Erste-Hilfe-Basics – eine Kategorie, eine Zielsetzung: Grundlagen der Ersten Hilfe einfach, unkompliziert und anschaulich zu erklären.
Herzinfarkte sind keine Seltenheit – sie stellen eine recht häufige Notlage und einen häufigen Grund eines Notrufs dar. Rund 300 Infarkte ereignen sich jährlich pro 100.000 Einwohner. Fast 30 % der Patienten versterben binnen eines Jahres – die höchste Sterblichkeit zeigt sich innerhalb der ersten Stunde nach dem Infarkt.
Das Erkennen eines Infarktverdachts und das richtige Handeln stellen somit wichtige Kenntnisse und Fähigkeiten für den Ersthelfer da.
Inhaltsverzeichnis
Grundregeln
Grundregel Nr. 1: Ruhe bewahren!
Bei einem Infarktverdacht ist jede Form von Stress und Panik kontraproduktiv und kann die Situation des Patienten deutlich verschlechtern! Beruhigen, kontinuierlich betreuen und jegliche Belastung vermeiden sind die Gebote der Stunde.
Grundregel Nr. 2: Nicht jeder Brustschmerz ist ein Herzinfarkt!
Eine Grundabschätzung der Wahrscheinlichkeit muss zwangsläufig erfolgen. Gerade bei Risikopatienten (Alter > 60 Jahren, Bluthochdruck, Raucher, Übergewichtig, Diabetiker) sollte jedoch im Zweifelsfall eher von einem Infarkt ausgegangen werden, auch bei eher untypischer Symptomatik
Bewegungs- und/oder atemabhängige Brustschmerzen sind für einen Infarkt untypisch – schließen ihn aber nicht aus.
Siehe auch
Grundregel Nr. 3: Frühzeitig Hilfe anfordern!
Ein frühzeitiges Absetzen des Notrufs ist das A und O – nur so kann eine Behandlung eingeleitet werden und es besteht die Möglichkeit, auf Komplikationen wie lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen zu reagieren.
Siehe auch
Infarktpatienten werden niemals selbst in die Klinik gefahren!
Einen Herzinfarkt erkennen
Basics
- Leitsymptom: typischer Brustschmerz
- „DEN BLOB“: Druck- und Engegefühl in der Brust, brennende Brustschmerzen mit Ausstrahlung in den linken Arm, Oberbauch und Kiefer
- Nicht alle Symptome müssen zutreffen – Druck- und Engegefühl meist zuverlässiger Indikator
Leitsymptom des Herzinfarktes ist der typische Brustschmerz (Angina pectoris) – er besteht vor allem aus einem Druck- und Engegefühl des Brustkorbs, oft in Kombination mit einem brennenden Schmerz hinter dem Brustbein.
Eine Ausstrahlung des Schmerzes kommt recht häufig vor und betrifft dann meist den linken Arm, den Oberbauch, Hals und/oder Kiefer oder auch den Rücken. Die Ausstrahlung kann sehr variabel sein und auch komplett fehlen.
Wir merken uns für die Leitsymptomatik „DEN BLOB“: Druck- und Engegefühl in der Brust, brennende Brustschmerzen mit Ausstrahlung in den linken Arm, Oberbauch und Kiefer
Der typische Brustschmerz ist unbedingt als infarktverdächtig zu werten und dementsprechend zu handeln!
Weitere Symptome, die im Rahmen eines Infarktes auftreten können, sind beispielsweise
- Atemnot,
- Blässe, Kaltschweißigkeit,
- Todesangst,
- Übelkeit, Erbrechen
Was tun?
Basics
- Herzinfarkt erkennen: typischer Brustschmerz („DEN BLOB“)? Untypische Symptomatik bei hohem Risiko? Infarktverdacht!
- Frühzeitig Hilfe organisieren – frühzeitiger Notruf essentiell!
- Belastungen vermeiden, psychische Betreuung sicherstellen
- Lagerung: mit erhöhtem Oberkörper lagern. Ausnahme: Kreislaufprobleme, dann Flachlagerung. Keine Schocklage!
- Bei Atemnot beengende Kleidung öffnen
- bei Bewusstlosigkeit stabile Seitenlage, bei Herz-Kreislauf-Stillstand Herz-Lungen-Wiederbelebung beginnen
Herzinfarkt erkennen
Bei Vorliegen des Leitsymptoms Brustschmerz an Herzinfarkt denken! Wir denken an „DEN BLOB“ – trifft dieser zu, liegt grundsätzlich ein begründeter Infarktverdacht vor!
Hilfe organisieren
Bei einem offensichtlich begründeten Verdacht („DEN BLOB“) muss umgehend der Notruf (über die 112) abgesetzt werden.
Befindet man sich im öffentlichen Raum, sollte umgehend weitere Hilfe, z.B. durch Passanten, organisiert werden. Wenn in der Nähe vorhanden, sollte man einen AED holen lassen – niemals selbst gehen und den Patienten alleine lassen!
Bei untypischen (aber möglichen) Symptomen eines Risikopatienten sollte ebenfalls direkt der Notruf (über die 112) abgesetzt werden, ebenso in allen Zweifelsfällen. Bei untypischen Symptomen und einem niedrigen Risiko sollte der Hausarzt oder der ärztliche Bereitschaftsdienst (116117, ohne Vorwahl) verständigt werden.
Erstmaßnahmen ergeifen
Der Betroffene sollte nach Möglichkeit sicher hingesetzt werden, sodass er auch bei einem Bewusstseinsverlust nicht herunterfällt – gegebenenfalls bieten sich Sessel, Sofa oder der Boden an
Der Oberkörper sollte erhöht gelagert werden (sitzen bietet sich da an) – Ausnahme: bei Blässe, Kaltschweißigkeit und Schwindel sollte der Betroffene flach hingelegt werden. Keine Schocklage!
Bei zusätzlicher Atemnot ist beengende Kleidung zu öffnen und auf Frischzuluftzufuhr zu achten.
Insbesondere im öffentlichen Raum ist ein ausreichender Wärmeerhalt zwingend notwendig – Decke organisieren lassen!
Der Betroffene ist zu beruhigen – jeglicher zusätzlicher Stress und jede zusätzliche Belastung muss vermieden werden. Herumlaufen ist tabu!
Bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes ist der Betroffene kontinuierlich weiter zu betreuen – er wird niemals allein gelassen!
Wird der Betroffene bewusstlos, erfolgt eine Atemkontrolle mit überstrecktem Kopf und er wird bei normaler Atmung in die stabile Seitenlage verbracht. Ist der Betroffene bewusstlos und atmet nicht normal, wird mit der Herz-Lungen-Wiederbelebung begonnen.
Vorsorge ist besser als Nachsorge
Risikopatienten sollten ihren Gesundheitszustand regelmäßig ärztlich kontrollieren lassen.
Die Ratschläge zur persönlichen Notfallvorsorge sollten unbedingt beherzigt werden – von Risikopatienten, als auch von ihren Angehörigen!
Da auch die Erste Hilfe stetig im Wandel ist und nur ein regelmäßiges Training eine sichere Anwendung garantiert, ist eine Auffrischung der Kenntnisse, spätestens alle zwei Jahre, eigentlich als Pflicht anzusehen.
Ärztlicher Bereitschaftsdienst
Für alle Erkrankungen und medizinischen Probleme, die nicht akut lebensgefährlich sind (aber dennoch zeitnah ärztlich behandelt werden sollen), gibt es den ärztlichen Bereitschaftsdienst. Dieser übernimmt die Aufgaben des Hausarztes außerhalb der üblichen Sprechstundenzeiten und macht bei Bedarf auch Hausbesuche.
Der ärztliche Bereitschaftsdienst ist bundesweit kostenlos unter der 116117 (ohne Vorwahl) erreichbar – auch am Wochenende, an Feiertagen und nachts. Siehe auch 116117.de.
Im Notfall
Bei akuten, lebensbedrohlichen Erkrankungen und Verletzungen ist umgehend Erste Hilfe zu leisten und der Rettungsdienst zu verständigen.
Bei akuten Notfällen ist der Notruf von Feuerwehr, Rettungsdienst und Notarzt die 112 (ohne Vorwahl).
Interessenkonflikte
Der Autor gibt an, dass keine Interessenkonflikte bestehen.
Quellen
Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (2024): DGUV Information 204-006 – Anleitung zur Ersten Hilfe, Stand 01/2024 abgerufen unter https://publikationen.dguv.de/widgets/pdf/download/article/698 am 25.02.2024
Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (2023): DGUV Information 204-007 – Handbuch zur Ersten Hilfe, Stand 03/2023 abgerufen unter https://publikationen.dguv.de/widgets/pdf/download/article/826 am 25.02.2024
SaniOnTheRoad (2020): Persönliche Erste-Hilfe-Ausrüstung und Notfallvorsorge, abgerufen unter https://saniontheroad.com/einen-notfall-erkennen/ am 03.02.2022
SaniOnTheRoad (2019): Absicherung, Eigenschutz und Notruf, abgerufen unter https://saniontheroad.com/absicherung-eigenschutz-und-notruf/ am 03.02.2022
SaniOnTheRoad (2019): Die stabile Seitenlage, abgerufen unter https://saniontheroad.com/die-stabile-seitenlage/ am 03.02.2022
SaniOnTheRoad (2019): Die Herz-Lungen-Wiederbelebung durch Ersthelfer, abgerufen unter https://saniontheroad.com/die-herz-lungen-wiederbelebung-durch-ersthelfer/ am 03.02.2022
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