„Kleines 1×1 des Rettungsdienstes“ – Teil 5: Willkommen auf der Rettungswache

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„Kleines 1×1 des Rettungsdienstes“ bietet eine Übersicht über Aufbau, Struktur und Gepflogenheiten des Rettungsdienstes in Deutschland. Hier geht es um das, was Interessenten und Neueinsteiger wissen sollten.

Zu „Teil 4 – Einstieg in den Rettungsdienst“ geht es hier.

Teil 5 – Willkommen auf der Rettungswache

Für manche Interessenten und alle Einsteiger kommt der Tag – man ist zum ersten Mal auf der Rettungswache und man darf zum ersten Mal „Rettungsdienst hautnah“ erleben. Manche als (Schüler)praktikanten, andere als Hospitanten für ein FSJ oder oder oder…

Neben Vorfeude kommt oft auch ein Ticken Unsicherheit dazu – vom Alltag, von den Einsätzen und den Miteinander auf der Wache weiß man oft…nicht gerade viel. Meist sind es eher die von den Medien geprägten Vorstellungen und das eigene Klischeedenken.

Der Haken: Rettungsdienstler sind ein eigenes „Völkchen“ und bisweilen auch verschroben – was in anderen Berufen egal ist, spielt zum Teil im Rettungsdienst eine übergroße Rolle. Was woanders ein kleiner Fauxpax ist, kann im Rettungsdienst mit wochenlanger Ignoranz gestraft werden.

Also alles in allem Grund genug, sich „Tag 1“ und die Vorbereitung von diesem mal genauer anzuschauen.

Vor dem „Tag 1“

Bevor es zum ersten Tag kommt, muss man natürlich diesen Termin überhaupt bekommen – das kann durchaus unkonventionell mit einem Anruf, aber auch einer „klassischen“ Bewerbung erfolgen.

Vor dem Beginn sollte man natürlich auch einen Hauch Informationen gesammelt haben – wer ist zuständig? Auf welcher Wache will man das Praktikum absolvieren?

Die Praktikumsbewerbung

  • Es bietet sich an, telefonisch zu erfragen, ob auf der gewünschten Wache Praktika oder Hospitationen möglich sind – ein Anruf auf der Wache (siehe Telefonbuch oder Internet) ist da am zielführendsten. Und: selbstverständlich nicht über die 112 anrufen – nicht nur, dass man hier Notrufmissbrauch begeht, sondern man kommt auch definitiv nicht da raus, wo man hin will
  • bei schriftlichen Bewerbungen gilt: normale Bewerbung, für ein Praktikum reichen Anschreiben und Lebenslauf aus. Sowohl von Form, Inhalt und Rechtsschreibung sollten diese aber ordentlich sein.
  • zuständig sind i.d.R. Wachenleiter, Ausbildungsleiter oder (seltener) die Rettungsdienstleitung
  • Wichtig: bei Rückfragen nicht nur Datum, sondern auch Dienstbeginn und Schicht erfragen!

Was muss man nach erhaltenem Termin machen? Was muss man zur Vorbereitung machen?

  • Sich an besagtem Tag nichts mehr vornehmen – ein planbarer Feierabend kann nicht garantiert werden
  • Man sollte sich etwas zu Essen und Trinken mitnehmen – es ist nicht sicher, dass man dazu kommt, sich im Laufe des Tages etwas zu holen
  • “Basics“ lernen – welche Fahrzeuge es im Rettungsdienst gibt, welche davon auf der Wache vorgehalten werden, welche Qualifikationen es gibt, wer die zuständigen Ansprechpartner sind und ein paar Ausrüstungsgestände nennen können kommt gut an
  • wenn nicht schon geschehen: ein Erste-Hilfe-Kurs zur Auffrischung schadet nicht
  • Sicherheitsschuhe organisieren – für Praktikanten und Hospitanten werden in der Regel keine Sicherheitsschuhe gestellt; erforderlich ist die Schutzklasse S3

An Tag 1

Ist der große Tag nun da, kann es (endlich) losgehen. Brote sind geschmiert, Sicherheitsschuhe dabei, EH-Kenntnisse aufgefrischt – was kommt nun?

Auf der Wache

  • Pünktlich erscheinen – das heißt nicht zu Dienstbeginn, sondern schon eine halbe Stunde vorher. Vorstellung, Formalien, Einkleidung sollte schon erledigt sein – Dienstbeginn heißt: Du bist umgezogen und einsatzklar!
  • sich jedem vorstellen – und zwar mit Name und Funktion! Es ist eigentlich eine absolute Grundregel der Höflichkeit; beim Vergessen des Vorstellens wird man als Praktikant aber auch schnell mal auf der Wache vergessen. Ein absolutes Muss – sonst macht man sich schon zu Schichtbeginn unbeliebt!
  • Gepflegtes Erscheinungsbild – eigentlich auch eine Grundregel, sie sei hier dennoch mal erwähnt. Ein Zweireiher-Anzug ist genauso unangebracht wie dreckiges T-Shirt und Jogginghose.
  • Vorschriften beachten – das bedeutet auch: Fingernägel kurz geschnitten und ohne Nagellack, lange Haare am besten mit Haargummi zusammenbinden.
  • Interesse – man sollte schon etwas Interesse zeigen und sich auch mal etwas erklären lassen und sich mit den Kollegen unterhalten. Als „Küken“ direkt auf der Couch zu liegen und Kaffee zu trinken als wäre man schon ewig dabei kommt überhaupt nicht gut…
  • Mitarbeit – auch ohne Einsätze fallen auf einer Rettungswache verschiedenste Arbeiten an. Es sollte selbstverständlich sein, bei den täglichen Aufgaben auch ungefragt die Mithilfe anzubieten
  • sich wirklich jedem vorstellen – so wichtig, dass es nochmal erwähnt werden muss. Besser, man stellt sich jedem dreimal vor, als dass man auch nur einen vergisst
  • Handy – permanenter Blick auf den Bildschirm sollte man zumindest als Praktikant besser sein lassen
  • Ansprache – im Rettungsdienst ist Duzen, unabhängig von Dienstalter und Qualifikation, üblich

Im Einsatz

  • Verhalten gegenüber Patienten – auch hier gelten die Grundregeln der Höflichkeit mit Umgangsformen, Vorstellung (wenn es die Situation zulässt) und selbstverständlich dem Siezen der Patienten
  • Nicht aufspielen – wer am ersten Tag eine zu große Klappe hat, wird bisweilen „auseinandergenommen“. Grundregel: wer wenig weiß und noch weniger gesehen hat, sollte nicht von seinen „Heldentaten“ berichten
  • Ehrlichkeit – wenn man etwas nicht weiß oder nicht kann, sollte man das ruhig, aber deutlich sagen. Das sollte man auch in Hinblick auf die eigene Qualifikation so handhaben.
  • Nachfragen – Nachfragen sollten der Situation angemessen sein; bei einem akuten Notfall sind keine „Wissensfragen“ zu stellen
  • Maßnahmen – nur beherrschte Maßnahmen sind im Einsatz anzuwenden. Wer noch nichts beherrscht (Tag 1), sollte grundsätzlich nur die Dinge anwenden, die einem auf der Wache gezeigt wurden und die Kollegen einem „erlauben“
  • Anamnese – wird eine Anamnese erhoben, ist zu schweigen.
  • Mithilfe – auch din Mithilfe beim Tragen von Material, Patienten, Vorbereitung der Fahrtrage und – je nach Fähigkeiten – der Versorgung von Patienten gehört dazu

Nach dem Einsatz

  • Das Fahrzeug reinigen, Geräte fertig machen und Auffüllen gehört dazu
  • wenn Fragen bestehen: jetzt ist die Gelegenheit!
  • wenn Probleme aufgetaucht sind: jetzt ist die Gelegenheit!

Allgemein

Mit Grundregeln der Höflichkeit und des gesunden Menschenverstandes kommt man doch ganz gut durch die ersten Tage. Wer längere Zeit auf der Wache verbringt, sollte aber doch noch einige zusätzliche Dinge beachten.

  • Zur Übergabe sollte das Fahrzeug aufgeräumt, sauber und aufgefüllt sein – dran denken, nichts persönliches im Fahrzeug zu lassen
  • Getragene Dienstkleidung gehört in den Kleiderabwurf
  • Tagsüber im Dienst schlafen ist für Praktikanten ein No-Go
  • Eigeninitiative – traditionell wird Praktikanten nicht nachgelaufen. Wer etwas machen/üben/lernen möchte, muss fragen
  • der Umgang mit der Fahrtrage sollte nach ein paar Tagen sitzen
  • Gerüchte, Hetze und Co. – gehört zwar sicherlich zum Rettungsdienst, sollte man allerdings angesichts des eigenen Rufs als Praktikant komplett unterlassen. Gilt erst recht, wenn man besagte Personen gar nicht kennt.

Und wie man merkt: eigentlich alles kein Hexenwerk – wer sich an ein paar Grundregeln hält, wird nicht anecken und ein paar interessante Tage auf der Wache verbringen können 😉

Wie mein „Tag 1“ ablief erfahrt ihr hier!

Im nächsten Teil folgt: wie läuft ein Rettungsdiensteinsatz ab?

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Über SaniOnTheRoad

„Kleines 1×1 des Rettungsdienstes“ – Teil 5: Willkommen auf der Rettungswache

SaniOnTheRoad

Notfallsanitäter, Teamleiter und Administrator des Blogs. Vom FSJler über Ausbildung bis zum Haupt- und Ehrenamt im Regelrettungsdienst und Katastrophenschutz so ziemlich den klassischen Werdegang durchlaufen. Mittlerweile beruflich qualifizierter Medizinstudent im vorklinischen Abschnitt. Meine Schwerpunkte liegen auf Ausbildungs- und Karrierethemen, der Unterstützung von Neueinsteigern, leitliniengerechten Arbeiten sowie Physiologie, Pathophysiologie, Pharmakologie und EKG für den Rettungsdienst. Mehr über mich hier.