Die Einführungswoche der Uni

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Aus der Uni – ein Rettungsdienstler berichtet vom Weg ins und aus dem Medizinstudium.

Inhaltsverzeichnis

Was bisher geschah…

Wieder sind ein paar Tage ins Land gegangen, seit dem letzten Beitrag – und seit dem ersten Treffen in der Uni.

Das Auswahl- und Zulassungsverfahren liegt mittlerweile gefühlt lange zurück, Dinge wie der TMS noch viel länger. Es liegt ein gutes Stück Arbeit (und Ärger) hinter mir, und noch sehr viel Arbeit vor mir. Zwölf Semester und drei Monate Regelstudienzeit.

Man hat die ersten Leute kennen gelernt, sich ausgetauscht, ist diversen WhatsApp- und Signal-Gruppen beigetreten und die anfänglich sehr spärlichen Informationen wurden ziemlich schnell zur Flutwelle, in der man sich erst einmal zurecht finden muss.

Kurzum: ich bin Student – und sollte langsam anfangen, das zu begreifen. Trotz der ersten Veranstaltungen in der Uni ist die gesamte Situation für mich noch…unwirklich.

Wie kam es dazu?

Einführungswoche – was ist das?

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Die Einführungswoche ist in aller Regel die letzte Woche vor dem Vorlesungsbeginn. Die meisten Vorlesungen und Veranstaltungen beginnen nicht direkt zu Semesteranfang, sondern erst ein paar Wochen danach. Umgekehrt ist das Vorlesungsende auch ein paar Wochen vor dem Semesterende.

Sinn und Zweck der Einführungswoche ist es, den „Erstis“ – zu denen ich nun auch zähle – sowohl in offiziellen als auch in inoffiziellen Rahmen die Grundzüge des Studentenlebens, der Universität, der Stadt und des Studiengangs an sich zu vermitteln.

Dafür gibt es teilweise fächerübergreifende Einführungsveranstaltungen als auch fachbezogene Einführungsveranstaltungen – und meist ein reichlich gefülltes Abendprogramm, welches dann doch eher die Einführungswoche ausmacht. Und: alles ist freiwillig – und trotzdem sehr gut besucht.

Ferner finden hier meist die Vorkurse statt – Vorkurse sind freiwillige Lehrveranstaltungen, bei denen notwendige schulische Grundlagen zumindest wiederholt werden. Diese wurden in meinem Fall ausschließlich für beruflich Qualifizierte angeboten.

Die erste Veranstaltung

Corona-bedingt fand meine Einführungswoche mehr oder weniger „hybrid“ statt: das heißt es gab Veranstaltungen sowohl online, als auch in Präsenz. Für mich als Pendler ist das…unvorteilhaft, da hier der Wechsel zwischen den Veranstaltungen kaum möglich war.

Dementsprechend habe ich an Tag 1 die allgemeinen Veranstaltungen in Präsenz geflissentlich sein lassen – auch weil sie sich mit den Vorkursen, die online stattfanden, zeitlich gebissen haben – und bin erst abends zu der Einführungsveranstaltung der Fachschaft in die Uni gefahren.

Man hatte sich in der Gruppe der „beruflich Qualifizierten“ schon vorher in dem Restaurant auf dem Campus verabredet, also habe ich mich prompt der Gruppe angeschlossen.

Die „Fachschaft“ ist erstmal jeder Studierende des jeweiligen Studiengangs – der gewählte Fachschaftsrat ist meist das, was unter der Fachschaft verstanden wird.

Die Nervosität meinerseits war immer noch hoch – allein schon, weil man trotz eines ersten Treffens niemanden kennt.

Die Veranstaltung war ein sehr locker gehaltener Vortrag über die Uni, den Studiengang, die Stadt und das studentische Leben am und um den Campus mit zahlreichen Angeboten zur Freizeitgestaltung. Und: man hatte die Möglichkeit, zahlreiche Fragen zu stellen – die auch gut beantwortet wurden.

Besonders sinnvoll fand ich die Einschätzung des „Schwierigkeitsgrads“ verschiedener Veranstaltungen des ersten Semesters durch die höheren Fachsemester: so konnte man schon mal vorab einen Überblick erhalten, welche Veranstaltungen man auf jeden Fall besuchen sollte (oder gar muss) und wo man definitiv mehr Lernzeit einplanen sollte.

Diese Erfahrung möchte ich euch natürlich nicht vorenthalten 😉

Terminologie

Medizinische Terminologie ist die Lehre der medizinischen Fachsprache – und damit selbstverständlich eine Pflichtveranstaltung im ersten Semester, bei der neben Anwesenheit auch erledigte „Hausaufgaben“ in Moodle Pflicht sind.

Der Schwierigkeitsgrad gilt als einfach:

Niemand fällt in „Termi“ durch.

Medizinische Psychologie und Soziologie

„Psych-Soz“ ist ein Fach, dass einen in der Vorklinik in drei von vier Semestern verfolgen wird – wobei es so ziemlich immer das gleiche ist.

Schwerpunkt bilden hier diverse psychologische Modelle, Lernvorgänge und dergleichen.

Die Professorin gilt als nett (und schnell redend), auch hier gibt es Testate und zusätzlich Essays einzureichen – insgesamt gilt aber auch das als machbar.

Biologie

Die Biologie darf natürlich nicht fehlen, bildet sie doch eine der größten naturwissenschaftlichen Grundlagen der Medizin. Auch wenn der Fokus nicht auf den typischen „Schulthemen“ liegt und durchaus schnell ins spezifische geht, ist Biologie eine vergleichsweise einfache Naturwissenschaft in der Vorklinik.

Bewertet wird lediglich das „Praktikum der Biologie“, nicht die dazugehörigen Vorlesungen. Für das Praktikum besteht Anwesenheitspflicht, Abschluss bildet eine Klausur.

Physik

„Niemand mag Physik in der Vorklinik“.

Damit ist schon (fast) alles gesagt. Physik ist ziemlich unbeliebt – zum einen, weil wenig unmittelbarer medizinischer Bezug gegeben ist, zum anderen ist es einfach sehr mathematiklastig. Wer mit Mathe in der Oberstufe keine Freundschaft geschlossen hat, wird vermutlich wenig Spaß hieran haben.

Vorlesung und Begleitvorlesung zum Praktikum sind optional (und wurden seitens der Fachschaft keineswegs empfohlen), Anwesenheitspflicht besteht nur im Praktikum, wo neben wöchentlichen Testaten auch eine Klausur am Ende geschrieben wird.

Chemie

Das Angstfach schlechthin. Und das Fach mit den höchsten Durchfallquoten im ersten Semester. Die Chemie geht im Studium wohl deutlich über den Chemie-LK hinaus und wird schnell ziemlich komplex. Die Biochemie im zweiten Semester ist dann die Steigerung davon.

Frühzeitig lernen, Vorlesungen und Begleitvorlesungen sind unbedingt empfehlenswert – Praktikum mit Anwesenheitspflicht und Klausur gibt es am Semesterende.

Berufsfelderkundung

Ein paar Vorträge zu verschiedenen Themen und ein Tagespraktikum bei einem Arzt – außer der Anwesenheitspflicht hat das Praktikum der Berufsfelderkundung, welches erste Einblicke in die ärztliche Tätigkeit geben soll, keine Hürden zu überspringen. Ein reiner „Sitzschein“ – mehr oder weniger.

Die Vorkurse

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Die Vorkurse waren tatsächlich etwas, auf das ich mich gefreut hatte. Anfangs. An meiner Uni werden diese nur für die beruflich Qualifizierten angeboten und finden in der Einführungswoche statt. Angeboten wurden Biologie, Chemie und Physik mit jeweils drei Terminen.

Der Ansatz ist meines Erachtens viel zu knapp bemessen, um wirklich effektiv Wissen zu vermitteln (was „reine“ beruflich Qualifizierte ohne Abitur nicht haben) – damit wird der Sinn der Veranstaltung meines Erachtens sowieso ad absurdum geführt.

Und ich muss sagen: gelohnt hatte sich das ganze nicht. Wirklich nicht.

Biologie

Als Mensch, der Biologie in nicht ganz weiser Voraussicht in der Oberstufe abgewählt hat, hatte ich mir doch einen kleinen Rundumschlag an neuen Wissen erwartet. Das hat in diesem Falle nicht besonders gut funktioniert.

Der Vorkurs fand online statt und bestand eigentlich nur daraus, dass die studentische Tutorin die Powerpoint-Folien vorgelesen hat. Einen Benefit habe ich hier nicht mehr drin gesehen und damit an den beiden anderen Terminen nicht mehr teilgenommen.

Chemie

Der zweite Vorkurs war Chemie – der wie Bio online stattfand. Es steckte hier zumindest mal erheblich mehr Mühe in der Didaktik als bei Bio, thematisch war es allerdings auch nicht unbedingt überragend. Auch wenn der Tutor sich hier Mühe machte und Fragen beantwortete, war auch dieser Vorkurs nicht unbedingt das, was ich erwartet hätte.

Physik

…hätte man am Ende des Tages „Mathe“ nennen sollen, denn nichts anderes war es. Klar: wenn es scheitert, dann an der Mathematik, die hinter der Physik steckt.

Im Wesentlichen bestand der Vorkurs nur aus Rechnen und verschiedenen Mathe-Themen der Oberstufe. Als Mathe- und Physik-LKler hatte ich hier überraschenderweise keine Schwierigkeiten – und den Rest des Vorkurses nach der ersten Veranstaltung auch sein lassen.

Ein kurzer Gesamtüberblick

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Neben dem mehr oder minder offiziellen Rahmen waren die Abendveranstaltungen eigentlich das maßgebliche der Einführungswoche. Und wie erwartet sehr feucht-fröhlich.

Auftakt bildeten am zweiten Tag der „Medi-Basar“ und die Campustour, an den darauffolgenden Tagen die Stadtrallye und die „Ersti-Party“.

Als Pendler waren Exzesse natürlich nicht drin – das hat den Spaß an der Sache aber keineswegs gemindert.

Im Großen und Ganzen muss ich feststellen…

…das „Fachliche“ war in der Einführungswoche eigentlich ziemlich egal. Kontakte knüpfen stand hier eindeutig im Fokus – und das aus gutem Grund: Lerngruppen gelten als Schlüssel zum Erfolg. Im Vergleich sind Vorkurse (und wohl auch manche Vorlesungen) kein Garant für’s Bestehen.

Man braucht Leute, mit denen man sich versteht, sich gegenseitig etwas beibringen und gemeinsam lernen kann. Teamwork ist angesagt, für Konkurrenzdenken – wie beim Auswahlverfahren – ist ein Platz. Und das wurde auch seitens der Fachschaft deutlich gemacht.

Unterm Strich: ich würde die Woche durchaus als „gelungen“ bezeichnen – man ist schon wieder ein Stück weniger planlos und meine Gruppe habe ich bereits gefunden.

Interessenkonflikte

Der Autor gibt an, dass keine Interessenkonflikte bestehen.

Quellen

SaniOnTheRoad (2022): Die ersten Eindrücke, abgerufen unter https://saniontheroad.com/die-ersten-eindruecke/ am 23.10.2022

SaniOnTheRoad (2022): Das Auswahlverfahren für das Medizinstudium, abgerufen unter https://saniontheroad.com/auswahlverfahren-medizinstudium/ am 23.10.2022

SaniOnTheRoad (2022): Der „Medizinertest“ (TMS), abgerufen unter https://saniontheroad.com/der-medizinertest-tms/ am 23.10.2022

SaniOnTheRoad (2022): Mein Weg ins Medizinstudium, abgerufen unter https://saniontheroad.com/mein-weg-ins-medizinstudium/ am 23.10.2022

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Über SaniOnTheRoad

Die Einführungswoche der Uni

SaniOnTheRoad

Notfallsanitäter, Teamleiter und Administrator des Blogs. Vom FSJler über Ausbildung bis zum Haupt- und Ehrenamt im Regelrettungsdienst und Katastrophenschutz so ziemlich den klassischen Werdegang durchlaufen. Mittlerweile beruflich qualifizierter Medizinstudent im klinischen Abschnitt des Studiums. Meine Schwerpunkte liegen auf Ausbildungs- und Karrierethemen, der Unterstützung von Neueinsteigern, leitliniengerechten Arbeiten sowie Physiologie, Pathophysiologie, Pharmakologie und EKG für den Rettungsdienst. Mehr über mich hier.

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