Wertschätzung geht anders

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Rettungsdienst aktuell – Themen die den Rettungsdienst, seine Mitarbeiter und Interessierte beschäftigen. Von leitliniengerechter Arbeit bis zur gesellschaftskritischen Diskussion.

Täglich grüßt das Murmeltier

…so war es wohl auch, als erneut über den Coronabonus diskutiert wurde, der am 19. Mai durch den Bundestag beschlossen wurde.

Es gibt einen erneuten staatlichen Coronabonus für Pflegekräfte in Alten-, Pflegeheimen sowie Krankenhäusern.

Dieser beträgt

  • bei Fachkräften in Krankenhäusern ca. 1700 €
  • bei Fachkräften auf Intensivstationen ca. 2500 €
  • bei Vollzeitkräften in der direkten Altenpflege und Betreuung 550 € sowie
  • bei sonstigen Beschäftigten in Einrichtungen der Altenpflege, die mind. 25 % der Arbeitszeit für Pflegebedürfte aufwenden 370 €

Dort sowie bei einigen weiteren Berufsgruppen werden durch die Arbeitgeber gezahlte Boni bis zu einem Betrag von 4500 € steuerfrei.

Und was ist mit dem Rettungsdienst?

Der geht – offen gesagt – leer aus.

Zwar wird die Steuerfreiheit auf Corona-Boni auch auf den Rettungsdienst angewendet – einen staatlichen Bonus gibt es allerdings auch in dieser Runde (wieder) nicht.

Das ist letztendlich ein Nullsummenspiel. Von der Steuerfreiheit profitieren, auch im Sinne einer Wertschätzung, könnte man nur, wenn es denn überhaupt einen begünstigten Bonus gegeben hätte.

Das gab es weder in der Fläche, noch in allen Organisationen. Weder bei „uns“, noch bei Nachbargliederungen, noch bei anderen Hilfsorganisationen in unserer Kante gab es einen anderweitigen Bonus.

Man muss bedenken, dass selbst in der Hochphase der Pandemie, zumindest im Falle des DRK, ein im Vergleich „mickriger“ Bonus von 600 € erstreikt werden musste.

Effektiv: der gemeine Rettungsdienstler geht leer aus.

Einschätzung: Wertschätzung sieht anders aus

Am Ende ist es doch eine Farce und ein Schlag ins Gesicht des Rettungsdienstes. Mal wieder. Den Rettungsdienst wertschätzen…kann und tut die Politik nicht.

Die

„Speerspitze des medizinischen Bevölkerungsschutzes“

wie einige den Rettungsdienst heldenhaft bezeichnen, ist sofort und vollumfänglich vergessen, sobald auch nur die leiseste Forderung kommt.

Wertschätzung des Rettungsdienstes ist leider nur eine leere Worthülse. Wenn der Rettungsdienst etwas braucht, dann geht sofort und überhaupt gar nichts, man kann ja schon froh sein, dass man überhaupt so viel hat.

Das hat sich dann ja auch bei den ewigen Diskussion um die heilkundlichen Maßnahmen – oder „Darf der Notfallsanitäter wirklich seinen erlernten Beruf ausüben?“ gezeigt.

Will die Politik aber etwas vom Rettungsdienst, geht irgendwie alles – mit dem IfSG wurden dann plötzlich die bösen heilkundlichen Maßnahmen in einer pandemischen Lage kurzerhand, ohne Diskussion, ohne Tamtam einfach erlaubt.

Man muss schon ein maximales Tolerenzlevel erreicht haben, um so etwas nicht bigott zu finden…

Ich möchte die zweifellos höhere Belastung in der Pflege keineswegs kleinreden – die war und ist zu Teilen immer noch da. Ausfälle in den eignenen Reihen, Kündigungen, und ein anhaltend hoher Patientenandrang ist immer noch da und immer noch ein Problem.

Man braucht allerdings nicht zu suggerieren, dass der Rettungsdienst in der Pandemie eine „ruhige Kugel“ geschoben hat. Tag und Nacht zu Patienten, wo niemand wissen konnte, dass sie infektiös sind. Reanimationen bei 30°C in Vollschutz. COVID-Entlassungen unter Vollschutz in den fünften Stock hochtragen. Auch hier Ausfälle in den eigenen Reihen. Auch hier Zusatzdienste, um den Laden irgendwie am Laufen zu halten. Auch hier ständig wechselnde Regelungen, Neuanpassungen und gefühlt irgendwie mehr Zeit beim Lesen von Verordnungen und Dienstanweisungen als bei der eigentlichen Arbeit.

Und vor allem: die ewige Suche nach freien Krankenhausbetten, die endlosen (und teils fruchtlosen) Diskussionen mit Krankenhäusern, Zwangszuweisungen und am Ende Transporte durch das halbe Land, bis man ein aufnahmebereites Krankenhaus gefunden hat.

Reicht das nicht?

Ein bisschen mehr echte Wertschätzung und ein bisschen weniger Heuchelei würde der Rettungsdienst sicherlich begrüßen.

Quellen

Bundestag (2022): Parlament beschließt viertes Corona-Steuer­hilfe­gesetz, abgerufen unter https://www.bundestag.de/dokumente/textarchiv/2022/kw20-de-corona-steuerhilfegesetz-894676 am 20.05.2022

Deutsches Ärzteblatt (2022): Coronapflegebonus verabschiedet, keine Ausweitung auf MFA und Rettungdienst, abgerufen unter https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/134403/Coronapflegebonus-verabschiedet-keine-Ausweitung-auf-MFA-und-Rettungdienst am 20.05.2022

SaniOnTheRoad (2022): Themenbundle Notfallsanitätergesetz, abgerufen unter https://saniontheroad.com/bundle_notsang/ am 20.05.2022

SaniOnTheRoad (2020): Heilkunde für Notfallsanitäter ist Gesetz – im Ausnahmefall, abgerufen unter https://saniontheroad.com/heilkunde-fur-notfallsanitater-ist-gesetz-im-ausnahmefall/ am 20.05.2022

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Über SaniOnTheRoad

Wertschätzung geht anders

SaniOnTheRoad

Notfallsanitäter, Teamleiter und Administrator des Blogs. Vom FSJler über Ausbildung bis zum Haupt- und Ehrenamt im Regelrettungsdienst und Katastrophenschutz so ziemlich den klassischen Werdegang durchlaufen. Mittlerweile beruflich qualifizierter Medizinstudent im vorklinischen Abschnitt. Meine Schwerpunkte liegen auf Ausbildungs- und Karrierethemen, der Unterstützung von Neueinsteigern, leitliniengerechten Arbeiten sowie Physiologie, Pathophysiologie, Pharmakologie und EKG für den Rettungsdienst. Mehr über mich hier.


3 Kommentare zu diesem Beitrag:

Ich finde es ist ein Armutszeugnis für eine Politik, die solche Beschlüsse zustande bringt. Grade die Rettungsdienste sollen zwar jederzeit , oft unter schwierigsten Bedingungen, verfügbar sein, doch sind sie es offensichtlich nicht wert, sie auch finanziell entsprechend zu bedenken. Ich war schon oft unglaublich dankbar, dass es in Deutschland ein so gut funktionierendes System auf diesem Gebiet gibt. Allen, die diesen ehrenwerten Dienst machen, gilt meine volle Hochachtung.
LG, Kristine

Vielen Dank!
Das Problem hierbei ist, dass der Rettungsdienst schlichtweg eine (noch) zu kleine Lobby und Interessenvertretungen hat.

Das ist zwar prinzipiell lösbar, erfordert allerdings aktive Öffentlichkeitsarbeit.

Letztendlich ist sowas auch der allgemeinen Wahrnehmung des Rettungsdienstes in der Öffentlichkeit geschuldet. Der Rettungsdienst wird überwiegend einfach gar nicht wahrgenommen.

Über die Pflege hört und liest man fast zwangsläufig etwas, wenn man mal Nachrichten schaut, sich in sozialen Netzwerken bewegt oder einen Blick in die Zeitung wirft.

Diese Form der Öffentlichkeitsarbeit kann der Rettungsdienst, zumindest in Hinblick auf die Allgemeinbevölkerung, nicht.
Dafür haben wir noch zu viel Kirchturmdenken der einzelnen Organisationen und sind organisationsübergreifend einfach nicht gut genug organisiert.

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