2.2 Einführung in die medizinische Terminologie

© 2022 SaniOnTheRoad.

Lernziele

Nach diesem Beitrag kennst Du

  • die Bedeutung der medizinischen Terminologie für den Rettungsdienst und für Rettungssanitäter,
  • allgemeine Grundlagen der medizinischen Terminologie,
  • allgemeine Strukturen und die Begriffsbildung,
  • wichtige Grundbegriffe für den Rettungsdienst,
  • anatomische Lage- und Richtungsbezeichnungen,
  • verschiedene Lernstrategien.

Abstract

Die medizinische Terminologie dient als Lingua franca in der Medizin und auch als Rettungsdienstler wird man zwangsläufig mit der Fachsprache konfrontiert.

In der Ausbildung variiert die Erwartungshaltung an die Kenntnisse der Fachsprache erheblich – in der Berufspraxis wird eine Grundkenntnis allerdings vorausgesetzt.

Die medizinische Terminologie besteht vor allem aus den Sprachreservoiren Latein und Altgriechisch, zunehmend spielt allerdings auch Englisch im klinisch-rettungsdienstlichen Alltag eine Rolle.

Es werden in diesem Beitrag sowohl allgemeine Struktur, Begriffsbildung, Lage- und Richtungsbezeichnungen sowie ein „Grundwortschatz“ für den Rettungsdienst ebenso wie verschiedene Lernstrategien behandelt.

Inhaltsverzeichnis

Einleitung

Auch im Rettungsdienst als Teil des Gesundheitswesens wird man um die medizinische „Fachsprache“ kaum herum kommen – sei es beim Lernen, beim Lesen eines Arztbriefes oder bei der Kommunikation mit anderen Fachkräften im Gesundheitswesen.

Die medizinische Terminologie dient dabei in erster Linie zur präzisen, sachlichen Beschreibung auch über Ländergrenzen hinweg – gleichzeitig besteht allerdings die Möglichkeit bzw. die Gefahr, dass sie als „common code“ verwendet wird, um Laien von der Kommunikation auszuschließen.

Die medizinische Terminologie umfasst rund 170.000 Fachbegriffe. Für den Rettungsdienst sind dabei verhältnismäßig wenige von Belang – so schätzt man, dass selbst bei Medizinstudierenden nur rund 8.000 Begriffe aktiv verwendet werden, im Rettungsdienst dürfte die Zahl noch deutlich darunter liegen.

Zusätzliche Schwierigkeiten bereitet das Sprachreservoir, welches vornehmlich aus Latein und Altgriechisch besteht und damit im Alltag außerhalb des Berufs wenig Bezug besteht. Gemessen an den schulischen Mindestvoraussetzungen für rettungsdienstliche Qualifikationen – für den Rettungssanitäter mindestens der Hauptschulabschluss, für den Notfallsanitäter ein mittlerer Schulabschluss – muss man auch davon ausgehen, dass weder Latinum noch Graecum vorliegen und das Lernen von Null an beginnt.

Im Folgenden soll daher die Bedeutung, die Struktur und die wichtigsten Begrifflichkeiten der medizinischen Fachsprache für Rettungssanitäter beleuchtet werden und für das weitere Lernen eine Orientierung bieten.

© 2022 SaniOnTheRoad. Quelle: eigenes Werk.

Allgemeine Grundlagen der medizinischen Terminologie

„Muss ich das wirklich lernen oder reichen die deutschen Begriffe?“

Die Forderungen nach der Verwendung medizinischer Termini unterscheidet sich von Rettungsdienstschule zu Rettungsdienstschule bisweilen erheblich – während die einen durchaus großen Wert darauf legen, reichen anderen durchweg die deutschen Bezeichnungen.

Zum einen bietet es sich an, sich an den Empfehlungen der jeweiligen Rettungsdienstschule zu orientieren – zum anderen muss man feststellen, dass man trotz allem regelmäßig Berührungspunkte mit der Fachsprache haben wird und es Ärzten oder anderem Fachpersonal bisweilen egal sein wird, ob man nur die deutschen Begriffe kennt.

Es ist mit Sicherheit nicht notwendig, als Rettungssanitäter die medizinische Terminologie in jeder Feinheit zu beherrschen, ein gewisses Grundverständnis der Struktur und ein gewisser „Basiswortschatz“ sind jedoch unabdingbar.

Praxisrelevant

Das Ziel ist es, einen gewissen Grundwortschatz zu schaffen – nicht „möglichst viel“ auswendig zu lernen.

Die „toten“ Sprachen Latein und Altgriechisch bieten durchaus Vorteile: sie sind international einheitlich verständlich und die Begriffe unterliegen – anders als bei „lebendigen“ Sprachen – keiner Bedeutungsänderung.

Sprachreservoir Latein

Das wohl bekannteste Sprachreservoir der medizinischen Fachsprache ist wohl Latein – sie dominiert vor allem bei den anatomischen Begriffen und Beschreibungen, in geringerem Maße bei Erkrankungen.

Lateinische Begriffe gelten im Vergleich als einfacher, kürzer und präziser; gleichermaßen schlägt bei komplexeren Beschreibungen schnell die Grammatik zu Buche.

Sprachreservoir Altgriechisch

Altgriechisch dominiert vor allem klinische Bezeichnungen – so zum Beispiel Diagnoseverfahren oder aber auch die Krankheitslehre.

Begriffe im Altgriechischen lassen sich gut zu längeren Begriffen zusammensetzen und eignen sich daher entsprechend gut für Krankheitsbeschreibungen.

Sprachreservoir Englisch

Weniger „auf dem Schirm“ hat man die Bedeutung der englischen Sprache in der Medizin und im Rettungsdienst – wenngleich sie einen erheblichen Einfluss hat.

Relativ viele „neue“ Begrifflichkeiten – man denke z.B. an die Chest Pain Unit, die Stroke Unit oder die Intermediate Care – haben ihren Ursprung im Englischen und teilweise keine gebräuchlichen deutschen Begriffe.

Dazu kommt: nahezu alle Studien und durchaus auch ein erheblicher Teil der medizinischen Fachliteratur wird primär in Englisch veröffentlicht.

Für die Berufspraxis im Rettungsdienst muss man, gerade auch in Hinblick auf die Patientenkommunikation, die Wichtigkeit von Grundkenntnissen in Englisch betonen.

Patientenkommunikation

Aller Fachsprache zum Trotz: die Kommunikation mit Patienten muss einfach und verständlich bleiben.

In diesem Falle bietet es sich an, bewusst auf medizinische Termini zu verzichten oder sie zumindest allgemeinverständlich zu erläutern. Die Nutzung von „Fachsprache“ schließt den Patienten mitunter von der Kommunikation aus und erschwert es so, eine Vertrauensbasis zu finden.

Sprachlich muss „eine Ebene“ mit dem Patienten gefunden werden, es muss auch bedacht werden, dass gerade Aufklärung und das Einholen der Einwilligung in einer für den Patienten verständlichen Form geschehen muss (siehe auch Kapitel 1.10).

Praxisrelevant

Patientenkommunikation muss ungeachtet der Fachsprache verständlich sein.

Struktur und Begriffsbildung

Medizinische Fachtermini unterliegen einer grundsätzlichen Struktur und bestehen oft aus zusammengesetzten Begriffen.

Die Einteilung erfolgt hier typischerweise in

  • Präfix (Vorsilbe)
  • Wortstamm
  • Suffix (Nachsilbe) und ggf.
  • Attribute

Durch ein Grundmaß an bekannten Wortstämmen sowie bekannten Präfixen und Suffixen lassen sich bereits eine Vielzahl an Fachbegriffen bilden – gleichermaßen lassen sich auf diese Weise komplexere Fachbegriffe zerlegen, um das Verständnis zu erleichtern.

Praxisrelevant

Medizinische Fachtermini bestehen oft aus zusammengesetzten Begriffen.


Praxisbeispiel

Wortstamm + Suffix: Meningitis

Wortstamm + Wortstamm: Myokardinfarkt

Präfix + Wortstamm: Hyperglykämie

Attribut + Präfix + Wortstamm + Suffix: akute Perikarditis

Wichtige Grundbegriffe für den Rettungsdienst

Allgemeine Begrifflichkeiten

TerminusBedeutungErläuterung/Beispiel
Akutschneller, plötzlicher Krankheitsverlaufz.B. akute Atemnot
ApexSpitzeApex cordis = die Herzspitze;
Apex pulmonis = die Lungenspitze
AneurysmaGefäßaussackungAortenaneurysma = Aussackung der Aorta
ArcusBogenArcus aortae = der Aortenbogen
CanalisKanalCanalis vertrebralis = der Wirbelkanal
CaputKopfCaput humeri = Humeruskopf
CaudaSchwanz, SchweifCauda equina = „Pferdeschwanz“,
Fortsatz des Rückenmarks als einzelne Nervenfasern
CaveAchtung, Vorsichtz.B. CAVE Penicillin-Allergie
CervixHalsCervix uteri = der Gebärmutterhals
Chest Pain Unit (CPU)wörtl. „Brustschmerzeinheit“Spezielle Krankenhausstation zur Überwachung von Patienten mit Herzinfarktverdacht
chronischi.d.R. langsam entstehende, lang anhaltende Erkrankungenz.B. chronisch-obstruktive Lungenerkrankung (COPD)
ColumnaSäuleColumna vertrebralis = die Wirbelsäule
CorpusKörperCorpus ventriculi = der Magenkörper
CortexRindeCortex cerebri = die (Groß-)Hirnrinde
DuctusGangDuctus pancreaticus = Bauchspeicheldrüsengang
Exazerbationakute Verschlechterung eines chronischen Krankheitsverlaufs
ForamenLoch, ÖffnungForamen ovale = „ovales Loch“, z.B.
Loch der Herzscheidewand
fulminantplötzlich einsetzend („blitzartig“)Häufig sehr schnelle Verschlechterung
generalisiert
auch: systemisch
den ganzen Körper betreffend
Intensive Care Unit (ICU)Intensivstation
Intermediate Care Unit (IMC)Zwischenpflegestation
Überwachungsstation
Krankenhausstation zur Überwachung nicht-intensivpflichtiger Patienten
MedullaMarkMedulla oblongata = verlängertes Mark;
Medulla spinalis = Rückenmark
MonitoringÜberwachungApparative Überwachung der Vitalparameter (EKG, Pulsoxymetrie, Blutdruck)
MusculusMuskelMusculus biceps brachii = zweiköpfiger Muskel des Armes,
Bizeps
Nervus (N.)
pl: Nervi (Nn.)
Nerv(en)Nervus radialis = der Speichennerv
Non-invasive blood pressure (NIBP)Nicht-invasive Blutdruckmessung
ÖdemSchwellung, FlüssigkeitsansammlungHirnödem = Schwellung des Gehirns
RR„Riva-Rocci“Bezeichnung für den Blutdruck
Sepsisgeneralisierte infektionsbedingte Entzündungsreaktion des Körpersugs. „Blutvergiftung“
SeptumScheidewandSeptum cordis = die Herzscheidewand
SIRSSystemisches inflammatorisches Response-Syndromunspezifische, generalisierte Entzündungsreaktion des Körpers
SpasmusMuskelkrampf
Stroke Unitwörtl. „Schlaganfalleinheit“Krankenhausstation zur Überwachung von Schlaganfallpatienten
subakutklinisch mildere Symptomatik als bei „akut“, Verlauf zw. akut und chronischauch: Akutsymptomatik mit etwas länger zurückliegenden Symptombeginn, z.B. „subakuter Herzinfarkt“ -> Vorstellung erst nach einem Tag
subchronischverlängerter Verlauf, unterhalb der Schwelle zu „chronisch“
ObstruktionVerengung/Verlegung eines HohlorgansBronchoobstruktion = Verengung der Bronchien
OutcomeBehandlungsergebnis, Behandlungserfolg
paroxysmalanfallsartig auftretendz.B. paroxysmales Vorhofflimmern
perakutbesonders schnell einsetzende SymptomatikSteigerung von „akut“
persistierendanhaltend
RupturRiss, EinrissAortenruptur = Riss der Aorta
TractusZug, Bündel, FaserzügeTractus opticus = Faserzüge der Sehbahn
TruncusStammTruncus pulmonalis = (Haupt-)Stamm der Lungenarterien
VesicaBlaseVesica fellea = Gallenblase

Organsysteme und Krankheiten

Nervensystem

Übersicht über das Nervensystem. Quelle: Wikimedia Commons/The Emirr, CC-BY-SA-30-Lizenz.
TerminusBedeutung
Apoplex(ia) (cerebri)der Schlaganfall, auch: Insult, Stroke
ArachnoideaSpinngewebshaut
Axonfortleitende Nervenfaser einer Nervenzelle
AxonhügelAnsatz des Axons
cerebraldas Hirn betreffend
Cerebrumdas (Groß)hirn, auch: Encephalon
Cerebellumdas Kleinhirn
Encephalondas Hirn, auch: Cerebrum
EpiduralhämatomBlutung im Epiduralraum
EpiduralraumRaum zwischen Schädeldecke und Dura mater
DendritNervenzellfortsatz
DiencephalonZwischenhirn
Dura materharte Hirnhaut
Ganglionder Nervenknoten
Hemiparesedie Halbseitenschwäche
Hemiplegiedie Halbseitenlähmung
NeuronNervenzelle
Medulla oblongataverlängertes Mark, Teil des Hirnstamms
MesencephalonMittelhirn
Plexus(Nerven)Geflecht
SubarachnoidalblutungBlutung in den Subarachnoidalraum
SubarachnoidalraumRaum zwischen Arachnoidea und Pia mater
SubduralhämatomBlutung im Subduralraum
SubduralraumRaum zwischen Dura mater und Arachnoidea

Herz-Kreislauf-System

TeminusBedeutung
Akutes KoronarsyndromSammelbegriff für Erkrankungen mit Herzinfarktsymptomatik
Angina pectorisBrustenge
Aorta (ascendens / descendens / abdominalis …)Hauptschlagader (aufsteigende / absteigende / Bauchschlagader…)
Arteria (A.)
pl: Arteriae (Aa.)
Arterie(n)
Arteriolekleine Arterie
ArrhythmieHerzrhythmusstörung
AtriumHerzvorhof
Bradykardiezu langsamer Herzschlag
Cordas Herz
EndokardHerzinnenhaut
EpikardHerzaußenhaut
Kapillarekleinste Blutgefäße, Verbindung arterielles und venöses System
MediastinumMittelfellraum, beherbergt das Herz
MyokardHerzmuskel
MyokardinfarktHerzinfarkt
MyokarditisHerzmuskelentzündung
NodusKnoten (z.B. Nodus atrioventricularis = AV-Knoten)
parasternalneben dem Brustbein gelegen
PerikardHerzbeutel
Perikarderguss(kleinere) Flüssigkeitsansammlung im Herzbeutel
PerikarditisHerzbeutelentzündung
PerikardtamponadeFlüssigkeits- oder Blutansammlung im Herzbeutel mit Füllungsbehinderung
Ramus
pl: Rami
Arterienzweig(e), -ast/-äste
restrosternalhinter dem Brustbein gelegen
Tachykardiezu schneller Herzschlag
ValvaKlappe
Vena (V.)
pl: Venae (Vv.)
Vene(n)
Venolekleine Vene
VentriculusVentrikel, Herzkammer

Atmungssystem

TerminusBedeutung
Alveole1. das Lungenbläschen, auch
2. das Zahnfach
Apnoeder Atemstillstand
AspirationEinatmung von Fremdkörpern
Asthma bronchialechronisch-entzündliche Atemwegserkrankung mit anfallsartiger Atemnot
Asthma-Trias1. Spasmus der Bronchialmuskulatur, 2. Ödem der Bronchialwand, 3. Hyper- und Dyskrinie
Atelektasenkollabierte Lungenabschnitte, die nicht am Gasaustausch teilnehmen
Bifurkationwörtl. „Zweigabelung“,
hier: Aufteilung der Luftröhre in zwei Hauptbronchien, auch: Carina
Bradypnoeverlangsamte Atemfrequenz
BronchienLuftwege der Lunge
Bronchiolenkleinere Bronchien
BronchitisEntzündung der Bronchien
BronchokonstriktionVerengung der Bronchien
BronchospasmusVerkrampfung der Bronchialmuskulatur mit daraus resultierender Verengung
Brummenniederfrequentes Atemnebengeräusch
Compliancehier: Dehnbarkeit der Lunge
Chronisch-obstruktive Lungenerkrankung (COPD)chronisch-entzündliche Atemwegserkrankung mit anhaltender Vereingung der Bronchien
Diaphragmadas Zwerchfell
DyskrinieBildung von zähem Schleim
Epiglottisder Kehldeckel
Epiglottitisdie Kehldeckelentzündung
expiratorischbei der Ausatmung
Giemenhochfrequentes Atemnebengeräusch
GlottisStimmlippenapparat, Stimmritze
HämatothoraxBlutansammlung im Pleuraspalt
Hyperkrinievermehrte Schleimbildung
inspiratorischbei der Einatmung
Koniotomie
auch: Cricothyreotomie
notfallmäßige Eröffnung der Atemwege auf Kehlkopfhöhe, „notfallmäßiger Luftröhrenschnitt“
Krupp-Syndrom
auch: Pseudokrupp
unspezifische Entzündung von Kehlkopf und Luftröhre unterhalb der Stimmbandebene
LungenemphysemÜberblähung von Alveolen mit einhergehenden Funktionsverlust
LungenkontusionLungenquetschung
PleuraBrustfell, mit den Anteilen Rippen- und Lungenfell
Pleuraspaltflüssigkeitsgefüllter Spalt zwischen Rippen- und Lungenfell
PleuritisEntzündung der Pleura
PneumonieLungenentzündung
PneumothoraxLuftansammlung im Pleuraspalt mit Kollaps des Lungenflügels
SpannungspneumothoraxPneumothorax + Ventilfunktion (Luft strömt ein, kann aber nicht mehr entweichen) + zunehmende Kreislaufinstabilität
TracheaLuftröhre
TracheotomieLuftröhrenschnitt

Verdauungssystem und Bauchorgane

Überblick Verdauungssystem. Quelle: Wikimedia Commons, gemeinfrei.
TerminusBedeutung
Appendektomiechirurgische Entfernung des Wurmfortsatzes
Appendix vermiformisWurmfortsatz
AppendizitisEntzündung des Wurmfortsatzes,
ugs. „Blinddarmentzündung“
Boerhaave-Syndromspontaner Riss aller Schichten der Spesieröhre
CaecumBlinddarm
CholezystitisEntzündung der Gallenlase
CholezystolithiasisGallensteinleiden
ColitisEntzündung des Dick- bzw. Grimmdarms
ColonGrimmdarm
Colon ascendensaufsteigender Teil des Grimmdarms
Colon descendensabsteigender Teil des Grimmdarms
Colon sigmoideumS-förmiger Teil des Grimmdarms
Colon transversumquerverlaufender Teil des Grimmdarms
DiarrhoeDurchfall
DuodenumZwölffingerdarm
Gaster
auch: Ventriculus
Magen
GastritisMagenschleimhautentzündung
Gastroenteritiswörtl. Magen-Darm-Entzündung, Magen-Darm-Grippe, Brechdurchfall
HämatemesisBluterbrechen
HeparLeber
HepatitisLeberentzündung
IleumKrummdarm
IleusDarmverschluss
IntestinumDarm, Gedärm
Intestinum crassumDickdarm
Intestinum tenueDünndarm
JejunumLeerdarm
Mallory-Weiss-SyndromLängsruptur der Schleimhaut an Übergang von Speiseröhre zu Magen
ObstipationVerstopfung
ÖsophagusSpeiseröhre
ÖsophagusvarizenKrampfadern der Speiseröhre
Ovar
pl. Ovarien
der Eierstock,
die Eierstöcke
PankreasBauchspeicheldrüse
PankreatitisEntzündung der Bauchspeicheldrüse
PyelonephritisNierenbeckenentzündung
Ren
pl. Renes
die Niere,
die Nieren
renaldie Nieren betreffend
Splen
auch: Lien
die Milz
Tuba uterinaEileiter
Ulcus duodeniZwölffingerdarmgeschwür
Ulcus ventriculiMagengeschwür
UterusGebärmutter
UreterHarnleiter
UrethraHarnröhre

Skelett und Bewegungsapparat

Übersicht Skelett. Quelle: Wikimedia Commons/Furfur, CC-BY-SA 3.0-Lizenz.
TerminusBedeutung
Atlaserster Halswirbel
AponeuroseSehnenplatte
Axiszweiter Halswirbel
Caput humeriKopf des Oberarmknochens
Cartilagoder Knorpel
Claviculadas Schlüsselbein
Craniumder knöcherne Schädel
Columna vertrebralisdie Wirbelsäule
Costa
pl. Costae
die Rippe
die Rippen
Dens-axis-FrakturAbbruch des „Knochenzahns“ des Axis,
ugs. „Genickbruch“
Diaphyseder Knochenschaft
Discus intervertrebralisdie Bandscheibe
Discusprolapsder Bandscheibenvorfall
DistorsionVerletzung von Bändern oder Gelenkkapsel, Verstauchung
EpiphyseEndstück des Knochens, Gelenkende
Faszieumhüllende Schicht von Organen und Muskeln, aus Bindegewebe bestheend
Femurder Oberschenkelknochen
Fibuladas Wadenbein
FrakturKnochenbruch
HämatomBluterguss
Humerusder Oberarmknochen
Ligamentum
pl. Ligamenta
das Band
die Bänder
LuxationVerrenkung, Auskugelung
MandibulaUnterkiefer
MaxillaOberkiefer
Musculus (M.)
pl. Musculi (Mm.)
der Muskel
die Muskeln
Os
pl. Ossa
der Knochen
die Knochen
Patelladie Kniescheibe
Radiusdie Speiche
Scapuladas Schulterblatt
Sternumdas Brustbein
Tibiadas Schienbein
Ulnadie Elle

Wichtige Präfixe

PräfixBedeutung
a-Verneinung, Gegenteil (Abwesenheit von etwas)
ante-vor
anti-
auch: contra
gegen
dys-krankhafte Veränderung
endo-innen, innerhalb
epi- auf
eu-normal, gut
extra-außerhalb
hemi-
auch: semi-
halb
hyper-über der Norm
hypo-unter der Norm, unterhalb
inter-
auch: meta-
inmitten, zwischen
oligo-wenig
para-neben
peri-um etwas herum
retro-zurück, rückwärts
sub-unterhalb
super-oben, überhalb
trans-hindurch

Wichtige Suffixe

SuffixBedeutung
-grafieAufzeichnungsverfahren
-grammErgebnis einer Aufzeichnung/Aufnahme
-iasiskrankhafter Zustand, Leiden
-iepathologischer Zustand
-insuffizienzSchwäche
-itis
pl. –itiden
die Entzündung
die Entzündungen
-metriedie Messung
-omGeschwulst, Tumor
-osechronisch oder degenerierende Zustände,
auch: biologische Vorgänge, Zucker
-pathieallgemeine Bezeichnung für „Erkrankung“
-penieMangel
-skopieSpiegelung

Lage- und Richtungsbezeichnungen

BezeichnungBedeutung
anteriorvorn
basalzur Basis hin
dexterrechts
dorsalrückenwärts
frontalzur Stirn hin
inferiorunterhalb
kaudalsteißwärts
kranialkopfwärts
lateralseitwärts
medialzur (Körper-)Mitte hin
posteriorhinten
sinisterlinks
superioroberhalb

Lernstrategien

Wie schon an dieser „abgespeckten“ Vokabel- und Begriffsliste auffällt: die Begriffsanzahl ist hoch und die medizinische Terminologie ausgesprochen umfangreich.

Am Ende braucht es – um eine einigermaßen sichere Beherrschung des rettungsdienstlichen Vokabulars in absehbarer Zeit zu erreichen – einfach einen gewissen Lernaufwand. Und der ist bei jeder Lernstrategie vorhanden.

Fachtermini lernen ist schlichtweg Fleißarbeit – man kann sich dem Thema isoliert widmen, es mit dem allgemeinen Lernen für den Rettungssanitäter oder dem Aneignen von Hintergrundwissen kombinieren. Wie so oft bietet sich – meines Erachtens jedenfalls – eine Kombination unterschiedlicher Lernstrategien an.

Als Nachschlagewerk bietet sich z.B. der Pschyrembel Online an.

Eine kleine Übersicht, was mögliche Varianten dafür sind, gibt es natürlich auch 😉

Vokabel-Strategie

Die methodisch einfachste Strategie ist: man sieht die medizinische Terminologie einfach als „Fremdsprache“ an und lernt die Begrifflichkeiten wie Vokabeln in der Schule. Vokabelheft und Karteikarten, jeden Tag zehn Vokabeln wiederholen, fertig.

Als doch relativ umfangreichen Grundstock kann man sich z.B. an diesem Beitrag orientieren.

Vorteil: keine Lerngruppe und prinzipiell keine große Eigenrecherche notwendig, eignet sich gut für viele Begriffe in kurzer Zeit, gutes Zeitaufwand-Nutzen-Verhältnis.

Nachteil: kein verknüpfendes Lernen, daher erstmal zusätzlicher Aufwand; sehr trockene und monotone Lernstrategie, daher ist ein Mindestmaß an Motivation hierfür – zusätzlich zum übrigen Lernen – notwendig.

Sinnvoll für: das schlichte Lernen von Vokabeln eignet sich gut als Basisstrategie, um sich am Anfang einen gewissen Überblick für die Struktur und einen „Grundwortschatz“ anzueignen. Im Verlauf wird es dann aber auch furchtbar langweilig und inhaltlich zu viel.

Parallel-Lernen-Strategie

Wenn man ohnehin schon am Lernen ist, warum nicht einfach die Fachbegriffe gleich mitnehmen? Diese Strategie beruht darauf, dass man die Fachbegriffe einfach zusätzlich zu den deutschen oder umgangssprachlichen Begriffen lernt – die Thematik an sich lernt man ja sowieso.

Das Lernen der Begriffe geht hier gleichermaßen mit einer Verknüpfung des Wissens einher und kann gleichermaßen alleine oder in Lerngruppen erfolgen.

Vorteil: alleine oder in der Gruppe möglich, sinnvolle Wissensverknüpfung, überschaubarer zusätzlicher Aufwand.

Nachteil: insgesamt längere Dauer für das Lernen.

Sinnvoll für: das ist aus meiner Sicht die klassische „Fachlehrgangs-Strategie“ – sofern man einen gewissen Grundwortschatz aufgebaut hat, kann man recht mühelos und erfolgreich mit dieser Strategie weiterlernen.

Hintergrundwissen-Strategie

Das ist eine Strategie für die „Leseratten“ mit mehr Zeit. Man kombiniert hier den Erwerb von medizinischen Hintergrundwissen mit dem Erlernen neuer Fachbegriffe.

Je nach Gusto und Verfügbarkeit stehen einem hier fast alle Möglichkeiten offen: von Blogs über Fachliteratur bis zu Wikipedia und DocCheck-Flexikon (auch wenn letztere nicht unbedingt zitierfähig sind).

Fachtexte lesen, unbekannte Begriffe nachschlagen, fertig.

Vorteil: guter Erwerb von medizinischen Hintergrundwissen auch über den eigenen Fachbereich hinaus, gutes Erlernen von der tatsächlichen sprachlichen Verwendung.

Nachteil: zeitaufwändig und für komplette Neueinsteiger zu unspezifisch.

Sinnvoll für: Berufseinsteiger mit Zeit und Lust zu lesen und auch selbst etwas nachzuschlagen.

Lernen-durch-Praxis-Strategie

Die „gechillte“ Variante unter den Lernstrategien. Man macht aktiv…nix, und wartet, bis einem Fachbegriffe im Alltag über den Weg laufen und schlägt diese nach (oder erfragt ihre Bedeutung).

An für sich ein simples Learning-by-doing-Konzept.

Vorteil: praktisch kein Lernaufwand.

Nachteil: sehr lange Dauer, bis ein sinnvoller Grundwortschatz aufgebaut wurde – und in der Zeit versteht man unter Umständen nur „Bahnhof“.

Sinnvoll für: „Erfahrene“ mit ausreichendem Grundwortschatz.

Praxisrelevant

Es bietet sich an, unterschiedliche Lernstrategien zu kombinieren und situationsgerecht anzuwenden.

Literatur

Es gelten auch hier meine allgemeinen Literaturempfehlungen für Rettungssanitäter – darüber hinaus gehende Fachliteratur ist keinesfalls für das Erlernen der Grundlagen der medizinischen Terminologie zwingend notwendig.

Bei Interesse, mehr zu lernen, würde ich eher zu allgemeinerer Fachliteratur – z.B. der Literatur für Notfallsanitäter im Bereich Anatomie und Physiologie raten – als zu dedizierten Terminologiebüchern.

Wer trotz allem nicht die Hände davon lassen kann (oder will):


Zusammenfassung

  • Das Ziel ist es, einen gewissen Grundwortschatz zu schaffen – nicht „möglichst viel“ auswendig zu lernen.
  • Patientenkommunikation muss ungeachtet der Fachsprache verständlich sein.
  • Medizinische Fachtermini bestehen oft aus zusammengesetzten Begriffen.
  • Es bietet sich an, unterschiedliche Lernstrategien zu kombinieren und situationsgerecht anzuwenden.

Lernziele

Du kennst nun

  • die Bedeutung der medizinischen Terminologie für den Rettungsdienst und für Rettungssanitäter,
  • allgemeine Grundlagen der medizinischen Terminologie,
  • allgemeine Strukturen und die Begriffsbildung,
  • wichtige Grundbegriffe für den Rettungsdienst,
  • anatomische Lage- und Richtungsbezeichnungen,
  • verschiedene Lernstrategien.

Interessenkonflikte

Der Autor gibt an, dass es sich bei den verlinkten Büchern um Affiliate-Links handelt. Es entstehen keine zusätzlichen Kosten bei der Bestellung über den Link. Eine Einflussnahme bei der Auswahl der Literatur ist dadurch nicht erfolgt. Siehe auch: Hinweise zu Affiliate-Links.

Der Autor gibt an, dass keine Interessenkonflikte bestehen.

Quellen

Aumüller G. et al. (2020): Duale Reihe Anatomie, 5. Auflage. Georg Thieme Verlag KG, Stuttgart. ISBN 978-3-13-243502-5. DOI: 10.1055/b-007-170976. Hier erhältlich: https://amzn.to/3JI8Xry Affiliate-Link

Behrends J. et al. (2021): Duale Reihe Physiologie, 4. unveränderte Auflage. Georg Thieme Verlag KG, Stuttgart. ISBN 978-3-13-243862-0.. DOI: 10.1055/b000000462. Hier erhältlich: https://amzn.to/3vqRCzu Affiliate-Link

Dönitz S., Flake F. (2015): Mensch Körper Krankheit für den Rettungsdienst, 1. Auflage. Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, München. ISBN 978-3-437-46201-6. 3. Auflage (2020): ISBN 978-3-437-46203-0. Aktuelle Auflage (3. Auflage, 2020) hier erhältlich: https://amzn.to/3BNVTic Affiliate-Link

Enke K., Flemming A., Hündorf H.-P., Knacke P., Lipp R., Rupp P. (2018): Lehrbuch für präklinische Notfallmedizin, Band A, 5. Auflage. Verlagsgesellschaft Stumpf & Kossendey mbH, Edewecht. ISBN: 978-3-943174-43-4. Aktuelles Gesamtwerk (3 Bände, 6. Auflage, 2019) hier erhältlich: https://amzn.to/3s8xH6L

Frank M. (2022): Tag 1 Medizinische Terminologie – Einführung, Grundlagen und allgemeine Krankheitslehre, abgerufen unter https://rsf.uni-greifswald.de/storages/uni-greifswald/fakultaet/rsf/lehrstuehle/ls-flessa/med-terminologie/Terminologie_I_-_Einfuehrung_und_Grundlagen.pdf am 29.04.2022

Locher W. (2022): Medizinische Terminologie, abgerufen unter https://www.egt.med.uni-muenchen.de/studium_lehre/terminologie-folien.pdf am 29.04.2022

Luxem J., Runggaldier K., Karutz H., Flake F. (2020): Notfallsanitäter Heute, 7. Auflage. Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, München. ISBN 978-3437462115. Hier erhältlich: https://amzn.to/3q8w62I Affiliate-Link

SaniOnTheRoad (2022): Welche Fachliteratur im Rettungsdienst braucht man wirklich?, abgerufen unter https://saniontheroad.com/welche-fachliteratur-im-rettungsdienst-braucht-man-wirklich/ am 29.04.2022

SaniOnTheRoad (2020): 1.10 Verhalten im Einsatz, abgerufen unter https://saniontheroad.com/1-10-verhalten-im-einsatz/ am 30.04.2022

Universität Marburg (2022): Skript A: Medizinische Terminologie, abgerufen unter https://www.uni-marburg.de/de/fb20/bereiche/methoden-gesundheit/evbb/studium/medizinische-terminologie/termiskript.pdf am 29.04.2022

Universität zu Lübeck (2022): Skriptum der Medizinischen Terminologie, abgerufen unter https://www.imgwf.uni-luebeck.de/fileadmin/oeffentlich/2-__Terminologieskript.pdf am 29.04.2022

Vaupel P., Schaible H.-G., Mutschler E. (2015): Anatomie, Physiologie, Pathophysiologie des Menschen, 7. vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart. ISBN 978-3-8047-2979-7. Hier erhältlich: https://amzn.to/3xnOm9A

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Notfallsanitäter, Teamleiter und Administrator des Blogs. Vom FSJler über Ausbildung bis zum Haupt- und Ehrenamt im Regelrettungsdienst und Katastrophenschutz so ziemlich den klassischen Werdegang durchlaufen. Mittlerweile beruflich qualifizierter Medizinstudent im vorklinischen Abschnitt. Meine Schwerpunkte liegen auf Ausbildungs- und Karrierethemen, der Unterstützung von Neueinsteigern, leitliniengerechten Arbeiten sowie Physiologie, Pathophysiologie, Pharmakologie und EKG für den Rettungsdienst. Mehr über mich hier.

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