Rescue-Strategien fürs NotSan-Examen

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Bei „Aus dem Pflaster-Laster“ berichte ich von Einsätzen, dem Alltag auf der Rettungswache und von aktuellen Themen – von purer Routine bis zum Drama. Am Ende ziehe ich mein Fazit der Einsätze und zeige auf, was gut lief und was besser laufen könnte. Namen von Patienten, Orten und Kollegen lasse ich selbstverständlich aus.

Inhaltsverzeichnis


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Was Rescue-Strategien sind und wann man sie braucht

Die Unterstützung von angehenden Notfall- und Rettungssanitätern ist für mich sowohl im realen Leben, als auch hier auf dem Blog durchaus eine Herzensangelegenheit – und ein entsprechender Schwerpunkt. Es macht nicht nur Spaß, Wissen zu vermitteln und die Entwicklung der Kollegen zu sehen, sondern es setzt auch neue Impulse und Denkanstöße für mich selbst.

Und so gerne ich es mache, so oft sehe ich dann aber auch Geschichten, die unweigerlich zu Problemen führen. Das erstaunliche dabei ist: sie laufen praktisch immer exakt gleich ab.

Es beginnt mit der Aussage eines Azubis nach dem – meist sehr mäßigen bis knapp bestandenen – Zwischenexamen zum Abschluss des zweiten Lehrjahres à la

„Für das Examen muss ich noch etwas machen!“

…und dann geht erstmal ganz viel Zeit ins Land, in der man nichts hört (und auch nichts passiert). Ein halbes Jahr später gibt es die selbe Aussage nochmal – vielleicht wird noch ein „wirklich“ eingefügt. Und es passiert: nichts. Wieder drei Monate später hört man die Geschichte nochmal…mit einem „wirklich wirklich“. Und es passiert nichts.

Wenn dann noch vier Wochen bis zur ersten Prüfung sind, kommt dann der panische Anruf mit

„Hast Du Zeit?“

Und spätestens wenn man dann das erste Mal zusammen sitzt und wirklich das erste Mal etwas in Richtung Prüfungsvorbereitung mit denjenigen macht, dass es nicht um den Feinschliff geht, sondern man aus Kohle erstmal in Richtung Diamant gehen muss.

Typischerweise ist hier nicht nur „keine Zeit“, sondern es bestehen riesengroße Defizite in absoluten Grundlagenthemen. Und hier wären wir dann auch beim Thema…

Eine „Rescue-Strategie“ ist nichts anderes als die Ultima ratio des Azubis, ein letztes Ave Maria, um das Durchfallen bei der staatlichen Prüfung zu verhindern. Sinngemäß also ein Notfall(lern)plan, um das schlimmste zu verhindern – um ein gutes Ergebnis geht es hier nicht.

Die Zielsetzung der Rescue-Strategie ist letztendlich ein Bestehen um jeden Preis und selbst ein glatter 4,0-Schnitt ist in diesem Falle ein Erfolg.

Im Gegensatz zu einer guten Prüfungsvorbereitung – die nicht nur wesentlich zeitaufwändiger, sondern auch umfassender ist – wird hier der Fokus auf andere Schwerpunkte gesetzt und gnadenlos Themen aus der Vorbereitung gestrichen. „Schnell und einfach“ sind hier wichtiger als „Umfassend und exakt“.

„Nicht schön, aber selten (?)“

Ich muss es wirklich betonen: es handelt sich hierbei um keine gute Prüfungsvorbereitung. Ein gutes Ergebnis wird man mit dieser Vorbereitung (und den üblichen Voraussetzungen, die vorliegen, wenn man über die Rescue-Strategie nachdenken muss) nicht bekommen.

Wir können uns also sicher darauf einigen, dass das Unterfangen nicht „schön“ wird – und ganz so „selten“ ist es auch nicht…

Es gibt immer fachlich stärkere und schwächere Azubis, es gibt immer besser und schlechter organisierte Azubis und immer motiviertere und unmotiviertere. Mal bunt gemischt, mal für einen Jahrgang relativ ähnlich.

Der Fall, dass man die Karte „Rescue-Strategie“ ziehen muss, kommt durchaus regelmäßig vor – seit Beginn meiner Ausbildung ist fast kein Jahr vergangen, in dem nicht zumindest ein Azubi bei dieser Strategie gelandet ist.

Wenn es also euch betrifft: ihr seid durchaus in guter Gesellschaft.

Es kann eine Vielzahl an Gründen geben, die dazu führen und noch viel mehr Gründe, die dann regelmäßig vorgebracht werden. Die Begründungen können gut oder weniger gut sein. Im Regelfall sind sie letzteres.

Der Notfall-Lernplan

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Photo by Anna Tarazevich on Pexels.com

Genug der Vorrede, gehen wir in medias res!

Ein paar Punkte sind für den Notfall-Lernplan im Sinne einer Rescue-Strategie durchaus wichtig.

Gnadenloser Realismus

Der erste Punkt ist meines Erachtens der härteste und pädagogisch am wenigsten wertvolle. Milde ausgedrückt: man muss sich erstmal eingestehen, dass man ein Problem hat.

Rettungsdienstlich-direkt ausgedrückt: man muss damit aufhören, sich selbst zu belügen. Nein, die Leistung reicht nicht zum Bestehen der Prüfung. Nein, die Zeit reicht nicht aus, um alle Defizite auszubügeln. Das ist der Stand der Dinge – wäre es anders, würde man nicht über die Rescue-Strategie nachdenken.

Und auch die Kollegen sollten an der Stelle nicht beschwichtigen oder bauchpinseln – man sollte hier gnadenlos ehrlich den Azubis gegenüber sein. Hier ist zum „Schönreden“ keine Zeit.

Und ja, das tut weh – und es wird einige auch sehr deutlich treffen. Um ein Problem in den Griff zu kriegen, muss ein Problem aber erstmal vollumfänglich bewusst sein.

Zeit- und Themenmanagement

Maßgeblich sind dann die Fragen:

  • Wie viel Zeit habe ich noch? und
  • Was muss ich an Themen durcharbeiten?

Bei dieser Überlegung müssen noch verbliebene Dienste auf der Wache, Schultage in der Berufsfachschule und unaufschiebliche Termine berücksichtigt werden – und bestenfalls ein oder zwei Tage Puffer vor der ersten Prüfung. Hier müssen konsequent Prioritäten gesetzt werden.

Nach der verfügbaren Zeit, den bekannten Defiziten und dem Lerntempo bestimmt sich, was man an Themen in die Auswahl aufnimmt.

Eine vernünftige Themenauswahl könnte z.B. so aussehen

  1. Grundlagenthemen
  2. Krankheitsbilder
  3. Recht, QM, Einsatztaktik & Kommunikation

In aller Regel wird die Zeit so knapp sein, dass man es nicht schafft, alle relevanten Themen durchzuarbeiten. Tritt der Fall ein, gelten zwei Grundprinzipien:

  • Fokus auf die Basics: wenn grundlegende Pathomechanismen verstanden wurden, kann man sich sehr viel herleiten, ohne es eigentlich zu wissen
  • Häufiges ist häufig, seltenes ist selten: „große Krankheitsbilder“ kommen weitaus häufiger vor und bringen meist viele Punkte

Was benötigt man?

Der Austausch, das Lernen und das Abfragen mit bzw. durch Kollegen ist hier ein essentieller Bestandteil. Nicht nur motivationstechnisch erscheint das sinnvoll, sondern hilft auch, die eigenen Stärken und Schwächen sowie alternative Erklärungen kennen zu lernen.

Vor allem: es hilft ungemein, dranzubleiben, wenn man regelmäßig zu den „Lernterminen“ mit Kollegen erscheinen muss.

Man kann, darf und sollte hier gerne mehrere (fachlich fitte) Kollegen mit einspannen.

Um Fachliteratur wird man hier nicht drumherum kommen: wenn also nicht vorhanden, sollte man wirklich dringend das Geld in ein Buch zur Prüfungsvorbereitung investieren:

Für das Durcharbeiten der vorhandenen oder nicht-vorhandenen Mitschriften aus drei Jahren ist in aller Regel keine Zeit.

Grundlagenthemen

Das erste, womit man sich lerntechnisch wirklich auseinandersetzt, sind die Grundlagenthemen. Was ist damit gemeint?

Gemeint sind damit:

Manch einer wird sich an dieser Stelle fragen: Wie soll mir das helfen, die Prüfung zu bestehen?

Auch wenn die Zelle und medizinisch-naturwissenschaftliche Grundlagen wohl die meistgehassten Themen der NotSan-Ausbildung sind, sind sie gerade bei einer Rescue-Strategie die essentiellsten Themen.

Warum? Sie erklären einem unheimlich viel – sogar fast alles notfallmedizinisch relevante. Es ist praktisch egal, welches Notfallbild man nimmt; die grundlegenden Pathomechanismen auf zellulärer Ebene sind fast immer die gleichen.

Man hat mit dieser Variante sogar zwei Vorteile:

  1. Man spart erheblich Zeit beim Lernen der Krankheitsbilder und Medikamente, da man immer wieder auf die gelegte Basis zurückgreifen kann und
  2. Man kann sogar Krankheitsbilder und Medikamente erklären, die man nicht explizit gelernt hat

Die Zeit für die unbeliebten und lästigen Grundlagenthemen ist also exzellent investiert.

Krankheitsbilder

Die Rescue-Strategie zum Lernen der Krankheitsbilder ist dann wiederum denkbar einfach – und beruht in diesem Fall auf einer „Lernzettel-Strategie“, ggf. können Karteikarten zusätzlich erstellt werden.

Vorgabe ist hier ein stets gleicher Aufbau, die Beschränkung auf maximal eine DIN-A4-Seite und das Abarbeiten in Stichpunktform. Zum einen, um sich auf das wesentliche zu beschränken, zum anderen um Zeit zu sparen.

Gerade hierfür hat sich entsprechende Literatur zur Prüfungsvorbereitung durchaus bewährt und kann eine entsprechende Vorlage bieten.

Themen, die unbedingt mit dabei sein müssen, sind meines Erachtens

  • Die „Big Five des Thoraxschmerzes“, vor allem
    • Akutes Koronarsyndrom,
    • Lungenarterienembolie und
    • Spannungspneumothorax
  • Bradykarde und tachykarde Herzrhythmusstörungen,
  • Asthma bronchiale & COPD,
  • Lungenödem,
  • Schlaganfall,
  • Krampfanfall,
  • Blutzuckerentgleisungen,
  • Schock und
  • Reanimation.

Lernen

Irgendwie muss man letztendlich auch zum Lernen kommen – und zumindest ein paar Grundsätze des „Lernen lernen“ sollen auch hier in einer vereinfachten Form Anwendung finden.

Das Ausarbeiten ist quasi die Basis – und umfasst hier vor allem die Erstellung der Lernzettel und die damit verbundene Recherche. Lernen beruht auf der aktiven Auseinandersetzung mit dem Thema, dementsprechend ist es zugleich der erste Schritt des Lernens.

Treten dabei Verständnisprobleme oder Schwierigkeiten auf, muss man diese aufarbeiten – entweder durch Erklärungen von Kollegen oder der Zuhilfenahme weiterer Quellen.

Wenn das alles passt, geht es ans Durcharbeiten – sprich das Wiederholen der Zusammenfassungen – wahlweise alleine, mit Kollegen, mit Mitschülern, mit Lernzetteln oder Karteikarten. Gerade die Wiederholung ist für eine halbwegs sichere Abspeicherung des Gelernten unerlässlich.

Wie ich darüber denke

Ehrlicherweise: es schlagen hier zwei Herzen in meiner Brust – und dementsprechend auch zwei Sichtweisen, die unterschiedlicher nicht sein könnten.

Auf der kollegialen Ebene liegt hier ganz klar der Fokus auf der Unterstützung der Azubis. Die Examensvorbereitung ist an sich schon stressig und es wird nicht besser, wenn es dazu auch noch schlecht läuft. Noch länger mit Ausbildungsgehalt über die Runden kommen stellt für viele ein Problem dar – für manche ist es unmöglich.

Dazu kommt natürlich, dass vielerorts einfach ein immenser Bedarf an Notfallsanitätern besteht und man einfach jeden NotSan so schnell wie möglich benötigt.

Auf der fachlichen Ebene halte ich es hingegen für bedenklich. Wenn man derart große Defizite unmittelbar vor den staatlichen Prüfungen hat, ist man aus meiner Sicht eigentlich nicht bereit, um wirklich als Verantwortliche(r) mit Heilkundeerlaubnis auf Notfallpatienten losgelassen zu werden.

Die Verlängerung der Ausbildungszeit um ein halbes oder ein ganzes Jahr kann durchaus dazu führen, dass Defizite nachhaltig ausgeglichen werden können – und man nicht nur gut vorbereitet in die Prüfung, sondern auch in den Einsatz geht.

Wenn wir ehrlich sind…

…gibt es genau einen Grund, der dazu führt, überhaupt in diese Situation zu kommen: es wurde einfach drei Jahre lang nichts gemacht.

Und das ist der Punkt. Auch wenn liebend gerne die Schuld woanders – Wache, Praxisanleitern, Dozenten, Berufsfachschule, Krankheit, falsche Sternkonstellation… – gesucht wird, ist es am Ende doch immer wieder der Griff an die eigene Nase.

Selbst wenn wirklich alles andere suboptimal und teilweise wirklich schlecht gelaufen ist, erklärt es nicht, warum man sich selbst keine Minute hingesetzt und etwas für die Ausbildung getan hat.

Die Probleme sind auf ganzer Linie vermeidbar – und ihr solltet alles daran setzen, eine Rescue-Strategie nie zu brauchen. Und mit einer ordentlichen Vorbereitung werdet ihr sie auch nicht brauchen.

Interessenkonflikte

Der Autor gibt an, dass es sich bei den verlinkten Büchern um Affiliate-Links handelt. Es entstehen keine zusätzlichen Kosten bei der Bestellung über den Link. Eine Einflussnahme bei der Auswahl der Literatur ist dadurch nicht erfolgt. Siehe auch: Hinweise zu Affiliate-Links.

Der Autor gibt an, dass keine Interessenkonflikte bestehen.

Quellen

SaniOnTheRoad (2024): Lernen lernen, abgerufen unter https://saniontheroad.com/lernen/ am 22.06.2024

SaniOnTheRoad (2022): Kommunikation im Rettungsdienst, abgerufen unter https://saniontheroad.com/kommunikation-im-rettungsdienst/ am 22.06.2024

SaniOnTheRoad (2021): NotSan-Examen – die Prüfungsvorbereitung, abgerufen unter https://saniontheroad.com/notsan-examen-die-prufungsvorbereitung/ am 22.06.2024

SaniOnTheRoad (2020): 1.9 Einführung in das Qualitätsmanagement, abgerufen unter https://saniontheroad.com/1-9-einfuhrung-in-das-qualitatsmanagement/ am 22.06.2024

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Über SaniOnTheRoad

Rescue-Strategien fürs NotSan-Examen

SaniOnTheRoad

Notfallsanitäter, Teamleiter und Administrator des Blogs. Vom FSJler über Ausbildung bis zum Haupt- und Ehrenamt im Regelrettungsdienst und Katastrophenschutz so ziemlich den klassischen Werdegang durchlaufen. Mittlerweile beruflich qualifizierter Medizinstudent im klinischen Abschnitt des Studiums. Meine Schwerpunkte liegen auf Ausbildungs- und Karrierethemen, der Unterstützung von Neueinsteigern, leitliniengerechten Arbeiten sowie Physiologie, Pathophysiologie, Pharmakologie und EKG für den Rettungsdienst. Mehr über mich hier.


3 Kommentare zu diesem Beitrag:

Naja, viel mehr sehe ich die Probleme altgedienter RettAss (32 Jahre Dienst), die oft keine Ergänzungslehrgänge erhalten oder es finanziell hapert.
Das ist nämlich nicht ohne.
Auch gibt es hier keine adäquaten Lerngruppen.
Ich habe nun jahrelang gesucht, scheiterte immer wieder daran, dass man mir einen Status zuschrieb und FoBi verweigerte.
Das Lernen gestaltet sich im Familien- und Arbeitsalltag nebenbei echt schwierig, bis unmöglich, gerade im Wechselschuchtdienst.
Für mich führte diese unhaltbare Situation nun dazu (Als RettAss wirst du gar nicht mehr eingestellt, sondern nur noch als RettSan und dann sollst du nochmal 3 Monate die RS-Ausbildung machen. Pfffft!); den NotSan sollst du vorab srlbst finanziere und ggf. mithilfe des Arbeitsamtes…. welches dich natürlich auslacht. Für die ist wichtig, dass du Geld verdoenst und nichrvqualifiziert bist. „Fachkräfte sind egal!“, musste ich mir anhören, „Hauptsache die Leute arbeiten irgendwas.“, kam von der Agentur für Arbeit.
Da mir die RA-Quali nicht reicht, für diesen komplexen Beruf, zog ich die Konsequenzen und ging in einen komplett anderen Berufszweig. Ich bin kein Spielball und arbeite unter Wert. Nun habe ich zwar meine Passion verloren, verdiene aber mehr Gehalt.
Allerdings muss man mal eruieren, wieviele NotSans noch auf diese Art und Weise flöten gegangen sind.
SO vergrault man nämlich Fachkräfte in diesem Land und seien wir ehrlich: Was nützt einem die Passion, wenn das Geld nicht stimmt?

Hallo McNair,

ich muss es leider vorneweg nehmen: die Zeit der Rettungsassistenten ist vorbei – in den meisten Bundesländern dürfen sie nicht mehr als Verantwortliche in der Notfallrettung eingesetzt werden, die Möglichkeit zur Weiterqualifizierung zum NotSan ist mittlerweile ausgelaufen.

Es machen mich an dieser Schilderung zwei Dinge stutzig:

Zum einen die Sache mit der Fortbildung; ich nehme an, dass damit ein Vorbereitungslehrgang auf die EP/ein Repetitorium geht. Eine pauschale Verpflichtung der Arbeitgeber, dies zu übernehmen, gibt es tatsächlich nicht, sofern im Arbeitsvertrag/BV/Tarifvertrag nichts anderweitig geregelt wurde.
Dennoch haben über Jahre hinweg zahllose Arbeitgeber nicht nur mit der Weiterqualifizierung geworben (und diese selbstverständlich auch finanziert), sondern die Bereitschaft hierzu vorausgesetzt. Dass es also pauschal keine Möglichkeit gab, möchte ich also anzweifeln.

Zum anderen ist es die Sache mit der RS-Ausbildung – dies entbehrt sich jeder Grundlage; nach § 30 NotSanG ist die Berufsbezeichnung des RettAss nicht abgeschafft und nach wie vor höherwertig zum RS. Mich würde an dieser Stelle interessieren, von welcher Stelle und auf welcher Grundlage die Forderung beruht.

Wie so oft stellt sich – wie bei den Azubis im Beitrag – die Frage nach der Eigenintiative. Das insbesondere auch in Anbetracht der Tatsache, dass der Großteil des Zeitraums in eine Hochphase des Personalmangels und exzellenten Verhandlungsbedingungen für die Arbeitnehmerseite gefallen ist. Dass die Ära der Rettungsassistenten ein Ende finden wird, kam nicht von heute auf morgen, dass der RettAss irgendwann nicht mehr als Verantwortlicher in der Rettung eingesetzt werden kann, auch nicht…analog mit dem Ende der Ergänzungsprüfungen. Wir reden hier immerhin von zehn Jahren Übergangszeit, was unglaublich lange ist. Dass sich in diesem Zeitraum wirklich keinerlei praktikable Lösung finden ließ, erachte ich als seltsam.

Allerdings muss man mal eruieren, wieviele NotSans noch auf diese Art und Weise flöten gegangen sind.

Ehrlicherweise: eine Schilderung dieser Art höre ich zum ersten Mal.

Insgesamt dürfte der Effekt weitaus geringer ausfallen, als viele es annehmen: der Großteil der (ehemaligen) RettAss wurde schlichtweg NotSan. Von Sonderfällen wie in Deinem Fall abgesehen gibt es zwei Hauptgründe, warum das nicht möglich war – entweder wurde sich bewusst dagegen entschieden, oder die Prüfungen schlicht nicht bestanden. Und das ist eine absolute Minderheit der Rettungsassistenten.

LG

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