2.5 Organsysteme – ein Überblick

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Lernziele

Nach diesem Beitrag kennst Du

  • die Bedeutung der Organsysteme im Gesamtorganismus,
  • grundlegenden Aufbau und Funktion der wichtigsten Organsysteme.

Abstract

Organsysteme sind mehrere, funktionell zusammenhängede Organe, die gemeinsam einen oder mehrere bestimmte Zwecke für den Gesamtorganismus erfüllen.

Insgesamt werden neun große Organsysteme des Menschen unterschieden, die untereinander ebenfalls miteinander verknüpft sind, sich gegenseitig beeinflussen und sich teilweise Organe „teilen“.

In diesem Beitrag erfolgt eine Kurzvorstellung der wichtigsten Organsysteme und ihrer Hauptfunktionen, die in nachfolgenden Beiträgen im Detail betrachtet werden.

Inhaltsverzeichnis

Einleitung

„Vom Kleinen in das Große“ ist der Sprung von Zellen und Gewebe zu den Organsystemen. Dieser Beitrag soll lediglich eine erste Übersicht über die im Rahmen der Rettungssanitäterausbildung besonders wichtigen Organsysteme liefern, die in den folgenden Beiträgen noch einmal im Detail beleuchtet werden.

Organsysteme im Allgemeinen

Grundlage für den Aufbau des Körpers liefert die Zelle – viele gleichartig differenzierte Zellen bilden Gewebe aus. Aus verschiedenen Geweben werden die Organe gebildet.

Organe sind dabei die größten abgegrenzten Funktionseinheiten des Körpers, die eine (oder mehrere) spezifische Funktionen für den Gesamtorganismus übernehmen.

Funktionell bilden sich aus mehreren funktionell zusammenhängenden Organen Organsysteme aus, die gemeinsam und im Zusammenspiel für elementare Körperfunktionen verantwortlich sind.

Der Gesamtorganismus ist wiederum die Gesamtheit aller Organsysteme.

Allgemein werden dabei unterschieden

  • das Atmungssystem,
  • das Herz-Kreislauf-System
  • das Nervensystem,
  • das Hormonsystem,
  • das Verdauungssystem,
  • das Urogenitalsystem,
  • der Bewegungsapparat,
  • die Haut und
  • das Immunsystem.

Dabei hängen die Organsysteme untereinander jedoch ebenfalls funktionell zusammen, es gibt zahlreiche Schnittstellen und einige Organe lassen sich zu mehreren Organsystemen zurechnen, da sie für mehrere entsprechende Aufgaben übernehmen.

Eine isolierte Betrachtung einzelner Organsysteme muss daher als didaktische Vereinfachung gesehen werden – aus Sicht der Physiologie ist dies nicht vollends korrekt.

Prüfungsrelevant

  • Organsysteme sind funktionell zusammengehörige Organe, die gemeinsam spezifische Aufgaben für den Gesamtorganismus übernehmen

Herz-Kreislauf-System

Das Herz-Kreislauf-System besteht aus dem Herz selbst sowie den Gefäßen mit dem darin befindlichen Blut.

Hauptaufgabe ist es, das Blut durch den Körper zu pumpen und so die Sauerstoff- und Nährstoffversorgung der Zellen sicherzustellen.

Unterschieden wird hier in den „kleinen Kreislauf“ (Lungenkreislauf), über den Kohlendioxid in die Lunge abgegeben und Sauerstoff in das Blut aufgenommen wird, sowie den „großen Kreislauf“ (Körperkreislauf), über den die Versorgung des Körpers mit Sauerstoff sichergestellt wird und von den Zellen produziertes Kohlendioxid abtransportiert wird.

Ferner erfolgt auch eine Beteiligung an der Immunabwehr (durch den Transport von Abwehrzellen) wie auch eine Mitwirkung an der Temperaturregulation – durch Gefäßweit- oder -engstellung und durch den Blutfluss an sich.

Prüfungsrelevant

  • Herz-Kreislauf-System: besteht aus Herz, Gefäßen und mittelbar Blut
  • Aufgaben: Sauerstoff- und Nährstoffversorgung des Körpers mittels Blutfluss

Das Atmungssystem

Überblick über das Atmungssystem. Quelle: Wikimedia Commons/LadyofHats, gemeinfrei.

Das Atmungssystem wird aus den luftleitenden Atemwegen sowie der Lunge, wo an den Lungenbläschen (Alveolen) der Gasaustausch stattfindet, gebildet.

Hauptaufgabe ist hier einerseits die Sauerstoffaufnahme ins Blut, andererseits die Abgabe von Kohlendioxid aus dem Blut in die Alveolen, welches dann abgeatmet wird.

Das Atmungssystem sorgt somit einerseits dafür, dass ausreichend Sauerstoff für die ATP-Synthese und damit für alle energieverbrauchenden Prozesse des Körpers vorhanden ist; andererseits sorgt es durch die Elimination von dabei anfallenden Kohlendioxid für eine Regulation des Säure-Basen-Haushalts des Körpers.

Prüfungsrelevant

  • Atmungssystem: besteht aus luftleitenden Atemwegen und der Lunge; dient dem Gasaustausch (Aufnahme von Sauerstoff, Abgabe von Kohlendioxid)

Verdauungssystem

Übersicht Verdauungssystem. Quelle: Wikimedia Commons/LadyofHats, gemeinfrei.

Das Verdauungssystem wird gebildet aus Mundhöhle, Rachen, Speiseröhre, Magen sowie den verschiedenen Abschnitten des Dünn- und Dickdarms – ferner sind Leber, Gallenblase und Bauchspeicheldrüse daran beteiligt.

Die Hauptaufgabe des Verdauungssystems besteht in der Zerkleinerung und Aufspaltung der Nahrung zur Nährstoff- und Wasseraufnahme sowie der Ausscheidung nicht weiter verwertbarer Nahrungsbestandteile.

Damit ist das Verdauungssystem unmittelbar an der Energiebereitstellung des Körpers beteiligt.

Prüfungsrelevant

  • Verdauungssystem: Mundhöhle, Rachen, Speiseröhre, Magen sowie den verschiedenen Abschnitten des Dünn- und Dickdarms; ferner Leber, Gallenblase und Bauchspeicheldrüse; dient der Vorbereitung der Nahrung zur Nährstoff- und Wasseraufnahme

Nervensystem

Gesamtüberblick über das Nervensystem. Quelle: Wikimedia Commons/TheEmirr, CC-BY 3.0-Lizenz.

Das Nervensystem wird gebildet aus den eigentlichen Nervenzellen, den Neuronen, sowie den umgebenden Gliazellen.

Die Einteilung des Nervensystems kann sowohl der Lage nach (topografisch), als auch funktionell erfolgen.

Topografisch wird hier zwischen dem zentralen Nervensystem, bestehend aus Gehirn und Rückenmark, und dem peripheren Nervensystem, welches die übrigen Anteile bildet, unterschieden. Funktionell wird das Nervensystem nach der „Steuerung“ in willkürlich (somatisch) und unwillkürlich (vegetativ) unterschieden.

Aufgabe des Nervensystems ist die bewusste oder unbewusste kurzfristige Steuerung verschiedenster Körperfunktionen durch von den Nervenzellen gebildete und weitergeleitete elektrische Reize. Dabei bestehen entsprechende Wechselwirkungen und Verknüpfungen zwischen und zu den Zielorganen selbst wie auch zum Hormonsystem.

Prüfungsrelevant

  • Nervensystem: besteht aus Neuronen und Gliazellen; dient der bewussten oder unbewussten kurzfristigen Steuerung verschiedenster Körperfunktionen
  • topografische Einteilung des Nervensystems: zentrales Nervensystem (ZNS) und peripheres Nervensystem (PNS)
  • funktionelle Einteilung des Nervensystems: somatisches Nervensystem und vegetatives Nervensystem

Hormonsystem

Das Hormonsystem – auch endokrines System – fungiert ähnlich dem Nervensystem als Steuerung verschiedenster Körperfunktionen, agiert allerdings typischerweise langsamer und langfristiger (z.B. Adrenalinausschüttung bei Stress: Minuten; Wachstum: Jahre).

Verantwortlich für die Hormonausschüttung sind die endokrinen Drüsen, darunter die Hypophyse, die Epiphyse, Schilddrüse und Nebenschilddrüse oder auch die Nebenniere.

Die Hormonausschüttung unterliegt teilweise sehr komplexen Regelkreisen und wird auch teilweise durch das Nervensystem beeinflusst.

Bewegungsapparat

Der Bewegungsapparat wird aus dem knöchernen Skelett, der Skelettmuskulatur sowie Sehnen, Sehnenscheiden und Bändern gebildet.

Der Bewegungsapparat gibt dem Körper einerseits Form und Struktur, ermöglicht andererseits allerdings auch die gezielte, aktive Bewegung. Hierfür besteht eine enge Vernetzung der Skelettmuskulatur mit dem Nervensystem.

Neben den Hauptaufgaben übernimmt der Bewegungsapparat auch weitere Aufgaben – zum Beispiel beim Erhalt der Körperwärme (Muskelzittern bei Kälte) oder durch die Blutbildung durch das rote Knochenmark in einigen Knochen.


Zusammenfassung

  • Organsysteme sind funktionell zusammengehörige Organe, die gemeinsam spezifische Aufgaben für den Gesamtorganismus übernehmen
  • Herz-Kreislauf-System: besteht aus Herz, Gefäßen und mittelbar Blut – Aufgaben: Sauerstoff- und Nährstoffversorgung des Körpers mittels Blutfluss
  • Atmungssystem: besteht aus luftleitenden Atemwegen und der Lunge; dient dem Gasaustausch (Aufnahme von Sauerstoff, Abgabe von Kohlendioxid)
  • Verdauungssystem: Mundhöhle, Rachen, Speiseröhre, Magen sowie den verschiedenen Abschnitten des Dünn- und Dickdarms; ferner Leber, Gallenblase und Bauchspeicheldrüse; dient der Vorbereitung der Nahrung zur Nährstoff- und Wasseraufnahme
  • Nervensystem: besteht aus Neuronen und Gliazellen; dient der bewussten oder unbewussten kurzfristigen Steuerung verschiedenster Körperfunktionen
  • topografische Einteilung des Nervensystems: zentrales Nervensystem (ZNS) und peripheres Nervensystem (PNS)
  • funktionelle Einteilung des Nervensystems: somatisches Nervensystem und vegetatives Nervensystem

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  • grundlegenden Aufbau und Funktion der wichtigsten Organsysteme.

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Der Autor gibt an, dass keine Interessenkonflikte bestehen.

Quellen

Aumüller G. et al. (2020): Duale Reihe Anatomie, 5. Auflage. Georg Thieme Verlag KG, Stuttgart. ISBN 978-3-13-243502-5. DOI: 10.1055/b-007-170976. Hier erhältlich: https://amzn.to/3JI8Xry Affiliate-Link

Dönitz S., Flake F. (2015): Mensch Körper Krankheit für den Rettungsdienst, 1. Auflage. Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, München. ISBN 978-3-437-46201-6. 3. Auflage (2020): ISBN 978-3-437-46203-0. Aktuelle Auflage (3. Auflage, 2020) hier erhältlich: https://amzn.to/3BNVTic Affiliate-Link

Enke K., Flemming A., Hündorf H.-P., Knacke P., Lipp R., Rupp P. (2018): Lehrbuch für präklinische Notfallmedizin, Band A, 5. Auflage. Verlagsgesellschaft Stumpf & Kossendey mbH, Edewecht. ISBN: 978-3-943174-43-4. Aktuelles Gesamtwerk (3 Bände, 6. Auflage, 2019) hier erhältlich: https://amzn.to/3s8xH6L Affiliate-Link

SaniOnTheRoad (2022): 2.4 Das Gewebe, abgerufen unter https://saniontheroad.com/2-4-das-gewebe/ am 17.08.2022

SaniOnTheRoad (2022): 2.3 Die Zelle, abgerufen unter https://saniontheroad.com/2-3-die-zelle/ am 17.08.2022

SaniOnTheRoad (2022): 2.1 Naturwissenschaftliche Grundlagen, abgerufen unter https://saniontheroad.com/2-1-naturwissenschaftliche-grundlagen/ am 17.08.2022

Vaupel P., Schaible H.-G., Mutschler E. (2015): Anatomie, Physiologie, Pathophysiologie des Menschen, 7. vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart. ISBN 978-3-8047-2979-7. Hier erhältlich: https://amzn.to/3xnOm9A Affiliate-Link

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Notfallsanitäter, Teamleiter und Administrator des Blogs. Vom FSJler über Ausbildung bis zum Haupt- und Ehrenamt im Regelrettungsdienst und Katastrophenschutz so ziemlich den klassischen Werdegang durchlaufen. Mittlerweile beruflich qualifizierter Medizinstudent im klinischen Abschnitt des Studiums. Meine Schwerpunkte liegen auf Ausbildungs- und Karrierethemen, der Unterstützung von Neueinsteigern, leitliniengerechten Arbeiten sowie Physiologie, Pathophysiologie, Pharmakologie und EKG für den Rettungsdienst. Mehr über mich hier.


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