Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Warum man sich hierüber Gedanken machen sollte…
- Modulares Warnsystem (MoWaS)
- Sirenensignale in Deutschland
- Cell Broadcast
- Warn-Apps
Einleitung
Die Sirenen heulen, das Handy gibt schrille Laute von sich, Anzeigetafeln zeigen plötzlich Warnungen statt Werbung an – die Möglichkeiten der Warnung sind vielfältig.
Spätestens seit dem ersten bundesweiten Warntag im Jahre 2020 wurde die Diskussion um sie regelrecht beflügelt: die Warnmöglichkeiten der Bevölkerung im Katastrophenfall.
Das Thema „Warnung der Bevölkerung“ ist seit dem Ende des Kalten Krieges lange Zeit von der Agenda der Politik als auch aus den Köpfen der Menschen verschwunden. Es wurde allzu gerne angenommen, dass es schon passen wird, wenn es notwendig ist – die Demostration des ersten Warntages hat da wohl unmissverständlich klar gemacht, dass das nicht der Fall ist.
Seitdem hat sich doch einiges getan und man kann getrost einen Blick darauf werfen, welche Warnmöglichkeiten es gibt – und warum man sich durchaus damit beschäftigen sollte.
Warum man sich hierüber Gedanken machen sollte…
Katastrophenschutz oder die Katastrophenvorsorge sind für die allermeisten Menschen keine Alltagsthemen und die Beschäftigung damit findet, wenn überhaupt, sehr nebensächlich statt.
Auf menschlicher Ebene finde ich das absolut verständlich: es ist ein sehr spezielles Thema und die Relevanz im Alltag ist für die allermeisten erstmal sehr gering.
Empfehlenswert ist es aus meiner Sicht aber nicht: es geht hier nun einmal um Ausnahmefälle, welche unmittelbar bedrohlich werden können. Völlig unvorbereitet zu sein macht sich hier nicht bezahlt.
Ganz allgemein macht es Sinn, das eigene Gefahrenbewusstsein zu schärfen – welche potentiellen Gefahren könnten mich üblicherweise betreffen? Das fängt an mit der Kellerwohnung in einem hochwassergefährdeten Gebiet und endet beim chemischen Großunternehmen am Ende der Straße.
In Hinblick auf die Warnung sollte man sich überlegen: wie könnte mich eine Warnung erreichen?
Cell Broadcast ist eine schöne Sache – beim ausgeschalteten Mobiltelefon bringt es aber nichts. Warn-Apps sind, wenn nicht installiert oder kein Smartphone vorhanden ist, nutzlos. Fernsehen und Radio bringen nur dann was, wenn sie laufen.
Es ist schön, wenn Werbetafeln Warnungen anzeigen – wenn man zuhause ist oder in einem 150-Seelen-Dorf wohnt, wo die einzige „Anzeigetafel“ der vergilbte Fahrplan in der Bushaltestelle ist.
Es macht wenig Sinn, sich auf die Sirenenalarmierung zu verlassen, wenn es keine einzige funktionsfähige Sirene im ganzen Landkreis gibt.
Solche Überlegungen mögen vielleicht trivial erscheinen (und es vielleicht auch sein), aber sie machen doch deutlich, dass es durchaus problematisch werden kann, überhaupt eine Warnung zu bekommen.
Dass man wichtige Dinge trotz allem irgendwann mitbekommt, stelle ich außer Frage: im Zweifelsfall dann, wenn es zu spät ist. Das zu verhindern ist letztendlich der Sinn des kompletten Warnsystems.
Wichtig
Man sollte sich überlegen, auf welchen Wege man üblicherweise oder überhaupt gewarnt werden kann.
Modulares Warnsystem (MoWaS)
Die Warnungen an sich erfolgen über das Modulare Warnsystem (MoWaS), welches vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) betrieben wird.
Beteiligt sind hier neben dem BBK
- Lagezentren der 16 Bundesländer,
- die unteren Katastrophenschutzbehörden der Landkreise und kreisfreien Städte,
- der Deutsche Wetterdienst (DWD),
- das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH),
- das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) sowie
- teilweise die Integrierten Leitstellen direkt.
An das MoWaS sind entsprechend viele „Warnmultiplikatoren“ angeschlossen, welche die Warnung letztendlich an die Bevölkerung weiterleiten, so z.B.
- alle öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten,
- Telekommunikationsanbieter,
- Nachrichtenagenturen,
- das Webportal des BBK oder auch
- die verschiedenen Warn-Apps (NINA, KATWARN, BIWAPP).
Siehe auch
Sirenensignale in Deutschland
Wenn es um die Warnung der Bevölkerung geht, denken immer noch viele zuerst an Sirenen und gerade die ältere Generation an den „Fliegeralarm„.
Die Sirenenwarnung ist auch ein Teil des „Warnmittelmix“ und hat von allen Warnmitteln wohl den höchsten Weckeffekt und die geringsten Voraussetzungen seitens des Empfängers. Problem an dieser relativ einfachen und effizienten Lösung:
- Sirenen sind nicht flächendeckend vorhanden oder in das Warnsystem integriert,
- eine Sirenenwarnung erhält erstmal keine weiteren Informationen und
- die Sirenensignale sind oftmals unbekannt.
Zumindest an letzten Punkt kann man gut selbst etwas ändern – auch wenn die Sirenensignale nicht bundesweit einheitlich geregelt sind und einige Bundesländer von dem „üblichen Standard“ abweichende Regelungen getroffen haben.
Im Folgenden wird daher die gängigste Variante beleuchtet.
Warnung der Bevölkerung
Warnung der Bevölkerung: Auf- und abschwellender Heulton, Dauer 1 Minute
Wann wird er genutzt?
- Hochwasser, Sturmflut
- Unwetter
- Großbrände
- Gefahrstoffaustritte
- Terroranschläge, Amoktaten
Was ist zu tun?
- Schutz suchen (Gebäude aufsuchen)
- Fenster und Türen schließen, Lüftung/Klimaanlage ausschalten
- Informationen einholen (Fernsehen, Radio, Internet, auf Lautsprecherdurchsagen achten)
- Anweisungen der zuständigen Stelle befolgen!
- nach Möglichkeit andere warnen
- Nur im Notfall telefonieren!
Entwarnung
Entwarnung: Gleichbleibender Heulton, Dauer 1 Minute
Wann wird er genutzt?
- Gefahrenlage ist vorüber
Was ist zu tun?
- keine besonderen Maßnahmen
Sirenenprobe
Entwarnung: Gleichbleibender Heulton, Dauer 12 Sekunden
Wann wird er genutzt?
- Gefahrenlage ist vorüber
Was ist zu tun?
- keine besonderen Maßnahmen
Alarmierung der Feuerwehr
Alarmierung der Feuerwehr: gleichbleibender Heulton à 12 Sekunden, zweimal unterbrochen, Dauer 1 Minute
Keine Warnung im eigentlichen Sinne, aber der wohl häufigste Einsatzgrund für eine Sirene ist vielerorts die zusätzliche oder gar ausschließliche Alarmierung der Feuerwehr.
Nachdem dieses Signal entsprechend oft genutzt wird, ist es zusätzlich hier aufgeführt.
Sirenensignale als Video
Cell Broadcast
Cell Broadcast ist in der Praxis wahrscheinlich die Warnmethode mit der größten Wirkung – außer einem eingeschalteten, halbwegs aktuellen Mobiltelefon braucht es hierfür nichts.
Cell Broadcast ähnelt zwar einer SMS, funktioniert allerdings technisch etwas anders: statt einzelne Rufnummern „abzuarbeiten“, wird die Nachricht schlichtweg ungezielt an alle Geräte in Reichweite der Basisstation gesendet – was hinsichtlich der Schnelligkeit der SMS deutlich überlegen ist.
Aufgrund der europaweiten Empfehlungen hierfür wird auch von „EU-Alert“ oder länderspezifisch für Deutschland auch von „DE-Alert“ gesprochen.
Im Rahmen des Cell Broadcast werden Notfallbenachrichtigungen mit unterschiedlicher Priorität verschickt:
- Notfallalarm – höchste Warnstufe (entspricht „Amtlicher Gefahrendurchsage“ im Radio, EU-Alert Level 1)
- Extreme Gefahr – Eine Gefahr, die sich kurzfristig erheblich auf Ihre Gesundheit, Ihr Eigentum und/oder öffentliche Infrastrukturen auswirken kann.
- Gefahr – Eine Gefahr, die sich auf Ihre Gesundheit, Ihr Eigentum und/oder öffentliche Infrastrukturen auswirken kann.
- Gefahreninformation – Eine zu erwartende oder bereits eingetretene Beeinträchtigung des normalen Tagesablaufs oder eine besondere Beobachtung.
Warnmeldungen der Stufe 1 („Notfallalarm“) können nicht ausgeschaltet werden – alle anderen Warnstufen können entsprechend in den Einstellungen des Smartphones ausgewählt werden.
Wichtig
Es ist grundsätzlich sinnvoll, alle Warnmeldungen zu empfangen.
Gegenüber der Sirenenalarmierung besteht hier der Vorteil, dass zumindest begrenzt weitere Informationen über die Gefahrenlage in der Warnmeldung selbst dargestellt werden und auf ausführlichere Hinweise verlinkt werden kann.
Warn-Apps
Neben dem Cell Broadcast gibt es zudem verschiedene Warn-Apps, welche ergänzend zu den anderen Warnmöglichkeiten genutzt werden können.
Warn-Apps bieten generell den Vorteil, dass sie insbesondere auch Warnungen geringerer Priorität – für die wohlmöglich keine Cell-Broadcast-Meldung genutzt wird – darstellen und man entsprechend detailliert auswählen kann, worüber man informiert werden möchte.
Etabliert sind hier NINA, KATWARN und BIWAPP – allesamt kostenlos.
NINA wurde ursprünglich für die Warnung auf Bundesebene entwickelt, während KATWARN und BIWAPP für Warnungen der Länder, Landkreise und kreisfreien Städte gedacht waren – mittlerweile werden die Meldungen unter den Apps allerdings ausgetauscht, sodass jede App das komplette Warnspektrum abdecken kann.
Die Wahl, welche App genutzt wird, hängt somit vor allem vom „persönlichen Gefallen“ ab.
Wichtig
Es ist sinnvoll, zumindest eine Warn-App auf dem Smartphone zu nutzen.
NINA
Notfall-Informations- und Nachrichten-App (NINA)
KATWARN
KATWARN
BIWAPP
Bürger Info- & Warn-App (BIWAPP)
Interessenkonflikte
Der Autor gibt an, dass keine Interessenkonflikte bestehen.
Quellen
Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (2024): Bedeutung der einzelnen Warnstufen, abgerufen unter https://www.bbk.bund.de/DE/Warnung-Vorsorge/Warn-App-NINA/Funktion-Inhalt/Warnmeldungen/_documents/dossier_warnmeldungen-3.html am 14.03.2024
Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (2024): Cell Broadcast, abgerufen unter https://www.bbk.bund.de/DE/Warnung-Vorsorge/Warnung-in-Deutschland/So-werden-Sie-gewarnt/Cell-Broadcast/cell-broadcast_node.html am 14.03.2024
Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (2024): MoWaS, abgerufen unter https://www.bbk.bund.de/DE/Warnung-Vorsorge/Warnung-in-Deutschland/MoWaS/mowas_node.html am 14.03.2024
Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (2024): Organisation der Warnung, abgerufen unter https://www.bbk.bund.de/DE/Warnung-Vorsorge/Warnung-in-Deutschland/Organisation-der-Warnung/organisation-der-warnung_node.html am 14.03.2024
Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (2024): So werden Sie gewarnt, abgerufen unter https://www.bbk.bund.de/DE/Warnung-Vorsorge/Warnung-in-Deutschland/So-werden-Sie-gewarnt/so-werden-sie-gewarnt_node.html am 14.03.2024
Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (2024): Warn-App NINA, abgerufen unter https://www.bbk.bund.de/DE/Warnung-Vorsorge/Warn-App-NINA/warn-app-nina_node.html am 14.03.2024
Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (2024): Warnung in Deutschland, abgerufen unter https://www.bbk.bund.de/DE/Warnung-Vorsorge/Warnung-in-Deutschland/warnung-in-deutschland_node.html am 14.03.2024
Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (2023): Warnung bei Gefahr, abgerufen unter https://www.bbk.bund.de/SharedDocs/Downloads/DE/Warnung-Vorsorge/Bundesweiter-Warntag-2023/Flyer-Buergerinnen-DRUCK-DE.pdf?__blob=publicationFile&v=8 am 14.03.2024
Erfurt.de (2024): Warnung der Bevölkerung bei Großschadensfällen, abgerufen unter https://www.erfurt.de/ef/de/leben/feuerwehr/katastrophenschutz/warnung/index.html 14.03.2024
MardekSirenen (2017): Bedeutung der aktuellen Sirenensignale in Deutschland, abgerufen unter https://www.youtube.com/watch?v=thI5VJrK6ak am 14.03.2024
Ministerium des Innern und für Sport Rheinland-Pfalz (2024): Warnung der Bevölkerung nach modernen Gesichtspunkten, abgerufen unter https://mdi.rlp.de/themen/bevoelkerungsschutz-und-rettungsdienst/krisenmanagement-/-katastrophenschutz/warnung-der-bevoelkerung am 14.03.2024
Wikinews (2023): Warnsystem DE-Alert jetzt mit Cell Broadcast auf allen deutschen Mobilfunknetzen aktiv, abgerufen unter https://de.wikinews.org/wiki/Warnsystem_DE-Alert_jetzt_mit_Cell_Broadcast_auf_allen_deutschen_Mobilfunknetzen_aktiv am 14.03.2024
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