Mehr über mich hier.