Bei „Aus dem Pflaster-Laster“ berichte ich von Einsätzen, dem Alltag auf der Rettungswache und von aktuellen Themen – von purer Routine bis zum Drama. Am Ende ziehe ich mein Fazit der Einsätze und zeige auf, was gut lief und was besser laufen könnte. Namen von Patienten, Orten und Kollegen lasse ich selbstverständlich aus.
Zum Hintergrund…
Spätestens mit der Einführung des Berufsbildes Notfallsanitäter sind die Rettungsfachberufe auch ins Visier der Kliniken geraten.
Was anfangs noch als Novum belächelt wurde, führt mancherorts nun sogar zu handfesten Beschwerden der Rettungsdienstleitungen.
Fakt ist: der Notfallsanitäter ist nun auch im Bereich der Kliniken als Berufsbild angekommen. Dass Notfallsanitäter in Kliniken tätig sein können, wird von den Kliniken auch genutzt.
Gerade in den „Schwerpunktbereichen“ Notaufnahme, Anästhesie und in Teilen auch der Intensivmedizin ist die Kompetenz des Notfallsanitäters durchaus gefragt – insbesondere in größeren Kliniken.
Und umgekehrt scheint auch die Klinik einige Notfallsanitäter „von der Straße“ wegzulocken…
Warum in die Klinik?
Im Grunde genommen gibt es meist zwei Hauptgründe für den Wechsel oder die Tätigkeit in einer Klinik – zum einen die Arbeitsbedigungen, zum anderen auch fachliche Weiterbildung.
Auch wenn die Arbeitsbedingungen in Kliniken weder allgemein rosig noch das „Gelbe vom Ei“ sind, bieten sie im Vergleich zum Regelrettungsdienst doch ein paar unbestreitbare Vorteile.
Das ständige Heben und Tragen (meist adipöser) Patienten entfällt praktisch komplett, und genau dieses wird als gerne als Ursache für den „Verschleiß“ des Rettungsdienstpersonals gesehen. Die Arbeit draußen bei Wind und Wetter entfällt sogar komplett. Die Arbeitsbelastung mag in der Klinik zwar höher sein, dafür aber auch gleichmäßiger – „Stunden voller Langeweile, Minuten voller Stress und Sekunden voller Angst“ kommen eher selten vor, und man wird eher weniger nachts um halb 3 aus dem Tiefschlaf gerissen, um sofort volle Leistung zu bringen.
Gerade für ältere Kollegen, die bereits mit dem ein oder anderen gesundheitlichen Problem zu kämpfen haben, sehen in der Klinik eine Alternative, wenn die Gesundheit im mobilen Rettungsdienst einfach nicht mehr mitspielt.
Fachlich kann die Klinik ebenfalls interessant sein, gerade für diejenigen, die nicht komplett in die Klinik wechseln.
Man hat schlicht und ergreifend mit einem wesentlich größeren Potpourri an Patienten zu tun und kommt auch mit notfallmedizinischen Aspekten in Berührung, die einem im Rettungsdienst versagt bleiben.
Es besteht hier eine hervorragende Möglichkeit, den eigenen Horizont zu erweitern und neue Maßnahmen zu erlernen – sei es die Wundversorgung mittels Tackern und Kleben, das Gipsen, das Legen von Blasenkathetern oder die Versorgung im Schockraum.
Die Ausbildung und der Dienst – Möglichkeiten zum Einstieg
Kliniken wirken zwar generell an der Notfallsanitäterausbildung mit – sie bilden allerdings Notfallsanitäter nicht selbst aus. Der „Bedarf“ wird also anhand fertig ausgebildeter Notfallsanitäter gedeckt – bisweilen zum Leidwesen der Rettungsdienste.
Neben der abgeschlossenen Ausbildung zum Notfallsanitäter ist eine gewisse Berufserfahrung im Rettungsdienst natürlich wünschenswert.
Eine gezielte „Ausbildung vor Ort“ gibt es in der Regel nicht: der frische „Klinik-NotSan“ erhält meist über einige Wochen hinweg ein On-the-Job-Training durch Praxisanleiter und erfahrenes Klinikpersonal.
Grundsätzlich muss allerdings, unabhängig vom Einsatzbereich, die Bereitschaft zur Übernahme von pflegerischen Tätigkeiten und eine Einarbeitung in diese bestehen. Ja, ohne geht nicht. Wer schon während dem Pflegepraktikum geächzt hat, der sollte sich dessen bewusst sein, dass auch Teile der pflegerischen Arbeit hier zum Berufsbild zwingend dazu gehören.
Der Einsatz erfolgt – wie in der Klinik üblich – ebenfalls im Wechselschichtdienst, die Dienstplanung obliegt dabei der Stationsleitung.
Neben einer normalen Vollzeitbeschäftigung ist auch eine Teilzeitbeschäftigung oder die Tätigkeit als Aushilfe auf Stundenbasis möglich.
In aller Regel wird der Notfallsanitäter als Fachkraft eingesetzt – zumindest im Bereich der Notaufnahme. Im Bereich der Intensivmedizin ist dies aufgrund des hochspezialisierten Umfeldes meist nicht möglich, hier gilt das Motto „mitmachen, was anfällt„.
Es ist zu beachten, dass sich die Vorgehensweisen der einzelnen Kliniken hier massiv unterscheiden, eine „einheitliche Linie“ gibt es nicht.
Finanzieller Vergleich
Nach DRK-Reformtarifvertrag (E 9c, Stufe 1)
Grundgehalt Brutto ohne Zulagen: 2990 €
Grundgehalt Netto ohne Zulagen: 1960 €
Nach TVöD-P (P 8, Stufe 1)
Grundgehalt Brutto ohne Zulagen: 3000 €
Grundgehalt Netto ohne Zulagen: 1970 €
Quelle
Fazit
Pro
- abwechslungsreiches Arbeitsumfeld, „Blick über den Tellerrand“ der präklinischen Notfallmedizin
- gleichmäßigere Arbeitsbelastung
- kein schweres Heben/Tragen, keine Dienste „bei Wind und Wetter“
- Möglichkeit zur fachlichen Weiterbildung
- vergleichsweise geringe Einstiegshürden
Contra
- im Schnitt höhere Arbeitsbelastung
- Einsatz und Kompetenzen von der jeweiligen Klinik abhängig
- Einsatzbereiche sind innerklinisch beschränkt
- Wechselschichtarbeit
- keine Aufstiegsmöglichkeiten
Neutral
- Einarbeitung in pflegerische Tätigkeiten und Übernahme dieser ist Grundvoraussetzung
- kein „Wachenleben“
Die Tätigkeit in der Klinik darf also zurecht als interessant bezeichnet werden – man muss allerdings wissen, worauf man sich einlässt. Innerklinisch laufen viele Dinge anders, als es der Rettungsdienstler kennt, und die Gepflogenheiten unterscheiden sich erheblich. Für denjenigen, der neben Notfallmedizin auch „Pflege“ kann (oder lernen will), bietet sich jedenfalls eine berufliche Alternative oder ein zweites Standbein.
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