Zweites Semester: ein Zwischenbericht

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Aus der Uni – ein Rettungsdienstler berichtet vom Weg ins und aus dem Medizinstudium.

Nun ist es einen guten Monat her, dass die Vorlesungszeit begonnen hat – vier durchaus interessante Wochen im zweiten Semester liegen nun hinter mir und ich habe mal die Zeit gefunden, diese etwas Revue passieren zu lassen.

Also: wie läuft es bis jetzt?

Inhaltsverzeichnis

Was bisher geschah…

Nach dem Einstieg ins Medizinstudium, den ersten Eindrücken und einem nicht zu unterschätzenden Zeit- und Lernaufwand kam die erste Klausurenphase – den Abschluss des ersten Semesters bildete dann das Praktikum der Chemie für Mediziner in der vorlesungsfreien Zeit. Die sonst eher spärliche restliche Freizeit wurde dann für den Unterführer-Lehrgang genutzt.

Am Ende des Tages blieb die Feststellung: das erste Semester war definitiv wesentlich anstrengender als ursprünglich erwartet, es hat schon einige Kommilitonen gekostet und ich war tatsächlich froh, dass ich alles bestanden habe und einen Haken dran machen konnte.

Gleichzeitig bereitete mir der Gedanke an das, was noch kommt, durchaus Bauchschmerzen…

Generelle Impressionen aus dem zweiten Semester

Die Begeisterung für das zweite Semester hielt sich tatsächlich zu Beginn eher in Grenzen – nachdem meine Lerngruppe zu großen Teilen noch im ersten Semester festhängt, stand ich…ziemlich allein auf weiter Flur.

Der Stundenplan ist wesentlich enger getaktet und die Tage in der Uni wesentlich länger – zehn Stunden von der ersten Veranstaltung bis zum Ende der letzten habe ich an drei von fünf Tagen.

Dafür: es sind “nur” vier Veranstaltungen mit Leistungsnachweis, statt sechs im ersten Semester.

Mittlerweile muss ich allerdings auch feststellen: ich bin positiv überrascht von diesem Semester – sowohl in Hinblick auf Themen und Gestaltung, als auch auf das “Miteinander”.

Die Fächer sind im Großen und Ganzen interessanter und stellen sogar klinische Bezüge her, das “Gruppengeplänkel” hat im Allgemeinen deutlich abgenommen. Man kommt wesentlich mehr mit den Kommilitonen ins Gespräch, lernt neue Leute kennen…und erhält erstmal einen Überblick darüber, wer überhaupt mit einem studiert.

Insgesamt bin ich im Moment an einem Punkt wo ich mich zu sagen traue: ja, läuft – auch wenn’s anstrengend ist. Das Studieren macht plötzlich Spaß 😉

Die Fächer

Im diesem Semester erwarten mich drei verschiedene Fächer mit insgesamt vier Leistungsnachweisen – plus zwei Vorlesungen, die als Vorbereitung auf das kommende Wintersemester dienen.

Veranstaltungen mit Leistungsnachweis sind dieses Semester

  • der zweite Teil von Medizinischer Psychologie und Soziologie
  • Histologie – die eigentlich Kursus der mikroskopischen Anatomie heißt, und
  • Biochemie – wobei Praktikum und Seminar jeweils zwei getrennte Leistungsnachweise haben.

Die Vorbereitung auf das nächste Semester bilden die Vorlesung der makroskopischen Anatomie (präparierkursvorbereitende Vorlesung) und die Vorlesung der Physiologie – nachdem diese jetzt nicht unmittelbar relevant sind, gehe ich auf diese zum “Zeitpunkt des Geschehens” ein.

Also: was erwartet mich?

Mikroskopische Anatomie/Histologie

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Photo by Pixabay on Pexels.com

Der Kursus der mikroskopischen Anatomie ist letztendlich der “Histo-Kurs” – neben der allgemeinen Gewebelehre (der Histologie im engeren Sinne) fällt darunter eben auch die mikroskopische Anatomie der verschiedensten Organsysteme.

Wie die Beschreibung schon suggeriert: es geht in erster Linie ums Mikroskopieren und das (mehr oder weniger) verhasste Skizzieren dessen, was man sieht. Es ist so ein wenig das Revival des Bio-Praktikums aus dem ersten Semester.

Vorlesung

Die eigentliche Vorlesung wurde bereits im ersten Semester angeboten und komplett online zur Verfügung gestellt – durchgearbeitet habe ich die Themen dann nebenbei in der vorlesungsfreien Zeit.

Die Vorlesung hieß “Histologie” und beschränkte sich dabei tatsächlich auf die Themen der allgemeinen Gewebelehre – und die Schnittbildanatomie, die erst im dritten Semester wirklich relevant wird.

Ehrlicherweise muss ich sagen: ein erheblicher Teil der Themen war hier bereits aus der NFS-Ausbildung bekannt und ein wirklich großer Erkenntnisgewinn war hier nicht gegeben. Nett, dass man die Themen schon einmal vorher gehört hat – aber kriegsentscheidend ist diese Veranstaltung nicht.

Begleitvorlesung

In diesem Semester gibt es entsprechend die Begleitvorlesung zum Kursus. Im Prinzip gestaltet sich diese wie Begleitvorlesungen im ersten Semester: es werden die Themen für den nächsten Kurstag besprochen und die notwendige Theorie durchgearbeitet.

Teils gibt es hier Wiederholungen zu den Themen aus der eigentlichen Vorlesung; im Großen und Ganzen wird allerdings wesentlich intensiver auf die einzelnen Themen eingegangen. Es kommt allerdings auf den Dozenten an, wie viel die Begleitvorlesung nutzt – zwischen “das war jetzt extrem viel Input” bis zu “okay, das arbeite ich lieber noch einmal selbst durch” ist hier alles drin.

Generell ist der Besuch der Veranstaltung aber dringend zu empfehlen: auch die mikroskopische Anatomie ist ein “Hauptfach” im Physikum und wird auch gerne in der mündlichen Anatomie-Prüfung abgefragt.

Kursus

Der Kursus an sich ist das “Praktikum” und der eigentlich bewertete Teil der Veranstaltung. Und “Bio-Praktikum reloaded” ist nicht zufällig gewählt, denn im Ablauf gleicht es diesem nicht nur zu erheblichen Teilen, sondern findet auch exakt in denselben Räumen des Biopraktikums statt.

Kursvorbereitende Aufgaben sind freiwillig zu erledigen (und beinhalten in der Regel das Anfertigen von Skizzen), Kolloquien gibt es im Gegensatz zu Bio nicht, es beginnt mit einer Vorbesprechung und dem mehr oder weniger freien Mikroskopieren mit entsprechender Nachbesprechung. Das war’s dann auch schon.

Neben dem selbstständigen Arbeiten mit dem Lichtmikroskop steht auch die Auswertung elektronenmikroskopischer Bilder auf dem Programm – beides sind typische Klausurthemen.

So ganz habe ich mich mit Histo noch nicht angefreundet…teilweise sind die Themen interessant und auf den Punkt gebracht, teilweise hat man den Eindruck, dass ziemlich um den heißen Brei herumgeredet wird. Ein Lehrbuch/Kurzlehrbuch sollte man definitiv anschaffen.

Fazit: nicht mein Lieblingsfach – aber durchaus in Ordnung.

Biochemie

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Photo by RF._.studio on Pexels.com

Biochemie ist das, was Chemie im ersten Semester war – ein klassisches “Rauswaschfach”. Meine Befürchtungen hinsichtlich dieses Fachs waren entsprechend auch groß. Analog zu Chemie gibt es auch hier eine Dreiteilung aus Vorlesung, Seminar und Praktikum.

Vorlesung

Im Grunde ist die Vorlesung genau das, was eine Vorlesung normal sein soll: das recht umfangreiche Durcharbeiten von Grundlagenthemen, die für das Verständnis von Seminar und Praktikum notwendig sind.

Auch wenn die Vorlesungen “nur” 45 Minuten dauern (und dafür an allen fünf Wochentagen stattfinden), ist der Input recht umfangreich und intensiv.

Dennoch muss ich feststellen: es bleibt wesentlich mehr hängen, als bei Chemie (wohl auch, weil ich diese Vorlesung auch tatsächlich ansehe), es wurden die chemischen Grundlagen noch einmal vernünftig glatt gezogen und notwendige Grundlagenthemen wiederholt.

Im Vergleich zu Chemie finde ich die Vorlesung (trotz komplexerer Themen) um Welten verständlicher und einprägsamer – und ich habe auch den Eindruck, dass mir der Besuch der Vorlesungen etwas bringt.

Seminar

Das Biochemie-Seminar ist…anders als das Seminar in Chemie. Auch wenn es thematisch schon in gewisser Weise die Funktion einer Begleitvorlesung erfüllt, ist es ein Seminar im eigentlichen Sinne. Es stellt zudem selbst eine Veranstaltung mit Leistungsnachweis und eigener Klausur dar.

Heißt: verhältnismäßig kleine Gruppen mit 20 – 25 Studierenden und die intensive Bearbeitung von einzelnen Themenbereichen (nämlich den des Praktikums) aus unterschiedlichen Gesichtspunkten. Hierfür gibt es einen Einstieg ins Thema von den Dozenten und eine abschließende Zusammenfassung – und zwischendrin bewertete Vorträge von den Studierenden.

Im Seminar selbst wird nochmals deutlich intensiver auf die einzelnen Themen eingegangen, als es in der Vorlesung der Fall ist – etwas unpraktisch ist es, dass das Seminar bisweilen Themen deutlich vor der Vorlesung behandelt.

Jeder muss einen Vortrag zu einem vorgegebenen Thema halten, welcher in Hinblick auf wissenschaftliche Korrektheit und Verständlichkeit bewertet wird – in meinem Falle war es die “Elektrophorese der Serumproteine”, die mir eine 1- eingebracht hat. Für das Bestehen des Seminars muss der Vortrag mindestens eine 4,0 sein.

Das Seminar finde ich durchaus gut gestaltet und recht kurzweilig – und die kleineren Diskussionsrunden, die es zu den Themen gibt, lerntechnisch sehr sinnvoll.

Praktikum

Das Praktikum der Biochemie ist der zweite Teil des Fachs mit Leistungsnachweis – ebenfalls in Form einer Klausur.

Im Gegensatz zu Chemie findet das Praktikum während des Semesters statt, was für das Lernen und Vertiefen der Thematik definitiv vorteilhaft ist. Die Grundstimmung ist wesentlich entspannter als in Chemie, die Vorbereitung der Versuche ist auf ein Minimum reduziert und der Nutzen des Praktikums wird deutlicher, als es in Chemie der Fall war.

Es sind deutlich weniger Versuche pro Tag als in Chemie, es gibt eine theoretische Vorbesprechung, bei der das notwendige Grundlagenverständnis und die Versuchsdurchführung ausführlich besprochen werden, und eine gemeinsame Nachbesprechung des Themas, wodurch viele Fragen geklärt werden können und das Verständnis allgemein deutlich verbessert wird.

Zudem gibt es einige theoretische Einheiten im Praktikum – teils, weil Versuche nicht durchgeführt werden können (z.B. Radionuklide) oder weil ein Bezug zur klinischen Relevanz hergestellt wird (z.B. Alzheimer-Forschung).

So sehr ich mich vor Biochemie gefürchtet habe: ich kann mich für die Themen durchaus begeistern und finde es sogar interessant. Lerntechnisch komme ich hier wesentlich besser zurecht, als es in Chemie der Fall war.

Medizinische Psychologie und Soziologie

Ein Fach, welches keineswegs zu meinen Lieblingen im ersten Semester gehörte – und nun das so ziemlich entspannteste Fach im zweiten Semester ist.

Wo im ersten Semester eine unheimliche Stoffmenge, wöchentliche Testate und eine mäßig angenehme Klausur aufwarteten, steht das zweite Semester ganz im Zeichen der Praxis.

Den Schwerpunkt bilden hier Simulationsgespräche zu verschiedensten Themen der ärztlichen Gesprächsführung mit Schauspielpatienten und entsprechende Feedback-Runden. Durchaus eine sinnvolle Ergänzung des Lehrplans (wenngleich man über den sehr frühen Zeitpunkt streiten kann), und vor allem: etwas mit Praxisbezug.

Die Theorie wird anhand eines zur Verfügung gestellten Skriptes im Selbststudium erarbeitet – es müssen wöchentlich Übungen abgegeben werden, die allerdings nicht bewertet werden. Den Abschluss des Semesters bildet eine videobasierte Klausur.

“Psych-Soz” ist mit Sicherheit auch hier kein geschenktes Fach, allerdings wesentlich entspannter als im ersten Semester.

Interessenkonflikte

Der Autor gibt an, dass keine Interessenkonflikte bestehen.

Quellen

SaniOnTheRoad (2023): Erstes Semester – ein Rückblick, abgerufen unter https://saniontheroad.com/erstes-semester-ein-rueckblick/ am 20.05.2023

SaniOnTheRoad (2023): Die erste Klausurenphase, abgerufen unter https://saniontheroad.com/die-erste-klausurenphase/ am 20.05.2023

SaniOnTheRoad (2022): Wie läuft’s?, abgerufen unter https://saniontheroad.com/wie-laeufts/ am 20.05.2023

SaniOnTheRoad (2022): Die ersten Eindrücke, abgerufen unter https://saniontheroad.com/die-ersten-eindruecke/ am 20.05.2023

SaniOnTheRoad (2022): Mein Weg ins Medizinstudium, abgerufen unter https://saniontheroad.com/mein-weg-ins-medizinstudium/ am 20.03.2023

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Über SaniOnTheRoad

Zweites Semester: ein Zwischenbericht

SaniOnTheRoad

Notfallsanitäter, Teamleiter und Administrator des Blogs. Vom FSJler über Ausbildung bis zum Haupt- und Ehrenamt im Regelrettungsdienst und Katastrophenschutz so ziemlich den klassischen Werdegang durchlaufen. Mittlerweile beruflich qualifizierter Medizinstudent im vorklinischen Abschnitt. Meine Schwerpunkte liegen auf Ausbildungs- und Karrierethemen, der Unterstützung von Neueinsteigern, leitliniengerechten Arbeiten sowie Physiologie, Pathophysiologie, Pharmakologie und EKG für den Rettungsdienst. Mehr über mich hier.


3 Kommentare zu diesem Beitrag:

Hallo Jule,

die größte Überraschung war meines Erachtens Biochemie – zum einen wegen der schieren Stoffmenge (es ist erstaunlich, wie viel man in jeweils 45 Minuten Vorlesung packen kann), zum anderen wegen der relativ hohen Eingängigkeit im Vergleich zu Chemie. Im Prinzip hatte ich das Fach wesentlich “schlimmer” erwartet, als es sich bis jetzt herausgestellt hat; also eine positive Überraschung.

Insgesamt betrachtet hat mich dann doch überrascht, wie unnötig kompliziert vieles im ersten Semester gemacht und wie viel im laufenden Semester ausgebügelt werden musste.

LG

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