Das Physikum

Aus der Uni – ein Rettungsdienstler berichtet vom Weg ins und aus dem Medizinstudium.

Inhaltsverzeichnis


Das Physikum und die Bedeutung für angehende Mediziner

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Das Physikum (auch M1 oder 1. ÄP genannt) – welches in der Approbationsordnung für Ärzte „Erster Abschnitt der ärztlichen Prüfung“ heißt – markiert nicht nur den Übergang von der Vorklinik in den klinischen Abschnitt des Studiums, sondern wird allgemein als die größte Hürde in der Ausbildung der angehenden Ärzte gesehen.

„Wenn man das Physikum geschafft hat, hält einen niemand mehr davon ab, Oberarzt zu werden“

„Nach dem Physikum wird alles besser“

„Das wird die schwerste Prüfung Ihres Lebens“

Nach dem Physikum ist man zu „einem Drittel Arzt“, sowohl was die Studienzeit, als auch die staatlichen Prüfungen angeht.

Nach zwei Jahren Studium (vorausgesetzt, man befindet sich noch in der Regelstudienzeit) wird das erworbene Wissen zum ersten Mal außerhalb der Universität auf Herz und Nieren – oder besser gesagt auf die medizinisch-naturwissenschaftlichen Grundlagenfächer – geprüft. Es kommt alles, was man bisher erlernt hat, noch einmal dran.

Das Physikum ist außerdem traditionell die staatliche Prüfung mit der höchsten Durchfallquote – im Schnitt kostet es hier nochmal 10 % der Teilnehmer im Erstversuch, die bis dato alles bestanden hatten. Ein Anspruch ist hier auf jeden Fall da!

Was, wann, wie und wo?

Wie man schon erahnen kann ist das Physikum durchaus ein größeres Projekt – und es gibt hierbei durchaus Punkte, die man bisweilen schon lange vor dem Physikum selbst in Angriff nehmen sollte. Nachdem gerade solche „Basics“ und das Organisatorische gerne Probleme bereiten, sind es durchaus Dinge, die einen gesonderten Blick verdienen.

Die Grundlagen

Dementsprechend fangen wir auch bei den ganz basalen Dingen an…

Das Physikum selbst wird zweimal jährlich angeboten – einmal im Frühjahr, einmal im Herbst. Es findet dabei mehr oder minder direkt nach dem Ende des vierten Semesters statt, bestenfalls mit ein paar Wochen Puffer.

Nachdem der Frühjahrstermin sich primär an die Studierenden mit Beginn im Sommersemester richtet (der an eher wenigen Universitäten angeboten wird), sind die Teilnehmerzahlen hier entsprechend geringer.

Das Physikum selbst besteht aus einem schriftlichen Teil – der an zwei aufeinanderfolgenden Tagen geschrieben wird – und einem mündlich-praktischen Teil.

Im schriftlichen Teil erwarten einen an zwei Tagen jeweils 160 Single-Choice-Fragen (also 320 Fragen insgesamt), welche die großen und kleinen Fächer der Vorklinik abbilden. Dabei sind beide Tage thematisch getrennt, die Themen richten sich nach § 22 ÄApprO.

Tag 1 ist dabei üblicherweise der „Rechentag“ – und damit der unbeliebtere:

Am zweiten Tag kommen entsprechend die „Restthemen“:

Die mündlich-praktische Prüfung kann sowohl vor (seltener) als auch nach dem schriftlichen Teil stattfinden – üblicherweise wenige Tage bis etwa zwei Wochen danach.

Geprüft werden hier nochmals die großen Fächer Anatomie, Physiologie und Biochemie. Geprüft werden hierbei jeweils vier Studierende gemeinsam von den Hochschullehrern der jeweiligen Fächer, pro Fach jeweils zwischen 15 und maximal 20 Minuten. Für eine praktische Aufgabe (z.B. das Mikroskopieren von histologischen Präparaten) gibt es eine halbe Stunde Vorbereitungszeit.

Wer ist zuständig?

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Schon die Frage der Zuständigkeiten kann auf den ersten Blick schon komplizierter werden: je nachdem, worum es geht, kann die Antwort

sein.

Der allgemein wichtigste Ansprechpartner rund ums Physikum ist allgemein das zuständige Landesprüfungsamt des Bundeslandes, in welchem man studiert. Die Landesprüfungsämter sind für den Großteil des „Organisatorischen“ zuständig – das fängt an bei der Zulassung zum Physikum, Fragen bezüglich des Krankenpflegedienstes (und im klinischen Teil der Famulaturen und des PJ) sowie der Anerkennung von Studienleistungen. Ferner stellt auch das Landesprüfungsamt das Zeugnis nach dem bestandenen Physikum aus.

Das IMPP trägt die inhaltliche Verantwortung für den schriftlichen Teil des Physikums. Heißt: sie denken sich für jeden Durchgang die Prüfungsfragen der Staatsexamina aus, mal mit klinisch sinnvollen und relevanten Inhalten, mal mit sehr eigenartigem Detailwissen. Dann, wenn Fragen (oder Antworten) unklar gestellt sind, formale oder inhaltliche Fehler beinhalten besteht die Möglichkeit, bis zu drei Tage nach Ende der schriftlichen Prüfungen auf der Website des IMPP Fragen zu kommentieren („Rüge“) – gegebenenfalls werden diese Fragen dann nicht gewertet, wenn sie falsch beantwortet wurden.

Die Uni selbst ist – mal von den Scheinen, die man für die Zulassung sammeln muss – nur für den mündlich-praktischen Teil zuständig. Sie stellt nämlich die Präparate als auch die Prüfer, nämlich die Hochschullehrer der jeweiligen Fächer. Über die Besetzung der jeweiligen Prüfungskommissionen entscheidet allerdings das Landesprüfungsamt.

Das Organisatorische

Es gibt organisatorische Dinge, die man ohne jede Vorbereitung bequem nebenbei erledigen kann. Das Physikum gehört nicht dazu.

Das liegt vor allem an den notwendigen Unterlagen und Voraussetzungen, die für die Anmeldung notwendig sind – und zum anderen an teils recht knappen Ausschlussfristen.

Dementsprechend kommt die wesentlichste Empfehlung zuerst: kümmert euch rechtzeitig um alles – je nachdem, um was es geht, ist „rechtzeitig“ zu Beginn des Semesters oder auch vor Beginn des Studiums.

Der Antrag für die Zulassung zum Ersten Abschnitt der Ärztlichen Prüfung wird bei dem Landesprüfungsamt des Bundeslandes gestellt, in welchem sich die Universität befindet.

Geburtsurkunde

Die Geburtsurkunde ist etwas, was man eher selten benötigt und noch seltener griffbereit hat. Wenn man die eigene Geburtsurkunde nicht greifbar hat (oder nicht auffinden kann), kann man problemlos – aber kostenpflichtig – beim Standesamt des Geburtsortes ein Exemplar beantragen.

Hier muss man aber mit den üblichen Bearbeitungszeiten rechnen – also: frühzeitig erledigen.

Leistungsübersicht

Um zum Physikum zugelassen zu werden, muss man alle Scheine der Vorklinik bestanden haben – nachgewiesen wird das mit der Leistungsübersicht (oder einem gleichwertigen Dokument), welches nach Semesterende ausgestellt wird.

Nachdem man doch recht prompt nach Semesterende ins Physikum geht (und vorher keine vollständige Leistungsübersicht hat), ist die Nachreichfrist oft sehr knapp bemessen. In der Regel muss die Leistungsübersicht selbst eingereicht werden – man sollte sich also schon vorher überlegen, wie diese rechtzeitig das Landesprüfungsamt erreicht.

Krankenpflegepraktikum

Eine tendenziell eher unbeliebte Voraussetzung für die Zulassung zum Physikum ist das dreimonatige Pflegpraktikum (90 Kalendertage), welches in § 6 ÄApprO geregelt ist. Dieses kann entweder am Stück oder in Blöcken zu je einem Monat (30 Kalendertage) absolviert werden, üblicherweise vor Beginn des Studiums oder aber in der vorlesungsfreien Zeit.

Wichtig: für die Anerkennung werden Kalendertage gezählt, nicht die Arbeitstage – Wochenenden und Feiertage zählen hier also mit!

Die gute Nachricht für all diejenigen, die bereits Erfahrung im medizinischen Bereich gesammelt haben: Berufsausbildungen, Freiwilligendienste o.ä. werden oft ganz oder teilweise auf das Pflegepraktikum angerechnet; es muss in diesem Falle nicht oder nur teilweise absolviert werden. Als Nachweis gelten dann die entsprechenden Berufsurkunden und Zeugnisse.

CAVE: es wird allerdings nicht alles angerechnet – die Landesprüfungsämter halten hierfür Merkblätter bereit, die man sich unbedingt anschauen sollte. Im Zweifelsfall: frühzeitig nachfragen, ob die Ausbildung/Tätigkeit anerkannt wird; hier gibt es zwischen den einzelnen LPAs durchaus Unterschiede.

Üblicherweise vollständig anerkannt werden natürlich abgeschlossene Berufsausbildungen in der Pflege (Pflegefachmann/-frau, Gesundheits- und Krankenpfleger, Altenpfleger), Freiwilligendienste in der Pflege oder auch die Ausbildung zum Rettungsassistenten oder zum Notfallsanitäter. Die Qualifikation zum Rettungssanitäter wird oft gar nicht, und wenn doch nur teilweise anerkannt.

Erste-Hilfe-Ausbildung

Wiederum wesentlich weniger aufwändig ist die Ausbildung in Erster Hilfe, welche in § 5 ÄApprO geregelt ist.

Kurzum: es handelt sich um einen ganz normalen Erste-Hilfe-Kurs mit mindestens 9 Unterrichtseinheiten, wie man ihn auch für den Führerschein braucht. Eine zeitliche Begrenzung der Gültigkeit gibt es auch hier nicht, eine ältere Bescheinigung kann also problemlos verwendet werden.

Analog zum Führerschein werden natürlich auch entsprechende Berufsausbildungen anerkannt.

Die Landesprüfungsämter halten auch für die Ausbildung in Erster Hilfe üblicherweise entsprechende Merkblätter bereit.

Der Ablauf

Los geht das Projekt Physikum im eigentlichen Sinne zu Beginn des vierten Semesters mit dem Antrag auf die Zulassung. Dieser wird üblicherweise kurz nach dem Physikum des vorhergehenden Semesters auf den Seiten der Landesprüfungsämter hochgeladen bzw. freigeschaltet.

Den Antrag muss man selbst stellen, ebenso die benötigten Unterlagen bereithalten. Auch wenn hier die Antragsfrist (ebenfalls eine Ausschlussfrist!) etwas großzügiger ist, sollte man sich unbedingt frühzeitig darum kümmern.

In meinem Falle war es eine Kombination aus Online- und Papier-Antrag. Heißt: online anmelden, ausfüllen, ausdrucken und zusammen mit den benötigten Unterlagen (siehe weiter oben) per Post oder persönlich zum Landesprüfungsamt schicken bzw. vorbeibringen. Das war’s. Mehr als eine einfache Eingangsbestätigung des Online-Teils gab es nicht.

Dann geht erstmal viel Zeit ins Land in Form des vierten Semesters – bis letztendlich die Klausuren geschrieben und bestanden sind und man die Leistungsübersicht des vierten Semesters fristgerecht (ebenfalls Ausschlussfrist!) nachreichen kann.

Die Vorbereitung – siehe den nächsten Abschnitt – wird je nach Lernplan durchaus schon parallel zur Klausurvorbereitung laufen.

Dann geht es üblicherweise doch recht schnell: innerhalb weniger Tage kam die Zulassung in Form einer Ladung zu den Prüfungen online und etwas später postalisch. Prinzipiell recht unspektakulär. Auf der Ladung stehen allerdings durchaus wichtige Informationen, nämlich

  • Ort und Zeit der Prüfungen,
  • i.d.R. die Prüfer für den mündlich-praktischen Teil sowie
  • notwendige Formalien.

Wie die Prüfungen an sich ablaufen, habe ich weiter unten in meinem Erfahrungsbericht beschrieben.

Die Ergebnisse der schriftlichen Prüfung werden meist drei Wochen nach den schriftlichen Prüfungen vom IMPP bereitgestellt und von dort an die Landesprüfungsämter gesandt, welche die entsprechenden Ergebnismitteilung, die Lösungsübersicht, die Bestehens- und Notengrenzen sowie das Zeugnis über den Ersten Abschnitt der Ärztlichen Prüfungen an die Prüflinge senden.

Auf dem Zeugnis ist sowohl die verrechnete Note aus dem schriftlichen und mündlichen Teil sowie die Note des vorklinischen Wahlfachs vermerkt.

Die Ergebnisse der mündlich-praktischen Prüfung erhält man hingegen unmittelbar im Anschluss an die Prüfung mitgeteilt – hier gibt es eine Gesamtnote, keine Einzelnoten.

Die Vorbereitung

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Allgemeine Infos & Empfehlungen

Der wahrscheinlich trockenste Teil der Vorbereitungstipps ist – und ich werde nicht müde, es zu erzählen – die Basisinformation. Informiert euch zum einen mal überhaupt, zum anderen frühzeitig über alle relevanten Punkte und auch das Drumherum um das M1.

Die Physikumszeit ist sowieso schon genug von Stress und Unsicherheit geprägt, und das ganze etwas zu reduzieren ist eine wahre Wohltat. Grundsätzlich sind alle relevanten Informationen vollkommen frei abrufbar; man muss sie sich nur anschauen.

Das bedeutet: man sollte durchaus mal einen Blick in die Approbationsordnung für Ärzte (ÄApprO)werfen, sich die Merkblätter und Informationen auf den Seiten der Landesprüfungsämter sorgfältig durchlesen und auch mal einen Blick auf die praktischen Hinweise zu den schriftlichen Prüfungen seitens des IMPP zu Gemüte führen.

Ist zwar ehrlich gesagt wenig spaßig, schafft aber Klarheit und liefert – im Gegensatz zum Flurfunk der Uni – verbindliche und verlässliche Informationen.

Wenn es irgendwelche Unklarheiten gibt: nachfragen – beim zuständigen Landesprüfungsamt.

Und irgendwann kommt man natürlich an den Punkt, wo man sich fragt:

Wie bereite ich mich eigentlich darauf vor?

Eigentlich gelten hier die Grundsätze des „Lernen lernens“ – frühzeitig anfangen und strukturiert vorgehen. Ehrlicherweise halte ich es für nahezu egal, für welche Art von Lernplan man sich entscheidet. Hauptsache, man hat einen Lernplan, der sinnvoll und realistisch ist…und mit dem man gut zurecht kommt.

Das können sowohl die Standard-Lernpläne in Kompakt- oder Intensivformat der großen kommerziellen Anbieter, eigene Lernpläne oder eine Kombination daraus sein. Erlaubt und empfehlenswert ist, was funktioniert.

Die eigentliche Vorbereitung wird definitiv erst im vierten Semester anfangen – je nachdem, für welche Variante man sich entscheidet, irgendwann mittendrin oder eher gegen Ende der Vorlesungszeit.

Ob eine „Vor-Vorbereitung“ in den vorhergehenden Semesterferien sinnvoll ist? Ich hatte es gemacht und es hat mir definitiv nicht geschadet, sowohl fürs Physikum als auch für das vierte Semester. Ob man nun einen Lernplan schon mal durcharbeiten will oder man sich ausschließlich auf persönliche Schwächen und/oder „große Themen“ fokussieren will…ist einfach Geschmackssache.

Absolut empfehlenswert finde ich es, frühzeitig und kontinuierlich Fragen zu kreuzen, um sich sowohl an den Stil der Fragen als auch an das Zeitmanagement zu gewöhnen.

Als wahrscheinlich wichtigsten Tipp für die Vorbereitung kann ich geben: Pausen!

Ehrlich, plant ausreichend Auszeiten, Pausentage und auch mal etwas „Krankheitsreserve“ ein. Wenn ihr die Möglichkeit habt, nach den Klausuren eine Woche in den Urlaub zu fahren, macht es. Treibt Sport, geht aus, unternehmt etwas mit Freunden – vollkommen egal, solange die Unterlagen nicht angerüht werden.

Ihr habt nicht nur ein doch relativ anstrengendes viertes Semester, wo nach den Klausuren Ruhe ist – ihr habt einfach nochmal ein bis anderthalb Monate Lernen auf Vollgas on top. Das Lernen oder das Wissen wird euch an dieser Stelle kaum noch auf die Füße fallen; aber die deutlich abnehmende Motivation und Energie. Irgendwann wird das Lernen (selbst wenn man gerne lernt) einfach zermürbend. So ging es zumindest mir.

Wenn ich in der Zeit zurückreisen könnte und eine Sache meiner Vorbereitung ändern würde, dann wäre es eindeutig „mehr Pausen, mehr Erholung“. Hier ist die Wahrscheinlichkeit, dass man sonst an die persönliche Leistungsgrenze stößt, sehr groß.

AMBOSS

AMBOSS ist mitunter einer der Klassiker, wenn es um die Physikumsvorbereitung geht und ziemlich viele Leute schwören darauf. Der Fokus wird hier auf das Wesentliche gelegt und das notwendige Wissen kurz und bündig präsentiert, dafür auch auf das ein oder andere Detail verzichtet.

Ich hatte einen AMBOSS-Lernplan für meine Vor-Vorbereitung genutzt und war damit durchaus zufrieden.

Man kann zwischen einem Kompakt-Lernplan (30 Tage) und einem Intensiv-Lernplan (50 Tage) wählen, je nachdem, wie viel Zeit man hat und wie tiefgehend man es möchte. Das Grundprinzip ist erstaunlich einfach: die Themen eines Tages durchlesen, die Themen des vorherigen Tages kreuzen. So wird für Wiederholung gesorgt und es kommt etwas weniger zum Bulimie-Lernen.

In der eigentlichen Vorbereitung hatte ich AMBOSS überwiegend zum „wilden Kreuzen“ und zum schnellen Nachschlagen von Fakten verwendet.

Medi-Learn

Medi-Learn ist vor allem als Anbieter von Repetitorien in Form von Videokursen (aufgezeichnet oder Live-Webinare) für das Physikum bekannt und bietet eigentlich auch sonst viel drumherum, wie z.B. die Prognose der Ergebnisse des schriftlichen Teils.

Einige Universitäten haben Kooperationen mit Medi-Learn, wodurch die Repetitorien deutlich vergünstigt angeboten werden können. In unserem Fall mussten lediglich 100 € Eigenanteil gezahlt werden.

Was heißt „nur 100 €“ für einen armen Studenten? Nun, wenn man sich überlegt, dass ein Repetitorium (je nachdem, ob aufgezeichnet oder live) zwischen 800 – 1900 € kostet, ist es wirklich spottbillig. Die entsprechenden Skripte erhält man automatisch als Online-Version lizensiert.

Der entsprechende Lernplan ist relativ simpel aufgebaut: man schaut sich die Webinar-Themen wahlweise live oder aufgezeichnet an (Lerntage), wenn ein Fach fertig ist folgen mehrere Tage, an denen ausschließlich (mit AMBOSS) gekreuzt wird. Der Lernplan ist so angelegt, dass man schon relativ früh im Semester beginnt und quasi bis zum Physikum durcharbeitet.

Die Skripte sind ähnlich teuer wie die Endspurt-Skripte, fokussieren sich allerdings mehr auf die IMPP-Lieblinge und weniger auf das Drumherum. Als „Hilfsskript“ fand ich diese nicht schlecht, an der ein oder anderen Stelle hätte es allerdings etwas mehr sein können.

Einen großen Vorteil von Medi-Learn sehe ich darin, dass vor allem die Grundlagenthemen wirklich nochmal von Anfang bis Ende erklärt werden und damit durchaus das ein oder andere Verständnisproblem gelöst werden kann. Die Dozenten haben definitiv Ahnung von ihrem Fach und bringen es auch gut rüber.

Große Nachteile sind hingegen Zeitaufwand und ein sehr passives Lernen. Der Videokurs ist ein riesiger Zeitfresser und nicht wirklich auf die Kombination mit anderen Lernplänen ausgelegt. Gut investiert ist die Zeit dann, wenn man gerade bei den Grundlagen größere Defizite hat. Ansonsten muss man eben stundenlang Videos schauen…

Ich hatte das Angebot der Uni genutzt und mit dem Eigenanteil auch mit Medi-Learn gelernt, zumindest die „kleinen Fächer“ und Teile der Biochemie. Ich fand es nicht schlecht, aber sehr zeitraubend. Würde ich es nochmal machen? Ja. Würde ich einen vierstelligen Betrag dafür zahlen? Definitiv nein.

viamedici

viamedici war ohnehin mein Haupt-Nachschlagewerk der letzten Semester und so war es naheliegend, dass ich meine Physikumsvorbereitung auch hauptsächlich damit bestreite.

Wie bei AMBOSS gibt es einen Kompakt-Lernplan (40 Tage) und einen Intensiv-Lernplan (60 Tage), das Prinzip „Themen des Tages lesen & Fragen zum Vortrag kreuzen“ ist ebenfalls gleich.

Im Vergleich zu AMBOSS gibt es hier Fließtexte und auch etwas mehr Informationen drumherum, was ich persönlich mag – dafür ist natürlich auch der Fokus breiter, was das reine Fakten lernen doch etwas schwieriger macht.

Ob man nun AMBOSS oder viamedici wählt, ist Geschmackssache. Beide genutzt, beide taugen definitiv zur Vorbereitung.

Endspurt-Skripte

Die Endspurt-Skripte sind ein absoluter Klassiker der Physikumsvorbereitung und werden von vielen auch für das Lernen in der Vorklinik genutzt. Thematisch gehen sie doch mehr in die Tiefe als die Medi-Learn-Skripte und setzen wie viamedici auf Fließtexte.

Ich hatte die Skripte des Öfteren zum Nachschlagen einzelner Themen verwendet und fand sie dafür sehr gut. Ansonsten hat man hier einen bewährten Klassiker zur Physikumsvorbereitung in Papierform – das Kreuzen wird dadurch natürlich nicht ersetzt.

Mündliches Physikum

Die Empfehlungen für das mündliche Physikum sind relativ einfach zusammengefasst:

  • Prinzipienverständnis ist meist wichtiger als Fußnotenwissen
  • Vom Allgemeinen zum Speziellen lernen
  • Durchsprechen, Durchsprechen, Durchsprechen!

Gerade letzteres ist das A und O: das Fachwissen lernt ihr ohnehin für den schriftlichen Teil; dieses allerdings sinnvoll zu präsentieren braucht definitiv Übung. Setzt euch möglichst direkt am Anfang des Semesters mit eurer Lerngruppe (und wahlweise vielen anderen) zusammen und sprecht regelmäßig die Themen durch.

Große Themen werden natürlich lieber geprüft als kleine, klinisch relevante lieber als Detailwissen der Forschung.

Ich kann – aus eigener Erfahrung – empfehlen, möglichst viele Leute miteinzubeziehen und euch nicht darauf zu verlassen, dass nur zwei oder drei Leute immer Zeit haben werden. Wer sich zu sehr auf andere verlässt, ist hier schnell verlassen.

Ebenso kann ich empfehlen: schießt euch nicht auf einzelne Prüfer ein – ein Prüferwechsel kann durchaus vorkommen und es kann hier absolut fatal sein, sich nicht auf alle Eventualitäten vorbereitet zu haben.

Wenn Prüfer eine Vorbesprechung anbieten: auf jeden Fall hingehen – in der Regel bekommt ihr so doch einen besseren Einblick dahingehend, was der jeweilige Prüfer von euch erwartet.

Und: macht euch auch für die Vorbereitung für das mündliche Physikum einen richtigen Lernplan.

Erfahrungsbericht

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Nach der grauen Theorie und der langen Vorrede soll auch „mein“ Physikum im Herbst 2024 als Erfahrungsbericht seinen Platz erhalten.

Die Anmeldung für das M1 hatte ich bereits im April fertig gemacht – also ziemlich zum Semesterbeginn, um die Fristen sicher nicht zu verpassen. Dann kam das lange Warten. Eine Rückmeldung gibt es, vermutlich aus Kapazitätsgründen, nur dann, wenn etwas nicht gepasst hat. Dankenswerterweise wurde mir durch die Notfallsanitäterausbildung sowohl der Erste-Hilfe-Kurs und das Pflegepraktikum vollkommen problem- und diskussionslos anerkannt.

Meinen eigentlichen Physikumslernplan (60-Tage-Lernplan) hatte ich bereits aus Zeitgründen während des Semesters begonnen und nach den Klausuren (etwa ein guter Monat zwischen Ende und schriftlichen Physikum) intensiviert. Zu meinem eigenen Erstaunen und entgegen der Prognose von vielen „Ehemaligen“ bin ich mit dem Lernplan tatsächlich komplett durchgekommen und hatte sogar noch etwas Luft zum wilden Kreuzen.

Kurz nach den Klausuren – nach dem Nachreichen der fertigen Leistungsübersicht – und damit etwa einen knappen Monat vor dem ersten Prüfungstermin kam die Ladung. Diese umfasste sowohl die Orte und Termine für den schriftliche als auch für den mündlich-praktischen Teil samt den Prüfern. Die Vorfreude über die Prüferzuteilung hielt dann auch recht lange an…

Dann heißt es, auch wenn in meinem Fall knapp zwei Wochen zwischen schriftlichen und mündlichen Physikum lagen, Altprotokolle organisieren (hier auf einer uni-internen Plattform) und parallel vorbereiten. Und dann ist irgendwann der Tag der Prüfung da!

Schriftliches Physikum – Tag 1

Ich hatte leider nicht das Vergnügen, an der Uni geprüft zu werden, sondern in einem Bürgerhaus mit Lagerhallen-Flair in einem Vorort. Hieß also zusätzlich Strecke planen und schauen, wo man parken könnte. Als allenfalls mäßig ortskundiger Pendler bedeutet das eine umso frühere Abfahrt und entsprechend viel zeitliche Sicherheitsmarge – wer zu spät kommt, darf nicht mehr teilnehmen (und erhält in aller Regel einen Fehlversuch).

Meine Aufregung war vor dem ersten Tag tatsächlich enorm – auch ohne jeden Hang zur Prüfungsangst. Die entsprechend frühe Ankunft war somit hervorragend geeignet, um noch eine knappe Stunde vor dem angemieteten Prüfungsraum auf und ab zu laufen…und sich mit den nach und nach eintreffenden Kommilitonen nochmal auszutauschen.

Eine halbe Stunde vor dem offiziellen Prüfungsbeginn begann der Einlass: Kontrolle von Ladung (unbedingt ausgedruckt mitbringen!) und Personalausweis, dann das Suchen des vorher zugewiesenen Platzes. Abgesehen von Essen, Trinken, der Ladung und dem Ausweis hatte nichts am Platz zu sein – selbst Bleistifte und Radiergummi wurden gestellt. Smartphones und Smartwatches, die laut Ladung überhaupt nicht hätten mitgebracht werden dürfen, konnten dann doch ausgeschaltet und im Rucksack verstaut in den Prüfungssaal. Die Prüfungshefte und Antwortbögen waren schon ausgeteilt.

Im Grunde genommen war hier nicht viel anders, als bei den Klausuren in der Uni. Nur, dass wirklich alles wesentlich förmlicher ablief und entsprechend eine längere Zeitdauer (und mehrere Fächer) angesetzt waren.

Um Punkt 9:00 ging es auch los. Prüfungshefte aufschlagen und ein Blick auf die ersten Aufgaben werfen. Chemie war wie üblich der Einstieg…und damit mein traditionell schlechtestes Fach zu Beginn. Wie erwartet waren einige Fragen dankbar, und andere, schwerere Fragen habe ich erstmal geschoben. Die darauffolgenden Biochemie-Fragen waren eigentlich in Ordnung, manches musste man wissen, manches lies sich mit dem berühmten MC-Ausschlussverfahren lösen, manches war ein „eductated guess“ und manches einfach so geraten.

Physik als grundsätzlich eher starkes Fach von mir lief ähnlich wie in den Vorbereitungsrunden – die ein oder andere Frage empfand ich als schwierig, aber insgesamt doch gut machbar. Physiologie als mein Lieblingsfach wartete mit eher wenig bösen Überraschungen auf und hier war es ein eher entspanntes „Durchkreuzen“.

Für die erste Runde hatte ich gut drei Stunden benötigt (inklusive der unklaren Fragen nochmal anschauen und kreuzen), eine halbe Stunde habe ich mehrfach kontrolliert, ob ich überall bei der Antwort bleiben will und alles richtig auf den Antwortbogen übertragen wurde – eine halbe Stunde vor Ende hatte ich dann abgegeben, unterschrieben, und ab nach Hause.

Der erste Tag ist bei den meisten (und so auch bei mir) traditionell der „schlechtere“ – einfach, weil die Fächerkombination doch etwas anspruchsvoller und zeitintensiver als an Tag 2 ist. Ich bin dennoch zufrieden und mit einem guten Gefühl rausgegangen; vielleicht kein Ergebnis von Welt an diesem Tag, aber durchaus im angepeilten Bereich (und damit ohne Durchfallensängste). Nachdem wir unsere Prüfungshefte erst am nächsten Tag mitnehmen durften, war es natürlich nicht möglich, schon eine Prognose abzugeben.

Schriftliches Physikum – Tag 2

Vom Grundsetting her war der zweite Tag nahezu ähnlich wie der erste – gleicher Ort, gleiche Zeit, gleicher Ablauf. Wie erwartet war ich viel zu früh da, auch wenn ich schon um Welten entspannter war. Eine halbe Stunde vor Prüfungsbeginn Einlass, Kontrolle von Ladung und Ausweis, an den zugewiesenen Platz, Prüfungshefte, Antwortbögen und diesmal zusätzlich eine Bildbeilage wurden ausgeteilt, die übliche formale Aufklärung und um Punkt 9:00 ging es los.

Den Auftakt machten die Biologie-Fragen, die sich traditionell etwas mit der Biochemie überschneiden und hier tatsächlich gut zu beantworten waren. Die Anatomie war ebenfalls ein recht entspanntes Kreuzen mit eher wenigen „Stolpersteinen“ – im Vergleich zum Frühjahrsdurchgang waren es etwas weniger Abbildungen (was weniger Blättern in der Bildbeilage bedeutet hatte) und diese waren wirklich größtenteils mit einem normalen Wissensstand lösbar.

Den Abschluss des zweiten Tages bildeten dann die 60 Fragen Psychologie & Soziologie – ein Fach, mit dem mich die ganze Vorklinik über eine Hassliebe erfüllt hatte. Hier muss ich allerdings auch sagen: drei Semester teils üble Schinderei hatten sich hier tatsächlich bezahlt gemacht. Auch wenn ich keineswegs großen Aufwand in der eigentlichen Prüfungsvorbereitung in das Fach gesteckt hatte, flog ich förmlich über die Fragen. Eine einzige Frage blieb hier bis zuletzt unklar.

Tag 2 war definitiv der bessere Tag – und der schnellere: für das reine Kreuzen hatte ich lediglich zweieinhalb Stunden (von vier gebraucht). Mit der üblichen Kontrolle konnte ich nach etwas mehr als drei Stunden sehr zufrieden abgeben. Auch hier wieder unterschreiben, Sachen zusammenpacken und die Aufgabenhefte für beide Tage mitnehmen. Es war vorbei. Erleichterung, Durchschnaufen.

Zuhause angekommen ging es dann auch prompt ans Eintippen der Antworten in die Prognose von Medi-Learn (und damit die beste Möglichkeit, eine qualifizierte Einschätzung des voraussichtlichen Ergebnisses zu erhalten). Ergebnis der Vorhersage: 285 von 320 Punkten – damit sicher bestanden, wahrscheinlich eine sehr gute 2 mit gewisser Chance auf die 1. Absolut zufrieden.

Mündliches Physikum

Viel Zeit zum Durchatmen hatte ich mir nach dem schriftlichen Physikum nicht gegönnt. Genau ein Tag Pause, dann ging es weiter mit der gezielteren Vorbereitung auf den mündlich-praktischen Teil.

Vorgespräche wurden nur in Biochemie und Physiologie angeboten, bei denen dafür allerdings sehr genau auf Abläufe, das Drumherum und natürlich Themenschwerpunkte (ohne Themen auszuschließen) durchgesprochen wurden. Ich fand das durchaus sehr hilfreich.

Und hier hatte ich einfach gemerkt, dass die Luft raus ist. Meine Motivation war allenfalls mäßig (und die Energie noch mäßiger) und einen wirklichen „Zug“ hatte ich hier nicht mehr hinter meine Vorbereitung bekommen.

Das hat sich unheimlich auf den ganzen Rest ausgewirkt: einen detaillierten Lernplan hatte ich nicht mehr geschrieben. Ob sich das auf das Ergebnis ausgewirkt hat…kann ich nicht wirklich beurteilen. An diesem Punkt der Vorbereitung geht es eigentlich nicht mehr ums „Lernen“ (das hatte man schon für das Schriftliche), sondern eher darum, wie man das eigene Wissen prüfergerecht darbieten kann.

Dementsprechend drehte sich meine Vorbereitung um das nochmalige Durcharbeiten der Lieblingsthemen, Altprotokolle und: Durchsprechen – die ganzen Themen mündlich durchzusprechen und eine Prüfung zu simulieren ist wohl das A und O der Vorbereitung für das mündliche Physikum.

Und da hätte ich ehrlich gesagt einfach mehr machen müssen – oder gerne mehr gemacht. Das ging so ein wenig schief…

Glück hatte ich wohl dahingehend, dass ich schon relativ früh mit der Vorbereitung auf das mündliche Physikum begonnen hatte. Denn: als es in die heiße Phase ging, hatte niemand von meinen üblichen Lernpartnern wirklich Zeit – und ich dementsprechend wenig Übungsmöglichkeit. Von meiner Prüfungsgruppe kam sogar exakt gar keine Rückmeldung.

Und irgendwann stand dann der große Tag und damit auch der letzte Teil des Physikums vor der Tür. Die Hiobsbotschaft kam dann aber noch am Vortag, spät nachmittags: Prüferwechsel in der Physiologie. Unsere ursprüngliche Prüferin wurde krank.

Nach einem kurzen Anflug von Panik ging es erstmal darum, die passenden Protokolle zu organisieren: durch die internen Altprotokolle erhält man nur genau die Protokolle für die eigenen Prüfer. Nach kurzer Durchsicht konnte ich zumindest feststellen, dass die „Lieblingsthemen“ nahezu gleich sind – aber der neue Prüfer sehr gerne Formeln und Diagramme abfragt. Also wurde aus dem ursprünglich geplanten entspannten Abend nochmal ein Crashkurs in den Dingen, die ich mir nicht gezielt angeschaut hatte.

Der Prüfungstag selbst ging entsprechend früh los – Prüfungsbeginn war ebenfalls um 9:00 (diesmal aber an der Uni), eine halbe Stunde vorher mussten wir für die praktische Aufgabe in der Anatomie anwesend sein. Begrüßung durch unsere Anatomie-Prüferin, Kontrolle der Ladungen und Ausweise, nochmal eine grobe Erläuterung zum Ablauf der Prüfung, und dann ging es los.

Wir erhielten zwei histologische Präparate (in meinem Fall aus dem Fundus des Magens und der Prostata), welche auch skizziert werden mussten sowie ein makroskopisches Modell (in meinem Fall ein Modell des Arms inkl. der Schulter), zu dem wir uns ein Thema aussuchen konnten.

Die halbe Stunde Zeit vergang wie im Flug und ich konnte gar nicht mehr so viel aufschreiben, wie ich gewollt hatte. Eine Kommilitonin war vor mir dran, und ich durfte demnach sämtliche Fächer als zweiter absolvieren.

Meine Anatomie-Prüferin war wirklich unglaublich nett: sie lässt einen frei erzählen – und so konnte ich mir meine Prüfung wirklich weitgehend selbst gestalten, Nachfragen gab es eher wenige. Zuerst hatte ich mit den Histo-Präparaten angefangen und bin hier von sehr allgemeinen Dingen wie der Färbung und der Organdiagnose (und ggf. Differentialdiagnose) zur makroskopischen Anatomie, etwas Embryologie und dann ggf. zu einem klinischen Bezug.

Beim Armmodell hatte ich mir die Rotatorenmanschette ausgesucht und über die Muskeln mit Ursprung, Ansatz und Innervation philosophiert und auf die Schulterluxation übergeleitet. Als zum Abschluss noch etwas Zeit war, gingen wir nochmal zum Magen zurück und es gab noch ein paar Fragen zu portocavalen Anastomosen und Ösophagusvarizen, das war’s dann auch. Ich war absolut zufrieden mit der Prüfung.

Die nächste Runde wurde dann die Physiologie mit dem Ersatz-Prüfer. Als Themen bekam ich Herz und Niere, eigentlich zwei Themen, von den ich dachte (und es immer offen gesagt immer noch denke), dass ich sie gut beherrsche.

Meine Einstiegsfrage drehte sich ums EKG und ich wollte voller Elan loslegen…und dann entwickelte sich die Prüfung definitiv anders, als erwartet. Von der Oberfläche ging es rasant in die Tiefe und wir hangelten uns von einem Detail zum anderen. Die Fragen waren zwar noch relativ allgemein gestellt, aber er wollte dafür sehr spezifische Schlagworte hören, um weiterzumachen. Ich musste teils mehrfach nachfragen, um herauszufinden, worauf er hinaus möchte – geholfen hat es eher wenig und es ging wirklich überhaupt nicht voran. Bei der Niere als zweites Thema war es so ziemlich das gleiche Spiel.

Die Physio-Prüfung – und eigentlich mein bestes Fach von den dreien – war mit Abstand die holprigste und ich grenzenlos unzufrieden. Ich weiß nicht, ob es daran lag, dass ich keine drei Sätze sagen konnte, ohne von einer erneuten Frage unterbrochen zu werden, der mangelnden spezifischen Vorbereitung auf den Prüfer oder dem doch sehr unerwarteten Fragestil.

Was es auch war: es gelang mir nicht gut, mein Wissen zu präsentieren. Dementsprechend grenzenlos unzufrieden war ich.

Den Abschluss bildete die Biochemie – ein Fach, mit dem ich in der Vorklinik wenig warm geworden bin. Zum Einstieg gab es (während der Prüfungszeit des vorhergehenden Studierenden) ein elektronenmikroskopisches Bild, welches beschrieben werden sollte.

In meinem Fall war es ein Querschnitt durch Kinozilien – also begann ich, darüber zu erzählen. Hier entwickelte sich ein sehr angenehmes Fachgespräch über Aufbau, Funktion, die Polymerisation (die dann gemeinsam im Detail hergeleitet wurde), die Störung und die Wirkung von Chemotherapeutika. Dann wurde zu Proteinen übergeleitet, eine Peptidbindung musste ich zeichnen und eine Methode zur Proteinidentifikation erklären (hier: eine SDS-Page). Und dann war die Prüfungszeit auch schon vorbei.

Obwohl ich wahrlich kein Biochemie-Crack bin – und für die gegebenen Hilfestellungen absolut dankbar war – war es wirklich eine unglaublich angenehme Prüfung. Es war kein bloßes Ausfragen und es wurde großer Wert auf Prinzipienverständnis gelegt. Eigentlich so, wie ich mir eine gute mündliche Prüfung vorstelle.

Als die beiden Prüflinge nach mir mit der Biochemie fertig waren, hieß es: raus. Besprechung der Noten, und nach drei Minuten durften wir wieder rein.

Ergebnis: ich hatte als Gesamtnote (Einzelnoten gibt es hier nicht) eine 2 bekommen – ein solides Ergebnis. Zwei Mitprüflinge erhielten ebenfalls eine 2 und eine Kommilitonin eine absolut verdiente 1. Auch wenn damit das Physikum und die Vorklinik abgehakt waren, war ich wirklich unzufrieden.

Bestanden ist zwar bestanden – ich bin für meinen Geschmack hier allerdings deutlich hinter meinen Möglichkeiten zurückgeblieben. Mal ganz unabhängig davon, ob es nun an falscher/nicht ausreichender Vorbereitung, der Motivation, dem Prüferwechsel, den Fragen oder einfach dem fehlenden Quäntchen Glück lag.

Ich weiß, dass das für viele – insbesondere für diejenigen, die die Hürde des Physikums nicht überspringen konnten – für „Jammern auf hohem Niveau“ gehalten wird. Wohlmöglich auch zurecht.

Ergebnisse

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Pünktlich an einem Freitag den 13. stellte das IMPP die Ergebnisse online – ein schlechtes Omen?

Mit den Antworten, die ich für die Ergebnisvorhersage eingegeben hatte, kam ich auf 283 Punkte. Theoretisch wäre genau das die Notengrenze für die 1 gewesen. Nun kommt aber das „aber“: zwei dieser Punkte stammen durch den Nachteilsausgleich von eliminierten Fragen. Und das widerum bedeutet: ich habe zwei Fragen mehr beantwortet, und die Bestehens- und Notengrenzen liegen entsprechend zwei Punkte höher.

Knapp daneben ist auch vorbei 😂

Exakt acht Tage später flatterte dann der Brief des Landesprüfungsamts ins Haus. Mit dabei:

  • das Zeugnis über den Ersten Abschnitt der Ärztlichen Prüfung,
  • die Ergebnismitteilung und
  • die Antwortübersicht.

Eigentlich mutete es schon etwas schmucklos an 😅

Das Zeugnis benötigt wohl keine weiteren Erklärung – es enthält die Noten aus schriftlichen und mündlichen Teil, des Wahlfachs und die schlichte Bemerkung, dass die Prüfung bestanden wurde.

Die Ergebnismitteilung erhält die Ergebnisse des schriftlichen Teils nochmal en detail: die erreichte Punktzahl (ohne Nachteilsausgleich), die erreichte Prozentzahl und der Vergleich mit allen Teilnehmern sowie der Referenzgruppe.

Die Antwortübersicht…ist die Übersicht der gegebenen Antworten im schriftlichen Teil plus die Lösungen, wenn man eine falsche Antwort gegeben hat. Hier findet man dann auch das finale Ergebnis mit Berücksichtigung eines etwaigen Nachteilsausgleichs.

Offizielles Ergebnis: die Ergebnisvorhersage von Medi-Learn hat wirklich exakt zugetroffen. 281 Punkte ohne Nachteilsausgleich, 283 Punkte mit Nachteilsausgleich – und damit durch die individuelle Bestehensgrenze exakt zwei Punkte an der 1 vorbei. Dementsprechend bin ich mit einer 2,0 aus dem Physikum rausgegangen. Also eine interessante Mischung aus „Freude, dass es gut bestanden wurde“ und „Ärger, dass es so knapp gescheitert ist“ 😉

Fazit

Zwei Jahre Vorklinik sind vorbei, es geht in die Klinik. Hinter mir liegt eine zweifellos anstrengende und zermürbende Zeit – alles für ein Stück Papier. Mehr ist das nicht.

Ich kann mit Fug und Recht behaupten: etwas derart anstrengendes hatte ich tatsächlich noch nie mitgemacht.

Das Physikum ist zweifellos eine Hürde und man bekommt auch hier nichts geschenkt. Mit einer soliden Vorbereitung kann man hier durchaus etwas reißen, ein Quäntchen Glück braucht es allerdings trotzdem.

Wenn ihr vor dem Physikum steht: durchatmen – es ist definitiv machbar und es ist auch definitiv mit einem guten Ergebnis machbar. Die Prüfungen sind anspruchsvoll, keine Frage. Die grundsätzliche Panik, die gerne darum gemacht wird, ist allerdings dennoch unbegründet.

Lasst euch nicht verrückt machen – und steht euch selbst nicht mit überzogenen Ansprüchen im Weg 😉

Interessenkonflikte

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Der Autor gibt an, dass keine Interessenkonflikte bestehen.

Quellen

Bundesamt für Justiz (2023): Approbationsordnung für Ärzte vom 27. Juni 2002 (BGBl. I S. 2405), die zuletzt durch Artikel 2 der Verordnung vom 7. Juni 2023 (BGBl. 2023 I Nr. 148) geändert worden ist, abgerufen unter https://www.gesetze-im-internet.de/_appro_2002/BJNR240500002.html am 15.09.2024

Institut für medizinische und pharmazeutische Prüfungsfragen (2024): Herbst 2024Erster Abschnitt der Ärztlichen Prüfung, abgerufen unter https://www.impp.de/pruefungen/medizin/l%C3%B6sungen-und-ergebnisse.html am 15.09.2024

Institut für medizinische und pharmazeutische Prüfungsfragen (2022): Ergebnisse des Ersten Abschnitts der Ärztlichen Prüfung – Frühjahr 2022, abgerufen unter https://www.impp.de/informationen/berichte/ergebnisberichte/medizin.html?file=files/PDF/Berichte/Ergebnisberichte/Medizin/Bericht%20M1%202022-1.pdf am 15.09.2024

Institut für medizinische und pharmazeutische Prüfungsfragen (2022): Ergebnisse des Ersten Abschnitts der Ärztlichen Prüfung – Herbst 2021, abgerufen unter https://www.impp.de/informationen/berichte/ergebnisberichte/medizin.html?file=files/PDF/Berichte/Ergebnisberichte/Medizin/Bericht%20M1%202021-2.pdf am 15.09.2024

Landesprüfungsamt für Studierende der Medizin und Pharmazie Rheinland-Pfalz (2024): Krankenpflegedienst – Merkblatt, Stand August 2024, abgerufen unter https://lsjv.rlp.de/fileadmin/lsjv/Themen/Gesundheit/Gesundheitsberufe/LPA/Medizin/Krankenpflegedienst_MB.pdf am 15.09.2024

Landesprüfungsamt für Studierende der Medizin und Pharmazie Rheinland-Pfalz (2020): Merkblatt über die Ausbildung in Erster Hilfe nach § 5 der Approbationsordnung für Ärzte (ÄAppO) in der jeweils geltenden Fassung, Stand Mai 2020, abgerufen unter https://lsjv.rlp.de/fileadmin/lsjv/Themen/Gesundheit/Gesundheitsberufe/LPA/Medizin/Erste_Hilfe_MB.pdf am 15.09.2024

SaniOnTheRoad (2024): Das vierte Semester, abgerufen unter https://saniontheroad.com/das-vierte-semester/ am 15.09.2024

SaniOnTheRoad (2024): Die Vor-Vorbereitung, abgerufen unter https://saniontheroad.com/die-vor-vorbereitung/ am 15.09.2024

SaniOnTheRoad (2024): Lernen lernen, abgerufen unter https://saniontheroad.com/lernen/ am 15.09.2024

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Über SaniOnTheRoad

Das Physikum

SaniOnTheRoad

Notfallsanitäter, Teamleiter und Administrator des Blogs. Vom FSJler über Ausbildung bis zum Haupt- und Ehrenamt im Regelrettungsdienst und Katastrophenschutz so ziemlich den klassischen Werdegang durchlaufen. Mittlerweile beruflich qualifizierter Medizinstudent im klinischen Abschnitt des Studiums. Meine Schwerpunkte liegen auf Ausbildungs- und Karrierethemen, der Unterstützung von Neueinsteigern, leitliniengerechten Arbeiten sowie Physiologie, Pathophysiologie, Pharmakologie und EKG für den Rettungsdienst. Mehr über mich hier.

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