Pressemitteilung des GRC: Lebensrettende Systeme: Internationale Experten legen Forschungsstandards fest

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Internationale Experten legen Standards zur Forschung fest – „Lebensrettende Systeme“ vielversprechend im Kampf gegen den plötzlichen Herztod

Köln, 29.04.2022

Um bei Notfällen mit Herz-Kreislaufstillstand, einer der häufigsten Todesursachen, noch schnellere Hilfe zu gewährleisten, empfehlen die Internationalen Reanimationsleitlinien seit 2021 den Einsatz von Apps und digitaler Technologie. Über 40 internationale Expertinnen und Experten aus 12 Ländern, die sich mit der Thematik beschäftigen, treffen sich am Montag, 02.05. sowie Dienstag, 03.05.2022 in Hinterzarten bei Freiburg, um wissenschaftliche Standards festzulegen.

Über 70.000 Menschen erleiden jährlich in Deutschland einen Herz-Kreislaufstillstand. Dies ist eine der häufigsten Todesursachen: Nur 10% der Patienten überleben, da mit den Maßnahmen zur Wiederbelebung meistens zu spät begonnen wird. Zwar trifft der Rettungsdienst oft nach weniger als zehn Minuten ein, aber das Gehirn erleidet bereits nach drei bis fünf Minuten irreversible Schäden. Um eine optimale Überlebenschance zu gewährleisten, muss unmittelbar mit der ununterbrochenen Herzdruckmassage (100-120mal pro Minute, 5-6 cm tief bei Erwachsenen) begonnen werden, möglichst
auch mit der Beatmung. Nicht selten liegt eine Herzrhythmusstörung vor, die mit einem Defibrillator behoben werden kann. Diese Behandlung kann zusätzlich noch vor Eintreffen des Rettungsdienstes erfolgen, beispielsweise mit einer Herdruckmassage und mit einem automatisierten externen Defibrillator (AED). 10.000 Menschenleben könnten pro Jahr zusätzlich in Deutschland gerettet werden.

Seit März 2021 empfehlen die internationalen Reanimationsleitlinien, Ersthelferinnen und Ersthelfer, die sich in der Nähe eines vermuteten Herz-Kreislaufstillstandes befinden, über eine Smartphone-App zu aktivieren. „Die Wiederbelebung durch ausgebildete Helfer, die über eine Handy-App aktiviert werden, verkürzt das reanimationsfreie Intervall oft um mehrere Minuten,“ so Prof. Dr. Michael Müller, 1. Vorsitzender des Vereins Region der Lebensretter und Mitglied im Exekutivkomitee des Deutschen Rates für Wiederbelebung e.V. (German Resuscitation Council, GRC). „Moderne Ersthelfersysteme alarmieren mehrere Ersthelfende und sind mit Datenbanken verbunden, in denen die Standorte öffentlich zugänglicher AEDs erfasst sind. Drei Ersthelfer werden zum Patienten geschickt, ein Ersthelfer zum nächsten AED. Somit erfolgt im besten Fall auch die Defibrillation bereits vor Eintreffen des
Rettungsdienstes.

Die Anzahl der Forschungsarbeiten zu sogenannten „Lebensrettenden Systemen“ ist noch überschaubar, wird aber in den nächsten Jahren erheblich zunehmen. Mittels Studien sollen Aussagen zu der benötigten Anzahl der Ersthelfer (bezogen auf Einwohner oder Fläche), zur notwendigen Dichte von AED-Standorten und zum optimalen Einsatz digitaler Technologie getroffen werden. 1991 haben sich Forscherinnen und Forscher aus verschiedenen Fachgesellschaften auf einen Standard für Datenerhebung in Forschungsprojekten geeinigt, die sich mit dem Thema der Wiederbelebung beschäftigen. Für die Lebensrettenden Systeme, die in den aktuellen Leitlinien in einem neuen Kapitel beschrieben werden, existiert ein solcher Standard für Forschungsarbeiten noch nicht.

Wir möchten eine Leitlinie für wissenschaftliche Untersuchungen zu diesem
wichtigen Thema verfassen, damit wir die Ergebnisse von Forschungsarbeiten aus
verschiedenen Ländern und Regionen vergleichen können
,“ sagt Prof. Bernd W.
Böttiger, Vorstandsvorsitzender des GRC.

Auf Initiative des gemeinnützigen Vereins Region der Lebensretter sowie dem GRC wurde eine internationale Konsensuskonferenz einberufen, die am 02. und 03.05.2022 in Hinterzarten bei Freiburg stattfinden wird. 42 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus 12 Nationen, die sich intensiv mit Ersthelfersystemen und AEDNetzwerken beschäftigen, werden zu der Konferenz erwartet. Sie wird in Kooperation mit der Deutschen Herzstiftung, der ADAC Stiftung sowie dem European Resuscitation
Council (ERC), der europäischen Fachgesellschaft für die Wiederbelebung, veranstaltet.

Die Ergebnisse der Tagung sollen in den Publikationsorganen der beteiligten Fachgesellschaften veröffentlicht werden. Auch soll ein Austausch zu Themenfeldern stattfinden, in denen weitere Forschungsarbeiten nötig sind. Damit sollen in der nächsten Version der Internationalen Leitlinien, deren Publikation 2025 erwartet wird, neue Empfehlungen mit der nötigen Evidenz belegt sein.


Der Deutsche Rat für Wiederbelebung (German Resuscitation Council; GRC) wurde im Dezember 2007 gegründet und zählt mittlerweile über 1.600 Mitglieder, 18 Mitgliedsorganisationen, 37 Fördermitglieder und zahlreiche Businesspartner. Ziel des GRC ist es, die interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Organisationen und Personen, die sich mit den verschiedenen Aspekten der Wiederbelebung befassen, zu unterstützen und zu harmonisieren sowie die Laienreanimation und die Schülerausbildung in Wiederbelebung zu fördern.

Quellen

Deutscher Rat für Wiederbelebung (2022): Lebensrettende Systeme: Internationale Experten legen Forschungsstandards fest, abgerufen unter https://www.grc-org.de/files/Pressreleases/document/GRC_Pressemitteilung_CFR%20Symposium.pdf am 29.04.2022

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Über SaniOnTheRoad

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SaniOnTheRoad

Notfallsanitäter, Teamleiter und Administrator des Blogs. Vom FSJler über Ausbildung bis zum Haupt- und Ehrenamt im Regelrettungsdienst und Katastrophenschutz so ziemlich den klassischen Werdegang durchlaufen. Mittlerweile beruflich qualifizierter Medizinstudent im vorklinischen Abschnitt. Meine Schwerpunkte liegen auf Ausbildungs- und Karrierethemen, der Unterstützung von Neueinsteigern, leitliniengerechten Arbeiten sowie Physiologie, Pathophysiologie, Pharmakologie und EKG für den Rettungsdienst. Mehr über mich hier.

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