Lernziele
Nach diesem Beitrag kennst Du
- die Bedeutung der medizinischen Terminologie für den Rettungsdienst und für Rettungssanitäter,
- allgemeine Grundlagen der medizinischen Terminologie,
- allgemeine Strukturen und die Begriffsbildung,
- wichtige Grundbegriffe für den Rettungsdienst,
- anatomische Lage- und Richtungsbezeichnungen,
- verschiedene Lernstrategien.
Abstract
Die medizinische Terminologie dient als Lingua franca in der Medizin und auch als Rettungsdienstler wird man zwangsläufig mit der Fachsprache konfrontiert.
In der Ausbildung variiert die Erwartungshaltung an die Kenntnisse der Fachsprache erheblich – in der Berufspraxis wird eine Grundkenntnis allerdings vorausgesetzt.
Die medizinische Terminologie besteht vor allem aus den Sprachreservoiren Latein und Altgriechisch, zunehmend spielt allerdings auch Englisch im klinisch-rettungsdienstlichen Alltag eine Rolle.
Es werden in diesem Beitrag sowohl allgemeine Struktur, Begriffsbildung, Lage- und Richtungsbezeichnungen sowie ein „Grundwortschatz“ für den Rettungsdienst ebenso wie verschiedene Lernstrategien behandelt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Allgemeine Grundlagen der medizinischen Terminologie
- Struktur und Begriffsbildung
- Wichtige Grundbegriffe für den Rettungsdienst
- Lage- und Richtungsbezeichnungen
- Lernstrategien
- Literatur
Einleitung
Auch im Rettungsdienst als Teil des Gesundheitswesens wird man um die medizinische „Fachsprache“ kaum herum kommen – sei es beim Lernen, beim Lesen eines Arztbriefes oder bei der Kommunikation mit anderen Fachkräften im Gesundheitswesen.
Die medizinische Terminologie dient dabei in erster Linie zur präzisen, sachlichen Beschreibung auch über Ländergrenzen hinweg – gleichzeitig besteht allerdings die Möglichkeit bzw. die Gefahr, dass sie als „common code“ verwendet wird, um Laien von der Kommunikation auszuschließen.
Die medizinische Terminologie umfasst rund 170.000 Fachbegriffe. Für den Rettungsdienst sind dabei verhältnismäßig wenige von Belang – so schätzt man, dass selbst bei Medizinstudierenden nur rund 8.000 Begriffe aktiv verwendet werden, im Rettungsdienst dürfte die Zahl noch deutlich darunter liegen.
Zusätzliche Schwierigkeiten bereitet das Sprachreservoir, welches vornehmlich aus Latein und Altgriechisch besteht und damit im Alltag außerhalb des Berufs wenig Bezug besteht. Gemessen an den schulischen Mindestvoraussetzungen für rettungsdienstliche Qualifikationen – für den Rettungssanitäter mindestens der Hauptschulabschluss, für den Notfallsanitäter ein mittlerer Schulabschluss – muss man auch davon ausgehen, dass weder Latinum noch Graecum vorliegen und das Lernen von Null an beginnt.
Im Folgenden soll daher die Bedeutung, die Struktur und die wichtigsten Begrifflichkeiten der medizinischen Fachsprache für Rettungssanitäter beleuchtet werden und für das weitere Lernen eine Orientierung bieten.
Allgemeine Grundlagen der medizinischen Terminologie
Die Forderungen nach der Verwendung medizinischer Termini unterscheidet sich von Rettungsdienstschule zu Rettungsdienstschule bisweilen erheblich – während die einen durchaus großen Wert darauf legen, reichen anderen durchweg die deutschen Bezeichnungen.
Zum einen bietet es sich an, sich an den Empfehlungen der jeweiligen Rettungsdienstschule zu orientieren – zum anderen muss man feststellen, dass man trotz allem regelmäßig Berührungspunkte mit der Fachsprache haben wird und es Ärzten oder anderem Fachpersonal bisweilen egal sein wird, ob man nur die deutschen Begriffe kennt.
Es ist mit Sicherheit nicht notwendig, als Rettungssanitäter die medizinische Terminologie in jeder Feinheit zu beherrschen, ein gewisses Grundverständnis der Struktur und ein gewisser „Basiswortschatz“ sind jedoch unabdingbar.
Praxisrelevant
Das Ziel ist es, einen gewissen Grundwortschatz zu schaffen – nicht „möglichst viel“ auswendig zu lernen.
Die „toten“ Sprachen Latein und Altgriechisch bieten durchaus Vorteile: sie sind international einheitlich verständlich und die Begriffe unterliegen – anders als bei „lebendigen“ Sprachen – keiner Bedeutungsänderung.
Sprachreservoir Latein
Das wohl bekannteste Sprachreservoir der medizinischen Fachsprache ist wohl Latein – sie dominiert vor allem bei den anatomischen Begriffen und Beschreibungen, in geringerem Maße bei Erkrankungen.
Lateinische Begriffe gelten im Vergleich als einfacher, kürzer und präziser; gleichermaßen schlägt bei komplexeren Beschreibungen schnell die Grammatik zu Buche.
Sprachreservoir Altgriechisch
Altgriechisch dominiert vor allem klinische Bezeichnungen – so zum Beispiel Diagnoseverfahren oder aber auch die Krankheitslehre.
Begriffe im Altgriechischen lassen sich gut zu längeren Begriffen zusammensetzen und eignen sich daher entsprechend gut für Krankheitsbeschreibungen.
Sprachreservoir Englisch
Weniger „auf dem Schirm“ hat man die Bedeutung der englischen Sprache in der Medizin und im Rettungsdienst – wenngleich sie einen erheblichen Einfluss hat.
Relativ viele „neue“ Begrifflichkeiten – man denke z.B. an die Chest Pain Unit, die Stroke Unit oder die Intermediate Care – haben ihren Ursprung im Englischen und teilweise keine gebräuchlichen deutschen Begriffe.
Dazu kommt: nahezu alle Studien und durchaus auch ein erheblicher Teil der medizinischen Fachliteratur wird primär in Englisch veröffentlicht.
Für die Berufspraxis im Rettungsdienst muss man, gerade auch in Hinblick auf die Patientenkommunikation, die Wichtigkeit von Grundkenntnissen in Englisch betonen.
Patientenkommunikation
Aller Fachsprache zum Trotz: die Kommunikation mit Patienten muss einfach und verständlich bleiben.
In diesem Falle bietet es sich an, bewusst auf medizinische Termini zu verzichten oder sie zumindest allgemeinverständlich zu erläutern. Die Nutzung von „Fachsprache“ schließt den Patienten mitunter von der Kommunikation aus und erschwert es so, eine Vertrauensbasis zu finden.
Sprachlich muss „eine Ebene“ mit dem Patienten gefunden werden, es muss auch bedacht werden, dass gerade Aufklärung und das Einholen der Einwilligung in einer für den Patienten verständlichen Form geschehen muss (siehe auch Kapitel 1.10).
Praxisrelevant
Patientenkommunikation muss ungeachtet der Fachsprache verständlich sein.
Struktur und Begriffsbildung
Medizinische Fachtermini unterliegen einer grundsätzlichen Struktur und bestehen oft aus zusammengesetzten Begriffen.
Die Einteilung erfolgt hier typischerweise in
- Präfix (Vorsilbe)
- Wortstamm
- Suffix (Nachsilbe) und ggf.
- Attribute
Durch ein Grundmaß an bekannten Wortstämmen sowie bekannten Präfixen und Suffixen lassen sich bereits eine Vielzahl an Fachbegriffen bilden – gleichermaßen lassen sich auf diese Weise komplexere Fachbegriffe zerlegen, um das Verständnis zu erleichtern.
Praxisrelevant
Medizinische Fachtermini bestehen oft aus zusammengesetzten Begriffen.
Praxisbeispiel
Wortstamm + Suffix: Meningitis
Wortstamm + Wortstamm: Myokardinfarkt
Präfix + Wortstamm: Hyperglykämie
Attribut + Präfix + Wortstamm + Suffix: akute Perikarditis
Wichtige Grundbegriffe für den Rettungsdienst
Allgemeine Begrifflichkeiten
Terminus | Bedeutung | Erläuterung/Beispiel |
Akut | schneller, plötzlicher Krankheitsverlauf | z.B. akute Atemnot |
Apex | Spitze | Apex cordis = die Herzspitze; Apex pulmonis = die Lungenspitze |
Aneurysma | Gefäßaussackung | Aortenaneurysma = Aussackung der Aorta |
Arcus | Bogen | Arcus aortae = der Aortenbogen |
Canalis | Kanal | Canalis vertrebralis = der Wirbelkanal |
Caput | Kopf | Caput humeri = Humeruskopf |
Cauda | Schwanz, Schweif | Cauda equina = „Pferdeschwanz“, Fortsatz des Rückenmarks als einzelne Nervenfasern |
Cave | Achtung, Vorsicht | z.B. CAVE Penicillin-Allergie |
Cervix | Hals | Cervix uteri = der Gebärmutterhals |
Chest Pain Unit (CPU) | wörtl. „Brustschmerzeinheit“ | Spezielle Krankenhausstation zur Überwachung von Patienten mit Herzinfarktverdacht |
chronisch | i.d.R. langsam entstehende, lang anhaltende Erkrankungen | z.B. chronisch-obstruktive Lungenerkrankung (COPD) |
Columna | Säule | Columna vertrebralis = die Wirbelsäule |
Corpus | Körper | Corpus ventriculi = der Magenkörper |
Cortex | Rinde | Cortex cerebri = die (Groß-)Hirnrinde |
Ductus | Gang | Ductus pancreaticus = Bauchspeicheldrüsengang |
Exazerbation | akute Verschlechterung eines chronischen Krankheitsverlaufs | |
Foramen | Loch, Öffnung | Foramen ovale = „ovales Loch“, z.B. Loch der Herzscheidewand |
fulminant | plötzlich einsetzend („blitzartig“) | Häufig sehr schnelle Verschlechterung |
generalisiert auch: systemisch | den ganzen Körper betreffend | |
Intensive Care Unit (ICU) | Intensivstation | |
Intermediate Care Unit (IMC) | Zwischenpflegestation Überwachungsstation | Krankenhausstation zur Überwachung nicht-intensivpflichtiger Patienten |
Medulla | Mark | Medulla oblongata = verlängertes Mark; Medulla spinalis = Rückenmark |
Monitoring | Überwachung | Apparative Überwachung der Vitalparameter (EKG, Pulsoxymetrie, Blutdruck) |
Musculus | Muskel | Musculus biceps brachii = zweiköpfiger Muskel des Armes, Bizeps |
Nervus (N.) pl: Nervi (Nn.) | Nerv(en) | Nervus radialis = der Speichennerv |
Non-invasive blood pressure (NIBP) | Nicht-invasive Blutdruckmessung | |
Ödem | Schwellung, Flüssigkeitsansammlung | Hirnödem = Schwellung des Gehirns |
RR | „Riva-Rocci“ | Bezeichnung für den Blutdruck |
Sepsis | generalisierte infektionsbedingte Entzündungsreaktion des Körpers | ugs. „Blutvergiftung“ |
Septum | Scheidewand | Septum cordis = die Herzscheidewand |
SIRS | Systemisches inflammatorisches Response-Syndrom | unspezifische, generalisierte Entzündungsreaktion des Körpers |
Spasmus | Muskelkrampf | |
Stroke Unit | wörtl. „Schlaganfalleinheit“ | Krankenhausstation zur Überwachung von Schlaganfallpatienten |
subakut | klinisch mildere Symptomatik als bei „akut“, Verlauf zw. akut und chronisch | auch: Akutsymptomatik mit etwas länger zurückliegenden Symptombeginn, z.B. „subakuter Herzinfarkt“ -> Vorstellung erst nach einem Tag |
subchronisch | verlängerter Verlauf, unterhalb der Schwelle zu „chronisch“ | |
Obstruktion | Verengung/Verlegung eines Hohlorgans | Bronchoobstruktion = Verengung der Bronchien |
Outcome | Behandlungsergebnis, Behandlungserfolg | |
paroxysmal | anfallsartig auftretend | z.B. paroxysmales Vorhofflimmern |
perakut | besonders schnell einsetzende Symptomatik | Steigerung von „akut“ |
persistierend | anhaltend | |
Ruptur | Riss, Einriss | Aortenruptur = Riss der Aorta |
Tractus | Zug, Bündel, Faserzüge | Tractus opticus = Faserzüge der Sehbahn |
Truncus | Stamm | Truncus pulmonalis = (Haupt-)Stamm der Lungenarterien |
Vesica | Blase | Vesica fellea = Gallenblase |
Organsysteme und Krankheiten
Nervensystem
Terminus | Bedeutung |
Apoplex(ia) (cerebri) | der Schlaganfall, auch: Insult, Stroke |
Arachnoidea | Spinngewebshaut |
Axon | fortleitende Nervenfaser einer Nervenzelle |
Axonhügel | Ansatz des Axons |
cerebral | das Hirn betreffend |
Cerebrum | das (Groß)hirn, auch: Encephalon |
Cerebellum | das Kleinhirn |
Encephalon | das Hirn, auch: Cerebrum |
Epiduralhämatom | Blutung im Epiduralraum |
Epiduralraum | Raum zwischen Schädeldecke und Dura mater |
Dendrit | Nervenzellfortsatz |
Diencephalon | Zwischenhirn |
Dura mater | harte Hirnhaut |
Ganglion | der Nervenknoten |
Hemiparese | die Halbseitenschwäche |
Hemiplegie | die Halbseitenlähmung |
Neuron | Nervenzelle |
Medulla oblongata | verlängertes Mark, Teil des Hirnstamms |
Mesencephalon | Mittelhirn |
Plexus | (Nerven)Geflecht |
Subarachnoidalblutung | Blutung in den Subarachnoidalraum |
Subarachnoidalraum | Raum zwischen Arachnoidea und Pia mater |
Subduralhämatom | Blutung im Subduralraum |
Subduralraum | Raum zwischen Dura mater und Arachnoidea |
Herz-Kreislauf-System
Teminus | Bedeutung |
Akutes Koronarsyndrom | Sammelbegriff für Erkrankungen mit Herzinfarktsymptomatik |
Angina pectoris | Brustenge |
Aorta (ascendens / descendens / abdominalis …) | Hauptschlagader (aufsteigende / absteigende / Bauchschlagader…) |
Arteria (A.) pl: Arteriae (Aa.) | Arterie(n) |
Arteriole | kleine Arterie |
Arrhythmie | Herzrhythmusstörung |
Atrium | Herzvorhof |
Bradykardie | zu langsamer Herzschlag |
Cor | das Herz |
Endokard | Herzinnenhaut |
Epikard | Herzaußenhaut |
Kapillare | kleinste Blutgefäße, Verbindung arterielles und venöses System |
Mediastinum | Mittelfellraum, beherbergt das Herz |
Myokard | Herzmuskel |
Myokardinfarkt | Herzinfarkt |
Myokarditis | Herzmuskelentzündung |
Nodus | Knoten (z.B. Nodus atrioventricularis = AV-Knoten) |
parasternal | neben dem Brustbein gelegen |
Perikard | Herzbeutel |
Perikarderguss | (kleinere) Flüssigkeitsansammlung im Herzbeutel |
Perikarditis | Herzbeutelentzündung |
Perikardtamponade | Flüssigkeits- oder Blutansammlung im Herzbeutel mit Füllungsbehinderung |
Ramus pl: Rami | Arterienzweig(e), -ast/-äste |
restrosternal | hinter dem Brustbein gelegen |
Tachykardie | zu schneller Herzschlag |
Valva | Klappe |
Vena (V.) pl: Venae (Vv.) | Vene(n) |
Venole | kleine Vene |
Ventriculus | Ventrikel, Herzkammer |
Atmungssystem
Terminus | Bedeutung |
Alveole | 1. das Lungenbläschen, auch 2. das Zahnfach |
Apnoe | der Atemstillstand |
Aspiration | Einatmung von Fremdkörpern |
Asthma bronchiale | chronisch-entzündliche Atemwegserkrankung mit anfallsartiger Atemnot |
Asthma-Trias | 1. Spasmus der Bronchialmuskulatur, 2. Ödem der Bronchialwand, 3. Hyper- und Dyskrinie |
Atelektasen | kollabierte Lungenabschnitte, die nicht am Gasaustausch teilnehmen |
Bifurkation | wörtl. „Zweigabelung“, hier: Aufteilung der Luftröhre in zwei Hauptbronchien, auch: Carina |
Bradypnoe | verlangsamte Atemfrequenz |
Bronchien | Luftwege der Lunge |
Bronchiolen | kleinere Bronchien |
Bronchitis | Entzündung der Bronchien |
Bronchokonstriktion | Verengung der Bronchien |
Bronchospasmus | Verkrampfung der Bronchialmuskulatur mit daraus resultierender Verengung |
Brummen | niederfrequentes Atemnebengeräusch |
Compliance | hier: Dehnbarkeit der Lunge |
Chronisch-obstruktive Lungenerkrankung (COPD) | chronisch-entzündliche Atemwegserkrankung mit anhaltender Vereingung der Bronchien |
Diaphragma | das Zwerchfell |
Dyskrinie | Bildung von zähem Schleim |
Epiglottis | der Kehldeckel |
Epiglottitis | die Kehldeckelentzündung |
expiratorisch | bei der Ausatmung |
Giemen | hochfrequentes Atemnebengeräusch |
Glottis | Stimmlippenapparat, Stimmritze |
Hämatothorax | Blutansammlung im Pleuraspalt |
Hyperkrinie | vermehrte Schleimbildung |
inspiratorisch | bei der Einatmung |
Koniotomie auch: Cricothyreotomie | notfallmäßige Eröffnung der Atemwege auf Kehlkopfhöhe, „notfallmäßiger Luftröhrenschnitt“ |
Krupp-Syndrom auch: Pseudokrupp | unspezifische Entzündung von Kehlkopf und Luftröhre unterhalb der Stimmbandebene |
Lungenemphysem | Überblähung von Alveolen mit einhergehenden Funktionsverlust |
Lungenkontusion | Lungenquetschung |
Pleura | Brustfell, mit den Anteilen Rippen- und Lungenfell |
Pleuraspalt | flüssigkeitsgefüllter Spalt zwischen Rippen- und Lungenfell |
Pleuritis | Entzündung der Pleura |
Pneumonie | Lungenentzündung |
Pneumothorax | Luftansammlung im Pleuraspalt mit Kollaps des Lungenflügels |
Spannungspneumothorax | Pneumothorax + Ventilfunktion (Luft strömt ein, kann aber nicht mehr entweichen) + zunehmende Kreislaufinstabilität |
Trachea | Luftröhre |
Tracheotomie | Luftröhrenschnitt |
Verdauungssystem und Bauchorgane
Terminus | Bedeutung |
Appendektomie | chirurgische Entfernung des Wurmfortsatzes |
Appendix vermiformis | Wurmfortsatz |
Appendizitis | Entzündung des Wurmfortsatzes, ugs. „Blinddarmentzündung“ |
Boerhaave-Syndrom | spontaner Riss aller Schichten der Spesieröhre |
Caecum | Blinddarm |
Cholezystitis | Entzündung der Gallenlase |
Cholezystolithiasis | Gallensteinleiden |
Colitis | Entzündung des Dick- bzw. Grimmdarms |
Colon | Grimmdarm |
Colon ascendens | aufsteigender Teil des Grimmdarms |
Colon descendens | absteigender Teil des Grimmdarms |
Colon sigmoideum | S-förmiger Teil des Grimmdarms |
Colon transversum | querverlaufender Teil des Grimmdarms |
Diarrhoe | Durchfall |
Duodenum | Zwölffingerdarm |
Gaster auch: Ventriculus | Magen |
Gastritis | Magenschleimhautentzündung |
Gastroenteritis | wörtl. Magen-Darm-Entzündung, Magen-Darm-Grippe, Brechdurchfall |
Hämatemesis | Bluterbrechen |
Hepar | Leber |
Hepatitis | Leberentzündung |
Ileum | Krummdarm |
Ileus | Darmverschluss |
Intestinum | Darm, Gedärm |
Intestinum crassum | Dickdarm |
Intestinum tenue | Dünndarm |
Jejunum | Leerdarm |
Mallory-Weiss-Syndrom | Längsruptur der Schleimhaut an Übergang von Speiseröhre zu Magen |
Obstipation | Verstopfung |
Ösophagus | Speiseröhre |
Ösophagusvarizen | Krampfadern der Speiseröhre |
Ovar pl. Ovarien | der Eierstock, die Eierstöcke |
Pankreas | Bauchspeicheldrüse |
Pankreatitis | Entzündung der Bauchspeicheldrüse |
Pyelonephritis | Nierenbeckenentzündung |
Ren pl. Renes | die Niere, die Nieren |
renal | die Nieren betreffend |
Splen auch: Lien | die Milz |
Tuba uterina | Eileiter |
Ulcus duodeni | Zwölffingerdarmgeschwür |
Ulcus ventriculi | Magengeschwür |
Uterus | Gebärmutter |
Ureter | Harnleiter |
Urethra | Harnröhre |
Skelett und Bewegungsapparat
Terminus | Bedeutung |
Atlas | erster Halswirbel |
Aponeurose | Sehnenplatte |
Axis | zweiter Halswirbel |
Caput humeri | Kopf des Oberarmknochens |
Cartilago | der Knorpel |
Clavicula | das Schlüsselbein |
Cranium | der knöcherne Schädel |
Columna vertrebralis | die Wirbelsäule |
Costa pl. Costae | die Rippe die Rippen |
Dens-axis-Fraktur | Abbruch des „Knochenzahns“ des Axis, ugs. „Genickbruch“ |
Diaphyse | der Knochenschaft |
Discus intervertrebralis | die Bandscheibe |
Discusprolaps | der Bandscheibenvorfall |
Distorsion | Verletzung von Bändern oder Gelenkkapsel, Verstauchung |
Epiphyse | Endstück des Knochens, Gelenkende |
Faszie | umhüllende Schicht von Organen und Muskeln, aus Bindegewebe bestheend |
Femur | der Oberschenkelknochen |
Fibula | das Wadenbein |
Fraktur | Knochenbruch |
Hämatom | Bluterguss |
Humerus | der Oberarmknochen |
Ligamentum pl. Ligamenta | das Band die Bänder |
Luxation | Verrenkung, Auskugelung |
Mandibula | Unterkiefer |
Maxilla | Oberkiefer |
Musculus (M.) pl. Musculi (Mm.) | der Muskel die Muskeln |
Os pl. Ossa | der Knochen die Knochen |
Patella | die Kniescheibe |
Radius | die Speiche |
Scapula | das Schulterblatt |
Sternum | das Brustbein |
Tibia | das Schienbein |
Ulna | die Elle |
Wichtige Präfixe
Präfix | Bedeutung |
a- | Verneinung, Gegenteil (Abwesenheit von etwas) |
ante- | vor |
anti- auch: contra | gegen |
dys- | krankhafte Veränderung |
endo- | innen, innerhalb |
epi- | auf |
eu- | normal, gut |
extra- | außerhalb |
hemi- auch: semi- | halb |
hyper- | über der Norm |
hypo- | unter der Norm, unterhalb |
inter- auch: meta- | inmitten, zwischen |
oligo- | wenig |
para- | neben |
peri- | um etwas herum |
retro- | zurück, rückwärts |
sub- | unterhalb |
super- | oben, überhalb |
trans- | hindurch |
Wichtige Suffixe
Suffix | Bedeutung |
-grafie | Aufzeichnungsverfahren |
-gramm | Ergebnis einer Aufzeichnung/Aufnahme |
-iasis | krankhafter Zustand, Leiden |
-ie | pathologischer Zustand |
-insuffizienz | Schwäche |
-itis pl. –itiden | die Entzündung die Entzündungen |
-metrie | die Messung |
-om | Geschwulst, Tumor |
-ose | chronisch oder degenerierende Zustände, auch: biologische Vorgänge, Zucker |
-pathie | allgemeine Bezeichnung für „Erkrankung“ |
-penie | Mangel |
-skopie | Spiegelung |
Lage- und Richtungsbezeichnungen
Bezeichnung | Bedeutung |
anterior | vorn |
basal | zur Basis hin |
dexter | rechts |
dorsal | rückenwärts |
frontal | zur Stirn hin |
inferior | unterhalb |
kaudal | steißwärts |
kranial | kopfwärts |
lateral | seitwärts |
medial | zur (Körper-)Mitte hin |
posterior | hinten |
sinister | links |
superior | oberhalb |
Lernstrategien
Wie schon an dieser „abgespeckten“ Vokabel- und Begriffsliste auffällt: die Begriffsanzahl ist hoch und die medizinische Terminologie ausgesprochen umfangreich.
Am Ende braucht es – um eine einigermaßen sichere Beherrschung des rettungsdienstlichen Vokabulars in absehbarer Zeit zu erreichen – einfach einen gewissen Lernaufwand. Und der ist bei jeder Lernstrategie vorhanden.
Fachtermini lernen ist schlichtweg Fleißarbeit – man kann sich dem Thema isoliert widmen, es mit dem allgemeinen Lernen für den Rettungssanitäter oder dem Aneignen von Hintergrundwissen kombinieren. Wie so oft bietet sich – meines Erachtens jedenfalls – eine Kombination unterschiedlicher Lernstrategien an.
Als Nachschlagewerk bietet sich z.B. der Pschyrembel Online an.
Eine kleine Übersicht, was mögliche Varianten dafür sind, gibt es natürlich auch 😉
Vokabel-Strategie
Die methodisch einfachste Strategie ist: man sieht die medizinische Terminologie einfach als „Fremdsprache“ an und lernt die Begrifflichkeiten wie Vokabeln in der Schule. Vokabelheft und Karteikarten, jeden Tag zehn Vokabeln wiederholen, fertig.
Als doch relativ umfangreichen Grundstock kann man sich z.B. an diesem Beitrag orientieren.
Vorteil: keine Lerngruppe und prinzipiell keine große Eigenrecherche notwendig, eignet sich gut für viele Begriffe in kurzer Zeit, gutes Zeitaufwand-Nutzen-Verhältnis.
Nachteil: kein verknüpfendes Lernen, daher erstmal zusätzlicher Aufwand; sehr trockene und monotone Lernstrategie, daher ist ein Mindestmaß an Motivation hierfür – zusätzlich zum übrigen Lernen – notwendig.
Sinnvoll für: das schlichte Lernen von Vokabeln eignet sich gut als Basisstrategie, um sich am Anfang einen gewissen Überblick für die Struktur und einen „Grundwortschatz“ anzueignen. Im Verlauf wird es dann aber auch furchtbar langweilig und inhaltlich zu viel.
Parallel-Lernen-Strategie
Wenn man ohnehin schon am Lernen ist, warum nicht einfach die Fachbegriffe gleich mitnehmen? Diese Strategie beruht darauf, dass man die Fachbegriffe einfach zusätzlich zu den deutschen oder umgangssprachlichen Begriffen lernt – die Thematik an sich lernt man ja sowieso.
Das Lernen der Begriffe geht hier gleichermaßen mit einer Verknüpfung des Wissens einher und kann gleichermaßen alleine oder in Lerngruppen erfolgen.
Vorteil: alleine oder in der Gruppe möglich, sinnvolle Wissensverknüpfung, überschaubarer zusätzlicher Aufwand.
Nachteil: insgesamt längere Dauer für das Lernen.
Sinnvoll für: das ist aus meiner Sicht die klassische „Fachlehrgangs-Strategie“ – sofern man einen gewissen Grundwortschatz aufgebaut hat, kann man recht mühelos und erfolgreich mit dieser Strategie weiterlernen.
Hintergrundwissen-Strategie
Das ist eine Strategie für die „Leseratten“ mit mehr Zeit. Man kombiniert hier den Erwerb von medizinischen Hintergrundwissen mit dem Erlernen neuer Fachbegriffe.
Je nach Gusto und Verfügbarkeit stehen einem hier fast alle Möglichkeiten offen: von Blogs über Fachliteratur bis zu Wikipedia und DocCheck-Flexikon (auch wenn letztere nicht unbedingt zitierfähig sind).
Fachtexte lesen, unbekannte Begriffe nachschlagen, fertig.
Vorteil: guter Erwerb von medizinischen Hintergrundwissen auch über den eigenen Fachbereich hinaus, gutes Erlernen von der tatsächlichen sprachlichen Verwendung.
Nachteil: zeitaufwändig und für komplette Neueinsteiger zu unspezifisch.
Sinnvoll für: Berufseinsteiger mit Zeit und Lust zu lesen und auch selbst etwas nachzuschlagen.
Lernen-durch-Praxis-Strategie
Die „gechillte“ Variante unter den Lernstrategien. Man macht aktiv…nix, und wartet, bis einem Fachbegriffe im Alltag über den Weg laufen und schlägt diese nach (oder erfragt ihre Bedeutung).
An für sich ein simples Learning-by-doing-Konzept.
Vorteil: praktisch kein Lernaufwand.
Nachteil: sehr lange Dauer, bis ein sinnvoller Grundwortschatz aufgebaut wurde – und in der Zeit versteht man unter Umständen nur „Bahnhof“.
Sinnvoll für: „Erfahrene“ mit ausreichendem Grundwortschatz.
Praxisrelevant
Es bietet sich an, unterschiedliche Lernstrategien zu kombinieren und situationsgerecht anzuwenden.
Literatur
Es gelten auch hier meine allgemeinen Literaturempfehlungen für Rettungssanitäter – darüber hinaus gehende Fachliteratur ist keinesfalls für das Erlernen der Grundlagen der medizinischen Terminologie zwingend notwendig.
Bei Interesse, mehr zu lernen, würde ich eher zu allgemeinerer Fachliteratur – z.B. der Literatur für Notfallsanitäter im Bereich Anatomie und Physiologie raten – als zu dedizierten Terminologiebüchern.
Wer trotz allem nicht die Hände davon lassen kann (oder will):
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Zusammenfassung
- Das Ziel ist es, einen gewissen Grundwortschatz zu schaffen – nicht „möglichst viel“ auswendig zu lernen.
- Patientenkommunikation muss ungeachtet der Fachsprache verständlich sein.
- Medizinische Fachtermini bestehen oft aus zusammengesetzten Begriffen.
- Es bietet sich an, unterschiedliche Lernstrategien zu kombinieren und situationsgerecht anzuwenden.
Lernziele
Du kennst nun
- die Bedeutung der medizinischen Terminologie für den Rettungsdienst und für Rettungssanitäter,
- allgemeine Grundlagen der medizinischen Terminologie,
- allgemeine Strukturen und die Begriffsbildung,
- wichtige Grundbegriffe für den Rettungsdienst,
- anatomische Lage- und Richtungsbezeichnungen,
- verschiedene Lernstrategien.
Interessenkonflikte
Der Autor gibt an, dass es sich bei den verlinkten Büchern um Affiliate-Links handelt. Es entstehen keine zusätzlichen Kosten bei der Bestellung über den Link. Eine Einflussnahme bei der Auswahl der Literatur ist dadurch nicht erfolgt. Siehe auch: Hinweise zu Affiliate-Links.
Der Autor gibt an, dass keine Interessenkonflikte bestehen.
Quellen
Aumüller G. et al. (2020): Duale Reihe Anatomie, 5. Auflage. Georg Thieme Verlag KG, Stuttgart. ISBN 978-3-13-243502-5. DOI: 10.1055/b-007-170976. Hier erhältlich: https://amzn.to/3JI8Xry Affiliate-Link
Behrends J. et al. (2021): Duale Reihe Physiologie, 4. unveränderte Auflage. Georg Thieme Verlag KG, Stuttgart. ISBN 978-3-13-243862-0.. DOI: 10.1055/b000000462. Hier erhältlich: https://amzn.to/3vqRCzu Affiliate-Link
Dönitz S., Flake F. (2015): Mensch Körper Krankheit für den Rettungsdienst, 1. Auflage. Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, München. ISBN 978-3-437-46201-6. 3. Auflage (2020): ISBN 978-3-437-46203-0. Aktuelle Auflage (3. Auflage, 2020) hier erhältlich: https://amzn.to/3BNVTic Affiliate-Link
Enke K., Flemming A., Hündorf H.-P., Knacke P., Lipp R., Rupp P. (2018): Lehrbuch für präklinische Notfallmedizin, Band A, 5. Auflage. Verlagsgesellschaft Stumpf & Kossendey mbH, Edewecht. ISBN: 978-3-943174-43-4. Aktuelles Gesamtwerk (3 Bände, 6. Auflage, 2019) hier erhältlich: https://amzn.to/3s8xH6L
Frank M. (2022): Tag 1 Medizinische Terminologie – Einführung, Grundlagen und allgemeine Krankheitslehre, abgerufen unter https://rsf.uni-greifswald.de/storages/uni-greifswald/fakultaet/rsf/lehrstuehle/ls-flessa/med-terminologie/Terminologie_I_-_Einfuehrung_und_Grundlagen.pdf am 29.04.2022
Locher W. (2022): Medizinische Terminologie, abgerufen unter https://www.egt.med.uni-muenchen.de/studium_lehre/terminologie-folien.pdf am 29.04.2022
Luxem J., Runggaldier K., Karutz H., Flake F. (2020): Notfallsanitäter Heute, 7. Auflage. Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, München. ISBN 978-3437462115. Hier erhältlich: https://amzn.to/3q8w62I Affiliate-Link
SaniOnTheRoad (2022): Welche Fachliteratur im Rettungsdienst braucht man wirklich?, abgerufen unter https://saniontheroad.com/welche-fachliteratur-im-rettungsdienst-braucht-man-wirklich/ am 29.04.2022
SaniOnTheRoad (2020): 1.10 Verhalten im Einsatz, abgerufen unter https://saniontheroad.com/1-10-verhalten-im-einsatz/ am 30.04.2022
Universität Marburg (2022): Skript A: Medizinische Terminologie, abgerufen unter https://www.uni-marburg.de/de/fb20/bereiche/methoden-gesundheit/evbb/studium/medizinische-terminologie/termiskript.pdf am 29.04.2022
Universität zu Lübeck (2022): Skriptum der Medizinischen Terminologie, abgerufen unter https://www.imgwf.uni-luebeck.de/fileadmin/oeffentlich/2-__Terminologieskript.pdf am 29.04.2022
Vaupel P., Schaible H.-G., Mutschler E. (2015): Anatomie, Physiologie, Pathophysiologie des Menschen, 7. vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart. ISBN 978-3-8047-2979-7. Hier erhältlich: https://amzn.to/3xnOm9A
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